Essen. . Auslöser der Ehec-Epidemie sind rohe Sprossen. Die Warnung vor dem Verzehr von Gurken, Tomaten und Blattsalaten soll aufgehoben werden. Das BKA schließt einen Bio-Terroranschlag als Ursache der Ehec-Epidemie aus.

Die Gesundheitsbehörden gehen davon aus, dass Sprossen die Ursache für die EHEC-Epidemie sind. "Es sind die Sprossen", sagte der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), Reinhard Burger, am Freitag in Berlin. Ein Nachweis des Darmkeims auf Sprossen sei aber noch nicht gelungen.

Die Warnung vor dem Verzehr von Gurken, Tomaten und Blattsalaten wegen der Ehec-Epidemie wurde aufgehoben. Das erfuhr die Nachrichtenagentur AFP aus Behördenkreisen. Die Warnung vor dem Verzehr von rohen Sprossen gilt demnach aber weiter. Damit verdichten sich die Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen dem Ehec-Ausbruch und dem unter Verdacht geratenen Sprossenzuchtbetrieb aus Bienenbüttel in Niedersachen, hieß es weiter.

Die für den Kampf gegen die Ehec-Epidemie verantwortlichen Bundesbehörden, das Robert Koch-Institut (RKI), das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL), kündigten für Freitagvormittag eine Pressekonferenz zu "neuen Ergebnissen" an.

Noch kein Ehec-Nachweis in Sprossen-Proben aus Bienenbüttel

Die Behörden hatten aufgrund ihrer bisherigen Erkenntnisse, die auf Befragungen von Ehec-Erkrankten beruhten, vor dem Verzehr von rohen Gurken, Tomaten und Salaten gewarnt. Die Sprossen von dem Erzeuger im Landkreis Uelzen waren nach einer Überprüfung der Lieferwege unter Ehec-Verdacht geraten.

Auf der Suche nach der Herkunft des Darmkeims EHEC deutet aus Sicht von Niedersachsens Landwirtschaftsminister Gert Lindemann (CDU) weiterhin vieles auf den Sprossenerzeuger im niedersächsischen Bienenbüttel hin. Der Bio-Betrieb sei "die Spinne im Netz", sagte Lindemann dem Nachrichtenmagazin "Focus". Offenbar hätten mindestens 80 Opfer der Seuche in ganz Deutschland Sprossen zu sich genommen, die dort gezogen wurden. Lindemann zufolge kann der Erreger auf zwei Arten in die Sprossen gekommen sein. So könnte der Betrieb könnte verunreinigtes Saatgut gekauft haben oder ein Mitarbeiter die Erreger mitgebracht haben. Dies wäre eine Folge "mangelnder Hygiene", sagte der Minister.

„Acht verschiedene Krankheitscluster können auf den Betrieb im Landkreis Uelzen zurückgeführt werden“, sagte Verbraucherministerin Ilse Aigner. Allerdings konnte in den Sprossen-Proben aus Bienenbüttel bisher kein Ehec-Erreger nachgewiesen werden. Das wird womöglich auch nie der Fall sein, weil die verseuchten Chargen längst verbraucht worden sind. Aber drei Beschäftigte sind erkrankt und auch Gäste von Restaurants, die der Hof mit Sprossen beliefert hatte.

Bundeskriminalamt schließt Bio-Terroranschlag als Ursache für Ehec-Epidemie aus

Das Bundeskriminalamt (BKA) schließt einen terroristischen Hintergrund für die in Deutschland grassierende Ehec-Erkrankungswelle aus. BKA-Präsident Jörg Ziercke sagte vor dem Hintergrund der gefährlichen Darmkeim-Infektionenen dem Nachrichtenmagazin „Focus“, es gebe „keinerlei Anzeichen, die auf einen terroristischen Hintergrund hindeuten“. Anderslautende Mutmaßungen seien unzutreffend: „Das sind Verschwörungstheorien.“

Der BKA-Präsident sieht derzeit keine Gefahr von Terrorangriffen mit Bakterien, Viren oder Gift. „Wir haben keinerlei Hinweise darauf, dass derartige Szenarien im Moment in Deutschland realisiert werden könnten“, sagte Ziercke. Grundsätzlich sei jedoch der Bioterrorismus ein Thema, dem sich die Sicherheitsbehörden intensiv widmeten. „Es gab in der Vergangenheit immer wieder Anhaltspunkte dafür, dass sich Terrororganisationen

Bahr: Kommunikation bei Ehec nicht optimal gelaufen

Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) hat strukturell bedingte Probleme bei der Bewältigung der Ehec-Epidemie in Deutschland eingeräumt. „Ich will ja gar nicht sagen, dass die Kommunikation optimal gelaufen ist“, sagte Bahr am späten Donnerstagabend im ZDF zu dem Vorwurf, von Landesgesundheitsministern verbreitete Meldungen über vermeintliche Ehec-Quellen hätten zur Verunsicherung der Menschen beigetragen. Verwirrende Informationen seien jedoch vor allem von „selbst ernannten Experten“ in die Welt gebracht worden. Gegen diese habe er „gar nicht anarbeiten“ können, betonte Bahr.

Er habe sich als Gesundheitsminister immer an das gehalten, was das Robert-Koch-Institut (RKI) empfohlen habe, sagte Bahr. Eine sofortige Diskussion über die auf Bund und Länder verteilten Zuständigkeiten für das Krisenmanagement lehnte er erneut ab. Die Strukturen hätten sehr gut funktioniert, über eine Verbesserung werde man nach der Epidemie sprechen.

Dagegen forderte der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach in der ZFD-Sendung „Maybrit Illner“ die direkte Weitergabe von Klinik-Informationen an das RKI. Er hätte in dieser Situation sofort den Kliniken erlaubt, an das Robert-Koch-Institut elektronisch zu melden, sagte er und kritisierte damit den bislang vorgeschriebenen Informationsweg über die zuständigen Länderbehörden.

Für einen Wegfall föderaler Zuständigkeiten im Fall einer Epidemie plädierte auch der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie, Reinhard Brunkhorst. Er wundere sich auch, sagte er in der Sendung, dass jedes Bundesland „vorprescht und verschiedene Theorien äußert“. Wünschenswert wäre, dass es für so spezielle Fälle wie die Ehec-Epidemie eine Institution gäbe, die „den Föderalismus beiseite lässt“ und alles Notwendige organisiere.

Aigner greift Kritiker an

Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner hat ihre Kritiker in der Ehec-Krise attackiert. „Ich habe mir nichts vorzuwerfen“, sagte die CSU-Politikerin dem „Hamburger Abendblatt“. „Die Opposition macht es sich mit ihren billigen Sprüchen leicht.“ Die Mitarbeiter des Verbraucherschutzministeriums und der zuständigen Behörden leisteten hervorragende Arbeit.

Es gebe in Deutschland klare Absprachen und eine klare Kompetenzverteilung zwischen Bund und Ländern. „Aber natürlich ist nichts so gut, dass man es nicht noch verbessern könnte“, räumte sie ein. „Deshalb werden wir uns in den kommenden Wochen sicher zu einer Manöverkritik zusammensetzen.“ So werde man sich mit der Frage zu beschäftigen haben, wer künftig in ähnlichen Fällen nach außen spricht. (dapd/afp)