Berlin. . Seit Tagen ist er im Visier, jetzt steht mit ziemlicher Sicherheit fest: Bockshornkleesamen hat die Ehec-Epedemie in Deutschland ausgelöst. Weiterhin gilt: Finger weg von rohen Sprossen.

Die Ursache für die EHEC-Epidemie scheint mehr als zwei Monate nach dem Ausbruch geklärt. Verantwortlich sind nach Angaben des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) von Dienstag "mit hoher Wahrscheinlichkeit" aus Ägypten importierte Bockshornkleesamen. Unterdessen verhängte die Europäische Union ein Einfuhrverbot für sämtliche ägyptische Samen und Bohnen. Da möglicherweise noch mit EHEC kontaminierte Sprossensamen im Umlauf sind, raten die Behörden weiterhin vom Verzehr roher Sprossen ab.

Der BVL-Präsident Helmut Tschiersky-Schöneburg sagte, aus den mit dem Erregertyp O104:H4 kontaminierten Samen seien in einem niedersächsischen Gartenbetrieb Sprossen hergestellt worden. Der Verzehr dieser Sprossen hätte dann zum EHEC-Ausbruch geführt. Wie die Samen in Ägypten kontaminiert worden seien, sei allerdings noch unklar. Grundlage für die Aufklärung waren den Angaben zufolge epidemiologische Untersuchungen sowie die Rück- und Vorwärtsverfolgung von Samenlieferungen.

Nach den Worten des Präsidenten des Bundesinstitutes für Risikoforschung (BfR), Andreas Hensel, fanden die Forscher heraus, dass die in Frankreich aufgetretenen Krankheitsfälle über dieselbe zur Sprossenproduktion verwendete Bockshornkleesamen-Lieferung mit dem Gartenbetrieb im niedersächsischen Bienenbüttel in Verbindung stehen. Produziert wurde die Charge den Angaben zufolge im Jahre 2009.

EU verhängt Importverbot für Samen aus Ägypten

Laut BfR ergaben die Forschungen in Bienenbüttel im April und Mai dieses Jahres, dass noch eine weitere, im Jahr 2010 produzierte Bockshornkleesamen-Charge für die Sprossenproduktion eingesetzt wurde. Den Angaben zufolge wurden diese beiden Chargen über mehrere Zwischenhändler aus Ägypten bezogen. Insgesamt seien die Samen über verschiedene Lieferwege in elf Staaten der Europäischen Union gelangt.

Aus diesem Grund verhängte die EU ein Einfuhrverbot für sämtliche ägyptische Samen und Bohnen. Zudem sollen alle Lieferungen von diesen Samen aus der Zeit zwischen 2009 und 2011 vernichtet werden, wie die Kommission in Brüssel mitteilte.

RKI rechnet in Zukunft mit weiteren Erkrankungen

Nach Angaben des Präsidenten des Robert-Koch-Institutes (RKI), Reinhard Burger, ist der derzeitige EHEC-Ausbruch der größte, der in Deutschland je beschrieben wurde. In Bezug auf die Anzahl der gemeldeten Fälle mit dem Hämolytisch-Urämischen Syndrom (HUS) ist er sogar der größte beschriebene Ausbruch weltweit.

Trotz der rückläufigen Neuerkrankungen gibt das RKI keine Entwarnung. So sei in Zukunft mit weiteren Erkrankungen beziehungsweise Ausbrüchen durch den Erreger zu rechnen, sagte Burger. Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit dem gefährlichen Darmkeim stieg laut RKI um einen Fall auf 49.

Ermittlungen gegen Sprossenhof eingestellt

Die Staatsanwaltschaft Oldenburg hat derweil ihre Ermittlungen wegen der Ehec-belasteten Sprossen aus dem Betrieb im niedersächsischen Bienenbüttel eingestellt. Es habe keine Anhaltspunkte dafür gegeben, dass der Geschäftsführer des Biohofs frühzeitig Kenntnis über die Verunreinigung der Sprossen hatte und sie dennoch vertrieben habe, teilte ein Sprecher am Dienstag mit.

Da die Verantwortlichen des Hofes die gesetzlichen Anforderungen an Lebensmittelunternehmer erfüllt hätten und es keine Verpflichtung zur Überprüfung auf EHEC-Erreger gebe, sei ihnen weder vorsätzliches noch fahrlässiges Verhalten vorzuwerfen, hieß es weiter. Ein Bürger aus Münster hatte gegen den Sprossenhof eine Strafanzeige wegen fahrlässiger Tötung und gemeingefährlicher Vergiftung gestellt. (dapd)