Essen. Killerviren, die die Menschheit attackieren, sichern Hollywood die Zuschauerzahlen. Tatsächlich erkranken Menschen viel häufiger an Viren als an Bakterien. Doch was ist ein Virus, wie kann es mutieren und wie kämpft das Immunsystem dagegen?

Fast jeder Mensch hat schon einmal eine Viruserkrankung erlebt. Dass diese keineswegs ungefährlich sind, zeigen Statistiken des Bundes. Danach sterben jedes Jahr zwischen 7.000 und 13.000 Menschen an Influenza, umgangssprachlich als Grippe bezeichnet.

Was ist ein Virus?

Ein Virus besteht aus Erbinformationen, die entweder in der DNA oder in der RNA gespeichert sind, und einer schützenden Eiweißhülle darum. Aufgrund des einfachen Baus, kann es sich nicht selbstständig fortpflanzen, deshalb muss es einen fremden Zellteilungsmechanismus nutzen. Dazu sucht sich das Virus einen Wirt, wie den Menschen. Es dringt in eine seiner Zelle ein und baut seine DNA in dessen Zellkern. Dieser arbeitet dann als Viren-Brutmaschine und baut fleißig Viren-Teile. Die Stücke setzen sich anschließend in der Zelle zu Viren-Nachkommen zusammen, welche wiederum andere Zellen befallen, wo sie weitere Nachkommen produzieren.

Kampf im Körper

Der Mensch ist einem Infekt nicht schutzlos ausgeliefert. Normalerweise hat er ein starkes Abwehrmittel, welches vor Eindringlingen schützt: das Immunsystem. Hat sich ein Virus in eine Zelle eingenistet, spürt eine Immunzelle es auf. Sie gibt der sogenannten Killerzelle, Bescheid, welche die befallene Zelle zur Selbstzerstörung treibt. Diesen Freitod bezeichnen Mediziner als Apoptose.

Danach werden Antikörper gebildet, die sich an die Viren heften und sie zerstören. Zur „Säuberung“ werden Fresszellen angelockt, die die zerstörten Zellen aus dem Körper entfernen.

Ob der Mensch den Kampf in seinem Körper spürt, hängt davon ab, wie schnell die Eindringlinge gefunden und zerstört werden. Passiert dies langsam, sind die häufigsten Symptome Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen. Geschieht das schneller, kann es sogar sein, dass man keine Krankheitsanzeichen hat.

Intelligentes Immunsystem

Wurde man einmal von einem Virustyp befallen, und dieser erfolgreich bekämpft, hat diese Art kein leichtes Spiel mehr. Das Immunsystem erkennt es sofort wieder und vernichtet es. Dies bezeichnet der Arzt als Immunität. Man könnte nun annehmen, dass es genügt eine Grippe auszustehen und danach für immer grippefrei zu bleiben. Aber so einfach ist das nicht, denn Viren verändern sich.

Viren verändern sich

Eine Immunität ist nur gegeben, wenn es sich bei einer neuerlichen Infektion um genau den gleichen Virus-Typ der Vorerkrankung handelt. Findet bei der Viren-Vermehrung die kleinste Veränderung statt, eine sogenannte Mutation, erkennt das Immunsystem den Virus-Nachkommen nicht mehr. Folge: das Abwehrsystem reagiert wie auf einen ganz neuen Virus, indem es ihn erst finden und dann zerstören muss.

Das Aids auslösende HI-Virus beispielsweise, verändert sich bei jeder Vermehrung. Selbst in einem einzigen HIV-Patienten kommen so zahlreiche verschiedene Variationen, man nennt sie Schwärme, vor. Deshalb konnten Forscher auch bisher noch keinen Impfstoff gegen den Virus herstellen, denn es müsste unzählige geben, für jeden HI-Virus einen.

Bakterien nutzen Vireninfektion

Bei einem Infekt, der durch Viren ausgelöst wird, kommen oft noch Bakterien hinzu. Sie nutzen den schwachen Moment des Immunsystems. So macht ein Erkältungsvirus den Weg frei für Bakterien, die beispielsweise Bronchitis, Mandel- oder Lungenentzündung auslösen. Der Mediziner nennt dies Superinfektion.

Ungefährlich ist dies keinesfalls: Eine entzündete Lunge, die aufgrund einer verschleppten Erkältung zustande gekommen ist, kann im Einzelfall tödlich enden. Laut der Todesursachen-Statistik des Bundes belegt die Lungenentzündung den Platz sechs der meisten Todesfälle in Deutschland.