Berlin. . Woher kommt der Ehec-Erreger? Wie kann sich der Verbraucher schützen? Was muss die Politik künftig beim Krisenmanagement besser machen? Durch diese Gemengelage kämpften sich die Gäste in der Talkrunde von Maybrit Illner am gestrigen Abend.

Der Ursprung des Ehec-Erregers, Möglichkeiten, sich gegen den Keim zu schützen, und die Reaktion der Politiker - Themen für die Gäste der Talkrunde von Maybrit Illner am gestrigen Abend. Neue Erkenntnisse gab es in der zerfahrenen Debatte rund um den tödlichen Ehec-Darmkeim freilich nicht.

Reinhard Brunkhorst, Präsident vom Verband der Nierenärzte, sagt, was die meisten Bürger wegen Ehec derzeit wohl denken. Jawohl, auch er fühle sich ein Stück weit hilflos, gibt der Nierenexperte zu Protokoll und eröffnet die Suche nach dem Ursprung des heimtückischen Keimes. Die Sojasprossen hält er für einen „plausiblen Ansatz“, aber möglicherweise werde es nie einen Beweis dafür geben.

Illners Expertenrunde stochert munter im Nebel: Der Mikrobiologe Alexander Kekule hält Gemüse für den Überträger. Höchstwahrscheinlich. Wohl Salat. Vor Fleischprodukten müsse man keine Angst haben.

„Koche, schäle oder vergiss es“

Der Lebensmittelchemiker Udo Pollmer warnt vor rohen Lebensmitteln und Gemüse. „Koche, schäle oder vergiss es“, lautet dessen Ratschlag, den die Deutschen in Ausland befolgten und zu Hause nicht. Über Gemüse würde ein Großteil der Infektionen insgesamt übertragen, nicht über Fleisch. „Das ist absurd“, kontern SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach und Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) in seltener Eintracht.

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Der Minister übt sich nach der Kritik der letzten Tage, wonach er beim Ehec-Krisenmanagement nicht genug gehandelt habe, erst einmal in Selbstverteidigung. Die Bürger erwarteten vom Gesundheitsminister, dass er nicht mit irgendwelchen Spekulationen an die Öffentlichkeit gehe. „Ich habe mich an diese Linie gehalten“, sagt Bahr und wiegelt ab. „Sie können den Gesundheitsminister nicht in Haftung nehmen, für die ganzen Spekulationen, die verbreitet wurden.“

Dass sich zu viele Institutionen in Deutschland mit dem Erreger befassen und die Zuständigkeiten gebündelt werden müssen, darüber sind sich alle einig. „Mich wundert es, dass jedes Bundesland nach vor prescht und verschiedene Theorien von sich gibt“, sagt Brunkhorst mit Blick auf mögliche Ehec-Quellen und wünscht sich einzige, federführende Behörde wie in den USA. Bahr verteidigt halbherzig bis bestehenden Strukturen, für die er nichts kann. Nach der Ehec-Welle will er sich eben darum kümmern.

Mobile Teams zur Ehec-Abwehr?

Neues kann Illner den Gästen nicht entlocken, als es um die bisherigen Fehler bei der Bekämpfung geht. Das zuständige Robert-Koch-Institut (RKI) sei zu spät informiert worden, sagt Kekule und kritisiert die viel zu langen Meldezeiten für Ehec-Erkrankungen. Die Behörden hätten die Häufigkeit der Durchfallkrankheiten anfangs nicht richtig registriert.

Lauterbach bringt erneut mobile Teams zur Ehec-Abwehr in die Debatte und meint: Er hätte sofort einen Krisenstab zusammengerufen auch mit externen Experten. Jetzt solle das Gesundheitsministerium die Zügel vollends in die Hand nehmen, findet die Runde. „Die Länder müssen Kompetenzen abtreten“, fordert Lauterbach.

„Ich bin der Meinung, dass der Bürger es verdient hat, dass ihm einer sagt, was los ist“, sagt Kekule Richtung Bahr und fordert mehr Kompetenzen für das dem Gesundheitsministerium unterstellten RKI.

Illner will schließlich wissen, was sich künftig für die Verbraucher bei deren Ernährung ändern müsse. Man komme zur alten Ernährung zurück, wenn die Infektionen abgeklungen seien, meint Lauterbach. Bis dahin wird aber weitere Zeit vergehen. „Ich kann noch keine Entwarnung geben“, sagt Bahr. Und so rät er den Bürgern, mehr Hygiene in der Küche walten zu lassen und die Hände zu waschen. Dafür hätte es Illners Ehec-Runde wahrlich nicht gebraucht.

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