Essen. . Im Herbst meldet sich oft der innere Schweinehund. Doch Ausreden gelten nicht – Sport geht immer! Die größten Fitnessmythen im Wahrheits-Check.

Sie halten sich hartnäckig und hindern so manchen daran, einfach loszulegen: Fitnessmythen. Ist Magnesium gut gegen Krämpfe? Dürfen Anfänger im Winter mit dem Training starten? Und stimmt es eigentlich, dass Durchtrainierte weniger Schwitzen?

Zusammen mit dem Sportwissenschaftler und Personal-Trainer Tobias Zamhöfer aus Essen wollen wir einigen hartnäckigen Mythen auf den Grund gehen.

Sport lohnt sich nicht. Die Fettverbrennung geht ja erst nach 30 Minuten los...

Es wäre Quatsch, sich danach zu richten. Bewegung bringt immer etwas. Wenn die Gesundheit es erlaubt, stimmt es natürlich, dass intensiveres Training absolut gesehen mehr Fett verbrennt. Aber Bewegung in den Alltag einzubauen, hat einen Effekt. Gerade Jogginganfänger können schon mit zehn Minuten beginnen. Die Regelmäßigkeit und kontinuierliche Steigerung wird Erfolgserlebnisse bringen.

Nach Puls zu trainieren bringt am meisten!

Man kann damit gezielter trainieren – aber für den Freizeitsportler ist es nicht sehr wichtig. Viel einfacher ist es, seinen eigenen Körper selbst einschätzen zu lernen und auf die Atmung zu achten. Wenn man läuft und sich noch unterhalten kann, ohne zu schnaufen, ist man im richtigen Bereich unterwegs.

Auch interessant

Dehnen vor dem Laufen ist ein Muss.

Lange Zeit dachte man, dass das klassische statische Dehnen am Zaun oder an der Parkbank irgendwie dazugehört. Statisches Dehnen senkt jedoch nicht die Verletzungsgefahr. Wenn, dann ist dynamisches Dehnen sinnvoller.

Starkes Schwitzen heißt: keine Kondition...

Nein, das stimmt nicht. Es gibt Leute, die super trainiert sind und viel schwitzen. Das ist eine ganz individuelle Sache, wie viel man überhaupt schwitzt. Schwitzen ist sehr wichtig für den Körper, damit er sich abkühlen kann. Manche Leute schwitzen überhaupt erst richtig, wenn sie im Training sind.

Am besten sofort mit Wasser ausgleichen!

Das hängt sehr von der Trainingsdauer ab. Aber im Prinzip meldet sich der Körper, wenn er Flüssigkeit braucht. Eine Trinkpause sollte jedoch schon eingelegt werden. Da tut es übrigens ganz normales stilles Wasser. Man braucht keine kohlenhydratreichen Getränke. Apfelschorle ergibt nach dem Training Sinn, um den Elektrolythaushalt auszugleichen. Wer aber durch den Sport vor allem abnehmen will, sollte bedenken, dass der Fruchtzuckeranteil erheblich ist.

Kalte Luft schadet den Bronchien und Anfänger sollten erst bei warmen Temperaturen beginnen.

Auch Laufanfänger können im Winter beginnen. Solange die Temperaturen um den Gefrierpunkt liegen, ist das für die Bronchien kein Problem. Man sollte die Luft aber vielleicht durch spezielle Tücher oder Jacken, die über dem Gesichtsbereich liegen, anwärmen. Dann wird das Atmen angenehmer.

Muskelkater – ach egal, einfach weiter machen...

Ein Muskelkater sind kleine Mikrotraumata im Gewebe. Wenn ich also weiter hart trainiere, laufe ich Gefahr, dass sie größer werden und es im schlimmsten Fall zu richtigen Zerrungen kommt. Ein moderates Training ist aber in Ordnung. Also: leichtes Radfahren oder schwimmen, leichtes Dehnen.

Saunagänge nach dem Sport beugen Muskelkater vor.

Direkt nach dem Sport wirkt es nicht aktiv gegen einen Muskelkater. Durch Wärme werden die Gefäße weiter – das heißt, es blutet sogar stärker ins Gewebe ein. Wirksamer ist da also genau das Gegenteil: Kälte. Nach dem Sport ist Eis also besser. Wenn der Muskelkater allerdings schon da ist, helfen Wechselbäder. Also Kühlen und Sauna im Wechsel.

Magnesiumtabletten sind gut gegen Krämpfe.

Damit Magnesium hilft, müsste man so viel davon einnehmen, dass es schon zu Durchfall kommen kann. Das Beste ist, über eine obst- und gemüsebetonte Ernährung vorzubeugen und vor allem sein Training langsam zu steigern. Am Anfang sollte man sich immer wieder bremsen und nicht gegen den Körper arbeiten.

Auch interessant

Morgens nüchtern zu laufen ist besonders effektiv.

Es gibt Studien, die sagen, dass man nüchtern besser Fett verbrennt. Aber im Endeffekt ist die Tagesbilanz entscheidend. Es bringt nichts, nüchtern joggen zu gehen und Nachmittags drei Burger zu essen. Außerdem müssen Menschen mit einem instabilen Kreislauf darauf achten, vor dem Sport eine Kleinigkeit zu essen. Sonst ist man schnell unterzuckert. Jeder merkt selber am besten, wann seine richtige Zeit ist, um Sport zu treiben. Da sollte man sich nichts vorschreiben lassen.

Krafttraining und Ausdauersport passen nicht zusammen.

Sagen wir es so: Wer in einer der beiden Disziplinen Höchstleistungen erbringen möchte, kann nicht beides voll ausschöpfen. Also ein Bodybuilder wird nicht einen Marathon laufen. Aber für Menschen, die einfach nur fit sein wollen und eine athletische Figur wünschen, ist die Kombination genau richtig. Auch ein Läufer braucht eine kräftige Rumpfmuskulatur. Es ergänzt sich also super.

Durch Muskelaufbautraining kann man nicht abnehmen.

Nach dem Krafttraining wirkt der Effekt noch bis zu 72 Stunden an. Das heißt, der Körper verbrennt stärker nach einem Krafttraining. Dass man durch Muskelaufbautraining also kein Fett verliert, ist ein Mythos.