Bochum. .
„Bochum hat mit dem Gesundheitscampus und der ersten Hochschule für Gesundheit ein Potenzial erkannt. Die Strukturen stimmen. Was fehlt, sind die Menschen.“ Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen eröffnete am Freitag den Arbeitgebertag „Gesundheitswirtschaft“.
In der Rewirpower-Lounge des VfL kamen gut 200 Arbeitgeber aus der Branche zusammen, um vor allem aus Expertensicht zu hören, wie sie die Pflegeberufe attraktiver machen können.
„Wir haben noch keinen Fachkräftemangel, wohl aber einen Engpass“, sagt Udo Glantschnig, Vorsitzender der Geschäftsführung der Arbeitsagentur und Initiator der Veranstaltung. „In der Altenpflege gibt es einen erkennbaren Mangel an Mitarbeitern, die Krankenpflege wird folgen.“
Viel Handlungsbedarf
Es besteht viel Handlungsbedarf: Freiwerdende Stellen würden zu spät gemeldet, was die Wartezeit auf nachrückende Kräfte verlängert, die im Schnitt bei 122 Tagen in der Altenpflege liegt. Heute kämen hier auf eine Stelle 0,5 Bewerber; „das ist komplett ungesund“. Bei jungen Leuten rangieren Pflegeberufe bislang nicht unter den Top 10 der beliebten Jobs. Dabei, so Glantschnig, bestünden hier Riesenchancen für Schulabgänger.
„Also gilt es, sie sanft in diese Branchenrichtung zu lenken, obwohl sie daran noch gar nicht gedacht haben“, soweit die Ministerin. Die Arbeitsbedingungen müssten verbessert werden, ebenso wie die Aufstiegschancen für Frauen. Und da war Ursula von der Leyen bei ihrem aktuellen Lieblingsthema: „Gerade auch in der Pflegebranche fehlen die Karrieremöglichkeiten für Frauen. Das verhindert den Zulauf qualifizierter Kräfte. Wer zu spät kommt, den bestraft der Markt.“
"Trendsetter" beim Mindestlohn
Versöhnlicher wurde sie beim ebenso aktuellen Thema Mindestlohn und lobte die Abwesenden stellvertretend für die Gesundheitswirtschaft: „Da sind Sie Trendsetter. Mit der Festsetzung auf Grundlohn haben sie die Branche aus der Debatte um Dumpinglöhne herausgeholt.“
Dennoch führe an einer Erhöhung der Pflegeversicherung wohl kein Weg vorbei, meint Detlef Friedrich, Geschäftsführer der Contec, Unternehmensberatung für die Gesundheitswirtschaft mit Sitz am hiesigen Biomedizinzentrum. „Die Bezahlung ist noch immer nicht optimal im Verhältnis zu den Rahmenbedingungen in den Gesundheitsberufen.“
Anstoß geben für Veränderungen in der Branche
Der Arbeitgebertag sollte Anstoß geben für Veränderungen in der Branche; Referenten vom Fach sowie aus Wissenschaft und Forschung beleuchteten die Struktur der Arbeit vor dem Hintergrund des demographischen Wandels; darunter: wie können Migranten und Jobrückkehrer eingebunden werden, wie kann älteren Pflegekräften die Arbeit erleichtert werden?