Bochum. .
Zahlreiche Geräte zur Fettaubsaugung übergewichtiger Patienten taugen nichts, weil sie minderwertige Importware aus China sind. Ein Experte warnt vor Scharlatanen in Kosmetikstudios.
Traumfigur im Handumdrehen. Wer hätte das nicht gerne? Also nichts wie rein ins Kosmetikstudio und ran ans Gerät mit dem schönen Titel: Fett weg per Ultraschall. Doch was die Werbung als neuesten Trend zur Traumfigur anpreist, ist ein rotes Tuch für Experten. Der Jurist Ralf Brinkmann spricht vom Angriff auf die Volksgesundheit. Und Hautarzt Klaus Hoffmann sagt: „Es kann passieren, dass dabei die inneren Organe gekocht werden.“
Bei ihm in der Haut-Universitätsklinik am Bochumer St. Josef-Hospital hat er sie getestet, die Geräte, die Kosmetikstudios überschwemmen und endlich das Ende des Speckgürtels versprechen. Fünfzehn Zentimeter weniger, versprach die Werbung. „Doch wir kamen in Tests höchstens auf einen Zentimeter, wenn überhaupt.“ Noch schlimmer sei allerdings, was die Apparate anrichten könnten. „Durch die entwickelte Hitze können bei Frauen Schmierblutungen im Unterleib auftreten.“
Hoffmann ist entsetzt über das, was die Geräte auslösen können, die sich in den Kosmetikstudios von Bochum, Witten, Dortmund, Essen und vielen anderen Städten Deutschlands massenhaft verbreiten. Hightech in den Händen von Laien!
Ultraschall aber gehöre in die Hände kundiger Mediziner, sagt Hoffmann, Leiter der Abteilung für ästhetisch-operative Medizin und kosmetische Dermatologie der Universitätsklinik.
Gravierende Folgen
Im „NiSG“, dem „Gesetz zum Schutz vor nichtionisierender Strahlung“, sei geregelt, dass solche Verfahren nicht von Laien angewandt werden dürfen, sagt Jurist Ralf Brinkmann, Experte für die Zulassung von Medizin-Produkten. Doch das Bundesgesetz benötige noch eine Rechtsverordnung, an der würde gearbeitet. „Amtsärzte, Zuständige in den Bezirksregierungen und den Ministerien haben sich zu einer Task-Force zusammengetan, um die gravierenden Folgen einzudämmen.“
Brinkmann kann es kaum fassen, wenn er die Reklame liest: Dass man mit einem Ultraschallkopf, der über den Bauch fährt, mal eben das Fett aus dem Körper schwemmt.
Durch die Hitze soll die Fettzelle durchlässig werden, damit das Fett austreten kann. Das werde dann über Lymphbahnen im Körper ausgeschwemmt. „Was da weg ist, ist Wasser, das ist in ein paar Stunden wieder da“, sagt Brinkmann. „Bei mehreren Sitzungen kommen schnell tausend Euro zusammen“, so Hoffmann, der von „Abzocke spricht.“
„Pure Irreführung.“ „alles nicht erlaubt, „aber mannigfaltig praktiziert“, schimpf Jurist Brinkmann. „Diese Angebote schießen wie Pilze aus dem Boden.“ Besonders bedenklich seien Geräte aus China.
Die hätten meistens zwar das „CE“-Zeichen („Conformité Européenne“, was so viel wie „Übereinstimmung mit EU-Richtlinien“ bedeutet). „Das heißt aber nur, dass sie elektrisch in Ordnung sind. Das ist also vergleichbar mit einer Kaffee- oder Bohrmaschine.“ In Sachen Haftungsrecht seien viele chinesischen Hersteller um eine Ausrede nicht verlegen. „Die sagen dann oft, das CE-Zeichen sollte ja auch nur China-Export heißen.“