Essen. 73.000 Menschen erkranken in Deutschland jährlich neu an Darmkrebs. In Essen will das jetzt gegründete Aktionsbündnis „1000 Leben retten – Ruhr“ der tückischen Krankheit den Kampf ansagen. Unternehmen und Institutionen werden als Mitstreiter gesucht.

Darmkrebs – für viele ein Angst-, für manche noch ein Tabuthema, über das man lieber erst gar nicht nachdenkt, geschweige denn spricht. Dies, obwohl 73 000 Deutsche jährlich die gefürchtete Diagnose erhalten, 27 000 verlieren Jahr für Jahr den Kampf gegen die heimtückische Krankheit. Und die Zahl der Betroffenen steigt, heißt es bei der Deutschen Krebshilfe in Bonn. Vorsorge tut not, meint die Arbeitsgemeinschaft „Essen forscht und heilt“ und hat mit dem Initiativkreis Ruhr und der Stiftung Lebensblicke (Ludwigshafen) ein Aktionsbündnis gegründet. „1000 Leben retten – Ruhr“ hat man es genannt – und will damit dem Darmkrebs den Kampf ansagen.

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Mitmachen können Unternehmen und Institutionen aus ganz NRW, die einen Beitrag zur gesundheitlichen Vorsorge ihrer Mitarbeiter leisten wollen. 51 sagten bereits zu: Wir sind dabei! Darunter die ThyssenKrupp und die E.ON AG, die Mülheimer Verkehrsgesellschaft, die Hattinger Firma Dunker Röntgen- und Medizinbedarf, die WAZ-Mediengruppe – und auch das Bistum Essen. Die Teilnehmer der Aktion stellen ihren Mitarbeitern kostenlos einen Gutschein für einen so genannten immunologischen Stuhlbluttest zur Verfügung. Alles verläuft anonym: Der Arbeitgeber erfährt nicht, wer einen Test macht und mit welchem Ergebnis.

Ein betriebliches Engagement auf einem wichtigen Feld. Denn Darmkrebs ist die zweithäufigste Krebserkrankung in Deutschland – bei Frauen nach Brust- und bei Männern nach Prostatakrebs. Das Tückische: Darmkrebs ist ein heimlicher Killer, der im Frühstadium keinerlei Beschwerden macht. Die Vorstufen sind in der Regel Polypen im Darm, die nach Jahren zu Krebs entarten können. Die gute Nachricht: Darmkrebs lässt sich meist verhindern oder heilen – wenn er frühzeitig erkannt wird.

Eigentlich ist der Mann ein Vorsorgemuffel

Gerd H. ist einer, der viel Glück gehabt hat. Die Ehefrau des Bochumers arbeitet bei E.ON Ruhrgas in Essen. Das Unternehmen bietet seinen Angestellten und deren Partnern bereits seit 2004 einen jährlichen, kostenlosen Darmkrebs-Test an. Gerd H. machte mit, überredet von seiner Frau. Im Sommer 2010 fiel der Stuhltest des heute 69-Jährigen positiv aus. „Meine Hausärztin hat mich sofort zur Darmspiegelung geschickt.“ Entdeckt wurden dabei mehrere kleinere Polypen und ein schon drei Zentimeter großer. Alle wurden entfernt und waren zum Glück gutartig. „Allerdings stand der große Polyp auf der Kippe und hätte sich zum Krebs entwickeln können“, erzählt der Diplom-Ingenieur.

Eigentlich ist der Mann „nach einigen schlechten Erfahrungen mit Ärzten“ ein bekennender Vorsorgemuffel. Für die Hartnäckigkeit seiner Frau und das Vorsorgeangebot ihrer Firma ist der vierfache Vater dankbar. „Sonst hätte ich das nicht untersuchen lassen. Und wer weiß, wie das ausgegangen wäre.“

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Von DerWesten

Früherkennung – darauf setzt die Aktion „1000 Leben retten – Ruhr“. Initiiert von „Essen forscht und heilt“, einem Zusammenschluss aller Gesundheitsanbieter und der Gesundheitswirtschaft in Essen, umgesetzt gemeinsam mit dem Unternehmensbündnis Initiativkreis Ruhr, sowie der Stiftung Lebensblicke, die sich um die Darmkrebsprävention bemüht.

Verbündete im Kampf gegen den Krebs zurück

Jetzt werden weitere Verbündete im Kampf gegen den Krebs gesucht. Prof. Michael Betzler, Projektleiter der Aktion und Ärztlicher Direktor des Essener Alfried Krupp Krankenhauses: „Alle sind eingeladen, Kleinbetriebe, Mittelständler, Großunternehmen.“ Ansprechpartner für Interessierte ist die Essener Geschäftsstelle von „Essen forscht und heilt“.

Ab Mai soll das Vorsorgeangebot auch von Privatleuten gegen einen Beitrag von 8,50 Euro in Anspruch genommen werden können. Hierfür wird im Haus der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Essen eine Geschäftsstelle eingerichtet. Michael Betzler: „Wenn es soweit ist, werden wir darüber noch einmal öffentlich informieren.