Frankfurt/Main. .

Jeder Mensch hat irgendwo am Körper ein Muttermal. Die meisten sind ungefährlich. Aber einige können auch zum Hautkrebs werden. Wichtig ist daher, verdächtige Muttermale früh zu erkennen.

Cindy Crawford hat es über dem Mund, Michail Gorbatschow auf der Stirn. Irgendwo hat es fast jeder - ein Muttermal. Angeboren oder Folge von übermäßigem Sonnen. Meist sind sie harmlos. Meist, aber nicht immer. Sie können auch zum malignen Melanom werden, zum Hautkrebs. Rechtzeitig erkannt, lässt sich dieser problemlos entfernen. Dafür müssen die braunen Flecken aber sichtbar bleiben. Kosmetische Bleichung kann daher fatale Folgen haben.

Große Muttermale beruhen meist auf einer genetischen Fehlbildung. Bei dem Stirnfleck, der zum Markenzeichen des sowjetischen Staatsmanns wurde, handelt es sich um ein harmloses „Feuermal“. Ein solches ist aber eher die Ausnahme. Die Regel sind kleinere, oft über den ganzen Körper verteilte braune Pünktchen. Sie entstehen durch äußere Einflüsse. „Mit denen kommt man nicht auf die Welt“, sagt der Dermatologe Eckhard W. Breitbart. „Die erwirbt man durch eine zu frühzeitige Überbelastung der Haut mit UV-Strahlung.“

Gefahr für Kinder

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Von DerWesten

Gerade für Kleinkinder kann der Karibik-Urlaub leicht zum Verhängnis werden. Auch wenn die Sonnencreme dabei ist. Auch wenn es nicht zum Sonnenbrand kommt. Das Umfeld reicht schon aus. Die UV-Belastung wirkt sich auf das gesamte pigmentierende System der Haut aus. „Wenn ich nach Hause komme, sieht man erstmal noch gar nichts“, sagt Breitbart, „aber spätestens im Herbst geht es dann los und ich habe zwei, drei neue.“ Einmal begonnen, sei dieser Vorgang nie wieder zu stoppen. Der Chefarzt und Leiter des Dermatologischen Zentrums Buxtehude sieht daher vor allem Eltern in die Pflicht: „Ihr legt den Grundstein für ein mögliches späteres Melanom, wenn ihr in der Kindheit nicht aufpasst.“

Das maligne Melanom ist eine von drei Hautkrebsarten. Die häufigste ist das Basalzell-Karzinom. Der in seiner Erscheinung porzellanfarbene Krebs metastasiert zwar nicht, aber dort wo er wächst, frisst er den Körper auf. Rund 120.000 Neuerkrankungen gibt es in Deutschland pro Jahr. Mit 50.000 pro Jahr folgt an zweiter Stelle das Plattenepithel-Karzinom. Dessen Vorstufe sind raue, rötliche Hautstellen, die sich wie Sandpapier anfühlen. Das maligne Melanom bekommen jährlich rund 25.000 Menschen. Knapp 3.000 von ihnen sterben daran.

So weit muss es nicht kommen. Verdächtige Muttermale können herausgeschnitten und damit von vorneherein unschädlich gemacht werden. Voraussetzung ist ein regelmäßiges Screening. Alle zwei Jahre zahlen die Krankenkassen bei Patienten über 35 Jahren eine solche Vorsorge. Die Prozedur ist einfach: Der Hautarzt muss den Körper nur von oben bis unten unter die Lupe nehmen. „Durch das Screening werden die Patienten sensibilisiert und achten auch selber besser drauf“, sagt Breitbart.

Faustregel zur Selbstdiagnose

Risikopatienten mit mehr als 50 Pigmentmalen sollten ihre Haut auch zwischen den Arztterminen gut beobachten. Eindeutig ist zwar immer erst die feingewebliche Untersuchung. Erste Hinweise dafür, ob ein Muttermal bösartig sein könnte, liefert aber auch die sogenannte ABCD-Regel:

• A für asymmetrisch

• B für Begrenzung unregelmäßig

• C für inhomogene Färbung

• D für den Durchmesser, der nicht größer als zwei Millimeter sein sollte

Sind diese Anzeichen vorhanden, ist dringend ein Besuch beim Dermatologen zu empfehlen.

Wie gefährlich ein Melanom ist, hängt laut Breitbart von der Dicke des Tumors ab. Der Krebs wächst etwa senkrecht in die Haut rein. Bleibt er auf die oberste Hautschicht beschränkt, besteht keine Gefahr. Wenn er die wellenförmig verlaufende Grenzschicht zur darunter liegenden Lederhaut durchbrochen hat, aber dort noch nicht sehr tief gewachsen ist, kann er ebenfalls noch entfernt werden. Richtig kritisch wird es ab etwa vier Millimeter Dicke, vor allem weil das Melanom dann metastasieren, sich also weiter im Körper ausbreiten kann.

Die Schattenseite des Sonnens

Wird ein Muttermal weggelasert, kann ein eine bösartige Veränderung nicht mehr erkannt werden. (Bild: Imago)
Wird ein Muttermal weggelasert, kann ein eine bösartige Veränderung nicht mehr erkannt werden. (Bild: Imago) © imago stock&people

Ein teurer Preis für ein Sonnenbad. Das Risiko, ein Melanom zu entwickeln, hängt nämlich direkt ab von der Anzahl der Pigmentmale. Wer mehr als 50 solcher Hautflecken hat, ist bis zu 15mal stärker gefährdet. Und nicht nur die natürliche Bräune hat hiermit ihre Schattenseite. „Wenn Sie vor dem 35. Lebensjahr mehr als einmal im Monat ein Solarium aufsuchen, steigt ihre Chance, ein Melanom zu kriegen, um 75 Prozent“, sagt Breitbart.

Noch viel gravierender als der Bräunungswahn ist jedoch ein neuerer Trend: eine Lasertherapie, die dafür sorgt, dass Pigmentmale nicht mehr sichtbar sind. Mit der Pseudo-Behandlung wird viel Geld verdient - meist von Laien. „Das darf nicht sein. Sie wissen ja nicht, was Sie da entfernen“, beklagt der Dermatologe aus Buxtehude. Es sei schon mehrfach passiert, dass per Laser auch bösartige Melanome optisch behandelt worden seien. Weil anschließend niemand den Krebs rechtzeitig entdecken konnte, seien plötzlich lebensbedrohliche Metastasen aufgetreten. (dapd)