Berlin. . Kinderärzte schlagen Alarm: Laut einer aktuellen Umfrage hat sich der Gesundheitszustand vieler Kinder in Deutschland in den vergangenen zehn Jahren deutlich verschlechtert. Übergewicht und psychische Probleme nehmen zu.

Immer mehr Kinder in Deutschland sind zu dick und haben psychische Probleme: Zu diesem alarmierenden Ergebnis kommt eine Umfrage unter hundert Kinderärzten im Auftrag der Krankenkasse DAK. Der am Dienstag veröffentlichen Studie zufolge sagt eine Mehrheit der Ärzte, dass sich der Gesundheitszustand der in Deutschland lebenden Kinder in den vergangenen zehn Jahren verschlechtert hat.

Bei der Bewertung des Gesundheitszustands der Kinder überwiegen die negativen Einschätzungen. Laut DAK sagten 55 Ärzte, der Zustand habe sich seit dem Jahr 2000 verschlechtert. 51 registrierten demnach bei ihren Untersuchungen, dass der Gesundheitszustand „etwas“ schlechter geworden ist, vier sprachen sogar von einer deutlichen Verschlechterung. Demgegenüber stehen allerdings 41 Ärzte, die den Zustand als besser ansehen, fünf von diesen sehen sogar eine deutliche Verbesserung. Vier Ärzte machten keine Angaben.

Verhaltensauffälligkeiten nehmen zu

Während bei der allgemeinen Bewertung das Bild also etwas uneinheitlich ist, fällt es bei speziellen Phänomenen eindeutig aus. So stellten 97 Prozent und damit fast alle der befragten Kinderärzte eine Zunahme bei psychischen Problemen und bei Verhaltensauffälligkeiten in den vergangenen zehn Jahren fest. 55 Prozent gaben sogar an, die Probleme hätten stark zugenommen. Auch beim Übergewicht sahen mit 95 Prozent fast alle Kinderärzte ein größer gewordenes Problem, hier sprachen 52 Prozent von einem starken Anstieg. Einen Anstieg bei der Zahl von Kindern mit motorischen Problemen registrierten 87 Prozent der Kinderärzte, bei Sprach- und Hörproblemen 74 Prozent, bei Haltungsschäden 65 Prozent und bei Hauterkrankungen 48 Prozent.

Den Ärzten zufolge treten die Probleme nach Altersgruppen unterschiedlich gehäuft auf. Während die Drei- bis Fünfjährigen vor allem motorische Defizite sowie Sprach- und Hörprobleme und Hauterkrankungen zeigen, sind bei den Sechs- bis Achtjährigen vor allem psychische Probleme und Übergewicht ein Problem. Haltungsschäden diagnostizieren die Ärzte demnach vor allem bei den Dreizehn- bis 14-Jährigen.

Ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel

Als größte Gesundheitsgefahren für die Kinder machten die Ärzte laut der Forsa-Befragung ungesunde Ernährung, Bewegungsmangel in der Freizeit und eine zu intensive Nutzung von Fernsehen und Computer aus. Auch dies wird fast durchweg von allen Kinderärzten gleich eingestuft. Aber auch in einer fehlenden Vorbildfunktion der Eltern, einem niedrigen Bildungs- und Einkommensstatus der Eltern sowie in zu wenigem oder zu schlechtem Sportunterricht sehen die Ärzte Risiken.

Die DAK-Expertin Christina Sewekow forderte angesichts der Zahlen, das Konzept der Früherkennung zu überprüfen. Es gehe nicht darum, die Zahl der Vorsorgeuntersuchungen auszuweiten. Vielmehr müssten bei den Untersuchungen einzelne Aspekte wie psychische Probleme oder Übergewicht stärker berücksichtigt werden. (afp)