Hannover/Göttingen. . Auf der Suche nach der Ehec-Ursache sind die Behörden auf eine weitere Spur gestoßen. Offenbar haben sich mehrere Personen bei einer Familienfeier in Göttingen mit dem Keim infiziert. Bundesweit steigt indes die Zahl der Todesopfer weiter.
Nach einer großen Familienfeier im niedersächsischen Landkreis Göttingen sind mehrere Teilnehmer an Ehec erkrankt. Die Feier mit 70 Teilnehmern aus dem gesamten Bundesgebiet habe vor knapp zwei Wochen stattgefunden, teilte das Gesundheitsministerium in Hannover am Donnerstag mit. Fünf Gäste aus dem Landkreis Göttingen würden mittlerweile mit Ehec oder unter Ehec-Verdacht in Krankenhäusern behandelt. Im hessischen Landkreis Kassel sei bei weiteren Teilnehmern ebenfalls Ehec aufgetreten.
Das Essen bei der Familienfeier wurde nach Angaben des Ministeriums von einem Unternehmen aus dem Landkreis Kassel geliefert. Die hessischen Lebensmittelbehörden seien eingeschaltet. Der Ehec-Ausbruch werde von den Gesundheitsämtern in Hessen und Niedersachsen gemeinsam untersucht. Mindestens ein erkrankter Gast der Feier leidet am Hämolytisch-Urämischen Syndrom (HUS).
In Niedersachsen sind zwei weitere Menschen nach Infektionen mit dem Darmkeim Ehec gestorben. Im Landkreis Harburg starben am Mittwoch ein 68-jähriger Mann und eine 20 Jahre alte Frau, wie das niedersächsische Gesundheitsministerium am Donnerstag in Hannover mitteilte. Damit erhöhte sich die Zahl der Todesfälle in Niedersachsen auf zehn. Auch in Hessen erlag ein 57-jähriger Mann einer Ehec-Infektion. Bundesweit starben damit mindestens 29 Menschen an Ehec.
346 Ehec-Fälle in NRW
Die Zahl der übermittelten Ehec-Fälle ist nach RKI-Angaben seit Anfang Mai bundesweit auf 2086 gestiegen. An dem gefährlichen Hämolytisch-Urämischen Syndrom (HUS) sind inzwischen 722 Personen erkrankt. Die gemeldeten Daten lassen laut Robert Koch Institut jedoch eine Abschwächung der Erkrankungswelle erkennen.
In NRW erhöhte sich von Mittwoch auf Donnerstag die Zahl der Ehec-Fälle um 17 auf 346. 79 Menschen sind an dem durch Ehec verursachten Hämolytisch-Urämischen Syndrom (HUS) erkrankt, teilte das NRW-Gesundheitsministerium mit.
Unterdessen geht die Suche nach der Quelle für die Ehec-Erkrankungen weiter. Die Gurken-Spur in Sachsen-Anhalt wird dabei offenbar nicht den entscheidenden Durchbruch bringen. Die Gesundheitsbehörden in Sachsen-Anhalt erwarten sich von dem Fund des Ehec-Erregers auf einem Gurkenrest in Magdeburg nach wie vor keinen Durchbruch. „Nach aktuellem Stand ist dies keine entscheidende Spur bei der Ursachenforschung“, sagte ein Sprecher des Landessozialministeriums am Donnerstag. Die Familie, aus deren Abfalltonne der Gurkenrest stammt, werde aber dennoch erneut befragt. Weitere Untersuchungen soll es demnach beim Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) geben.
Ganze Familie an Ehec erkrankt
In der betroffenen Familie waren laut dem Sprecher Vater, Mutter und Tochter an Ehec erkrankt. Während der Vater nur leicht erkrankt gewesen sei, habe die Mutter stationär behandelt werden müssen. Die Tochter sei nach wie vor wegen des durch den Darmkeim ausgelösten sogenannten hämolytisch-urämischen Syndroms (HUS) im Krankenhaus. Sie befinde sich aber auf dem Weg der Besserung.
Die Familie war nach bisherigen Erkenntnissen nicht in Norddeutschland, wo die meisten Ehec-Erkrankungen aufgetreten sind. Es sei zudem die einzig bekannte Familie in Magdeburg, die mit dem Darmkeim infiziert gewesen sei, sagte der Ministeriumssprecher.
Gurkenrest keine heiße Spur
Der Gurkenrest war bereits seit mindestens eineinhalb Wochen in der Abfalltonne. Rückschlüsse darauf, ob der Erreger ursprünglich auf der Gurke oder einem anderen Träger gewesen sei, seien nicht möglich, sagte der Sprecher. Denkbar sei auch, dass der Erreger von einem Familienmitglied auf die Gurke übertragen worden sei.
Neben der Gurkenspur prüfen Experten derzeit noch den Verdacht, ob mit Ehec verseuchte Sprossen aus einem Gartenanbaubetrieb aus Bienenbüttel in Niedersachsen die Ursache sein könnten. (afp)