Essen/Recklinghausen. . Die Ehec-Epidemie in Deutschland sorgt bei Verbrauchern für große Unruhe. Kurz nach Freischaltung wurde die Telefon-Hotline des NRW-Verbraucherministeriums dem Andrang kaum Herr. Anrufer meldeten sich sogar bis aus Österreich.
Die Ehec-Hotline des NRW-Verbraucherministeriums ist auch über Pfingsten erreichbar. Das erklärte ein Sprecher des Landesumweltamtes am Freitag auf Nachfrage von DerWesten. Seit Mittwoch-Mittag bieten Experten aus Verbraucher- und Gesundheitsministerium Hilfe bei Fragen zur Ehec-Epidemie. Die Hotline stößt sogar weiter über die Landesgrenzen hinaus auf Interesse.
„Wir haben Menschen aus Schleswig-Holstein bis Österreich, die sich bei uns mit Fragen melden“, sagt Peter Schütz, Sprecher im Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) in Recklinghausen, Sitz der Ehec-Hotline. Gut 3000 Verbraucher-Anfragen hatten die Experten bis Freitag-Mittag bearbeitet. Für Schütz ist das ein Zeichen, „dass es zu wenig solcher Hotlines gibt“. Unter der direkten Bezeichnung Ehec-Hotline findet sich bei den Bundesländern nur in Niedersachsen eine Ansprech-Stelle. Anrufe nimmt das dortigen Landesgesundheitsamt nur Wochentags zwischen zehn und zwölf Uhr an; in NRW ist die Nummer täglich von 9 bis 17 Uhr besetzt. Über Pfingsten werden Fragen zwischen 11 und 15 Uhr von Samstag bis Montag beantwortet.
Verzehrwarnung zurückgenommen
Ob die Hotline auch nach Pfingsten weiter betrieben wird, hänge von der weiteren Nachfrage ab, sagte Schütz. Nachdem am Freitag die Verzehrwarnungen der Gesundheits-Behörden bei Gurken, Tomaten und Salat zurückgenommen wurden, würde es spürbar weniger Anrufe geben. Vor Sprossen wird allerdings nach wie vor gewarnt.
Zu Hygiene, Ansteckungsgefahr und Krankheitssymptomen werden die meisten Fragen gestellt. Manche Antworten „können wir erst jetzt geben“, sagt Peter Schütz, „weil wir erst jetzt die nötigen Erkenntnisse haben“. Viel eher hätte die Hotline deshalb nicht an den Start gehen können.
Ehec löst bei Manchen Angst aus
Dabei zeigt sich, dass manche Menschen eine regelrechte Ehec-Angst entwickelt haben und „ziemlich überzogen reagieren“, sagt Schütz. Einige Anrufer hätten tatsächlich gefragt, ob es helfe, wenn sie Salat vor dem Verzehr mit Desinfektionsmittel behandelten, berichtet Schütz. Die Idee, ein mögliches Ehec-Risiko bei Wurst mit Fettreiniger zu bekämpfen, sei ebenfalls vorgetragen worden. Manche berichteten von Magenschmerzen und fragten, ob dies bereits Indiz für Ehec sei.
Ärzte der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe haben am Donnerstag ihre Ehec-Warnungen für Schwangere gelockert. Auch an der NRW-Hotline warnt man nicht mehr grundsätzlich vor dem Verzehr von Gemüse.
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Um in punkto Ehec-Gefahr auf Nummer sicher zu gehen, sollten Verbraucher vor allem diese Tipps beherzigen, ist an der Hotline zu erfahren: Rohes Gemüse oder Obst zu verzehren ist unproblematisch - wenn es vom ‘Bauern von nebenan’ stammt, das heißt, wenn die Herkunft bekannt ist und der Lieferweg möglichst kurz, am besten ohne zwischengeschalteten Großmarkt. Tomaten, Gurken oder Salat sollte man gut säubern, Gurken vor dem Essen besser schälen. Hygiene in der Küche ist derzeit besonders wichtig, allerdings reicht es, Arbeitsgeräte und -Oberflächen mit einem normalen Haushaltsreiniger zu säubern. Peter Schütz: „Scharf ätzende Reiniger sind nicht nötig“. Wichtig aus Sicht der Experten: Spülschwämme oder -Lappen sollte man derzeit lieber schon nach ein- bis zweimaligem Gebrauch entsorgen - oder heiß durchwaschen.
Nachdem die Zahl der Leitungen von Mittwoch auf Donnerstag auf vier verdoppelt wurde, sollten am Freitag sechs Experten gleichzeitig für Fragen zur Verfügung stehen, kündigt Peter Schütz im Lanuv an. Die Hotline wird auch über Pfingsten mit Personal besetzt werden. Pfingst-Samstag bis -Montag ist das Experten-Telefon täglich von 11 bis 15 Uhr erreichbar.