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Deutsche Kinder werden immer dicker. Was viele auf Mc Donalds und Co. schieben, ist jedoch meist zu Hause gelernt. Denn immer öfter nutzen Eltern Essen als Erziehungsmittel.

Von Eltern gern als Moppelchen verniedlicht, haben es dicke Kinder im Alltag oft schwer. Nicht selten leiden sie unter psychischen Problemen durch Hänseleien andere Kinder und vergeblichen Diätversuchen. Neben einem schwindenden Selbstbewusstsein, hat das Übergewicht aber auch fatale Auswirkungen auf den Körper der Kleinen. Typische Alterskrankheiten, wie Diabetes, Bluthochdruck und Gelenkverschleiß, treten immer häufiger auch bei übergewichtigen Kindern auf. Doch was tun?

Kinder werden immer dicker

Der Kinder-Gesundheitsstudie des Robert-Koch-Instituts zufolge essen Kinder fettige Snacks deutlich lieber als Brot, Gemüse und Obst. Die Folge: Übergewicht. Auch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung warnt: Seit den letzten dreißig Jahren nimmt Übergewichtigkeit bei Kindern stetig zu. Heute sind etwa 15 Prozent aller 3- bis 17-Jährigen übergewichtig, davon ist jeder zweite bis dritte sogar fettleibig.

Babyspeck oder Übergewicht?

„Speckröllchen und Bauchansatz sind meist erste Anzeichen“, sagt Alexy. „Um es genau zu wissen, sollte man zum Kinderatzt gehen.“ Er kann durch eine Messung der Hautfettfalten Übergewicht feststellen. Außerdem lasse sich mit dem sogenannten Body Mass Index (BMI) berechnen, ob ein Kind zu dick ist. So geht’s: das Körpergewicht durch die Körpergröße im Quadrat dividiert. Das Ergebnis wird verglichen mit der sogenannten Perzentilkurve. Diese kann man entweder beim Kinderarzt bekommen, oder im Internet bei der Arbeitsgemeinschaft Adipositas im Kindes- und Jugendalter.

Erziehungsmittel Essen

Experten raten ab, von Schokolade als Belohnung für Hausaufgaben und Co..
Experten raten ab, von Schokolade als Belohnung für Hausaufgaben und Co.. © imago stock&people

Zur Belohnung, Bestrafung oder zum Trösten: Süßigkeiten und andere Leckereien werden oft als Erziehungsmittel eingesetzt. „Ungünstig, denn das Essen wird dabei zweckentfremdet“, sagt Ute Alexy vom Dortmunder Forschungsinstitut für Kinderernährung. „Und das fördert ein schlechtes Essverhalten.“ Kinder werden daran gewöhnt, in schwierigen Situationen zur Schokolade zu greifen und entwickeln so ein gestörtes Verhältnis zum Essen. „Und das meist bis in das Erwachsenenalter.“

Der Grundstein zur gesunden Ernährung wird, der Expertin zufolge, schon in der Kindheit gelegt. „Kinder können gesundes Essen lernen“, sagt Alexy. „Und zwar genauso wie lesen und schreiben.“

Tipps für eine gesunde Ernährung:

• Kinder, die beim Kochen mithelfen, haben mehr Spaß daran auch gesunde Dinge zu essen

• eine feste Anzahl von Süßigkeiten vorgeben

• feste Essenszeiten

• keine ständiges Naschen zwischendurch

• genügend trinken

Dass Süßigkeiten, Pizza und Co. dick machen, weiß jeder. Aber selbst wer auf Fast Food verzichtet, kann in verschiedene Ernährungsfallen tappen. „Kinder mögen oft kein Wasser, sondern Limonaden und Fruchtsäfte“, sagt Alexy. „Diese machen nicht satt und sind damit unnötige Kalorien, die vermieden werden können.“ Wenn die Kleinen kein Wasser mögen, empfehlen sich Saftschorlen. Dazu ein Viertel Liter Saft mit Dreiviertel Liter Wasser mischen.

Schlechtes Vorbild: Eltern

Aber nicht nur ungesunde Ernährung ist Schuld am Übergewicht der Kleinen. Während sich Kinder vor fünfzehn Jahren noch deutlich mehr bewegt haben, ist das Spielen an der frischen Luft heute zur Seltenheit geworden. Kein Geheimnis: Beschäftigung per Knopfdruck ist beim Nachwuchs beliebter als ein Spielplatzbesuch. „Aber oft ist das gar nicht das Problem“, sagt Alexy. „Auch hier sind die Eltern ein schlechtes Vorbild.“ Obwohl sich die meisten über das Stubenhocken ihrer Kinder ärgern, fördern sie es. „Egal ob zur Schule oder zum Vereinssport, überall werden die Kinder mit dem Auto hinkutschiert“, sagt Alexy. „Und das meist bei den kürzesten Strecken.“ Die Expertin rät, kleinere Einkäufe mal zu Fuß zu machen und auch den Weg zur Schule mal als Spaziergang zu erleben.