Essen. Ist der Heuschnupfen im Frühling am schlimmsten? Wird der Sommer kalt, wenn es im März schon warm ist? Wir klären zehn Irrtümer über den Lenz auf.
Die Sonne ist noch zu schwach, um Sonnenbrand zu verursachen, aber dafür können die Winterreifen bald weg. Stimmt das? Zum Frühlingsanfang betreiben wir eine andere Art des Frühjahrsputzes – und räumen mit Irrtümern über den Frühling auf.
Irrtum 1: Frühjahrssonne ist zu schwach für Sonnenbrand
Falsch. Nur weil die Temperaturen nicht so hoch sind, heißt das noch lange nicht, dass die Sonne nicht so intensiv scheint. Ganz im Gegenteil: Messungen des meteorologischen Instituts der Universität Bonn haben ergeben, dass die Ozonkonzentration in der Atmosphäre im April und Mai besonders niedrig ist, so dass die gefährlichen UV-Strahlen weniger gefiltert werden. Hinzu kommt, dass nach dem Winter die Haut hell und unvorbereitet auf diese Sonne trifft. Beides erhöht auch das Hautkrebsrisiko. Hautärzte empfehlen deswegen, schon im Frühjahr genügend Sonnenschutz aufzutragen.
Irrtum 2: Der Heuschnupfen ist im Frühling am schlimmsten
Es kommt darauf an! Ein Blick auf den Pollenflugkalender der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst verrät: Im April fliegen normalerweise zwar die meisten Pollen, weil die meisten Pflanzen blühen. Wer allerdings allergisch gegen Sommerblüher ist, hat länger was vom Heuschnupfen. Und: Auch im Winter werden Allergiker nicht verschont. Ist der nämlich so mild wie in diesem Jahr, kämpfen viele Betroffene auch im Februar schon mit ihrer Pollenallergie.
Irrtum 3: Frühjahrsmüdigkeit ist Einbildung
Nein, ist sie nicht. Jedenfalls nicht für rund 60 Prozent der Deutschen. Denn die leiden meistens im März unter Müdigkeit und Schlappheit. Im Winter schüttet der Körper verstärkt das Schlafhormon Melatonin aus – Studien belegen, dass sich der Stoff in hoher Konzentration negativ auf das Wohlbefinden auswirken kann. Im Frühling wird die Produktion zwar wieder zurückgefahren. Der Körper beginnt aber gleichzeitig, wieder mehr Glückshormone wie Serotonin auszuschütten. Diese Hormonumstellung belastet den Körper sehr. Außerdem sinkt der Blutdruck, wenn die Temperatur steigt, weil sich dann die Blutgefäße weiten. Das wirkt auch ermüdend.
Irrtum 4: Zugvögel kommen immer zur gleichen Zeit zurück
Ja und Nein. Zugvögel kehren zwar jährlich in einem bestimmten Rhythmus zurück, der verschiebt sich aber immer wieder. 2013 zum Beispiel schreckte der kalte Februar und März viele Vögel ab. Entweder sie verließen Deutschland wieder nach kurzer Zeit, um zurück in ihr Winterquartier zu fliegen oder sie traten die Rückreise direkt viel später an. Die ersten Kraniche zum Beispiel kehrten 2013 erst Anfang März zurück. 2014 dagegen war die Rückkehr der Kraniche ab den ersten Februartagen in vollem Gange.
Irrtum 5: Pünktlich zum Frühlingsbeginn können die Winterreifen weg
Bitte nicht! Die Sonne scheint, von Minusgraden haben wir diesen Winter kaum etwas gehört. Die Versuchung, schon mal die Sommerreifen aufzuziehen, ist groß. Experten vom Autoclub Europa raten davon aber dringend ab. Denn im Zweifel ist es sicherer, auf warmer, trockener Straße mit Winterreifen zu fahren, als auf glatter Straße mit Sommerreifen. Beim Reifenwechsel gilt die Goldene Regel „O bis O“, also: Winterreifen von Oktober bis Ostern.
Irrtum 6: Der Frühling ist die Zeit, um sich zu verlieben
Das stimmt nur bedingt. Überall, wo man im Frühling hinsieht, schlendern verliebte Pärchen durch die Gegend. Vermutlich fällt das nur so auf, weil viele Paare im Winter eingekuschelt auf dem heimischen Sofa geblieben sind. Paartherapeuten sagen sogar, dass sich Paare offenbar auffällig oft im Frühling trennen. Meistens seien das Paare, die gefühlsmäßig eine schlechte Bindung zu einander haben, denn die falle im Frühjahr auf.
Was nämlich stimmt, ist, dass wir hormonell auf den Frühling mit guter Laune reagieren: vor allem auf die Sonne und die erwachende Natur. Dadurch werden Glückshormone wie Serotonin und Dopamin ausgeschüttet. So erwacht neue Lebensfreude. Während sie bei einigen neues Leben in die Beziehung bringt, finden die andere den Mut, ihr Leben radikal zu ändern und sich zu trennen.
Irrtum 7: Im Frühling spielen die Sexualhormone verrückt
Nein. Der Frühling beeinflusst laut Endokrinologen, also Hormonspezialisten, zwar die Produktion von Glückshormonen, aber nicht die Produktion von Sexualhormonen wie Östrogen und Testosteron. Laut Statistik werden die meisten Kinder im Dezember gezeugt, genauer gesagt um die Weihnachtstage. Der September ist entsprechend laut statistischem Bundesamt der geburtenstärkste Monat. Ein zweites Zeugungshoch gibt es im Spätsommer. Dann ist zum einen der Testosterongehalt bei Männern am höchsten, zum anderen entspannt der gemeinsame Sommerurlaub viele Paare.
Irrtum 8: Wir heiraten natürlich im Mai
Schon lange nicht mehr. Der Mai, der Wonnemonat, die Krönung des Frühlings. Die meisten Blumen stehen in voller Blüte. Klar, heiraten dann auch die meisten Paare. Oder doch nicht? Laut statistischem Bundesamt ist der beliebteste Monat für Hochzeiten der Juli. Der Mai landete nach Juni und August nur auf Platz vier.
Irrtum 9: Frühjahrsputz ist eine verstaubte Tradition
Falsch. Wer bei dem klassischen Frühjahrsputz an die traditionelle 50er-Jahre-Hausfrau denkt, die über mehrere Tage wild den Mop schwingt, liegt falsch. Denn auch heute noch liegt die Grundreinigung im Trend. Allerdings veranschlagen Jüngere nicht mehr so lange dafür. Aber Fensterputzen, Entrümpeln und Grundreinemachen, das ist für viele bei den ersten Sonnenstrahlen ein Muss. Eine Studie der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) bestätigt, dass die Deutschen in den Monaten zwischen Januar und April wesentlich mehr Geld für Putzmittel ausgeben als während des restlichen Jahres.
Irrtum 10: Wenn der Frühling Wärme bringt, bis weit in den Herbst die Grille singt
Wer weiß. Bauernregel hin oder her, das Wetter ist keine genaue Wissenschaft. Manche glauben auch, dass der Sommer sein Pulver verschossen hat, wenn ihm ein warmer Frühling vorausgeht. Meteorologen halten dann gerne mit dem Supersommer 2003 gegen, es war der wärmste in Deutschland seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Auch ihm ging ein sonniger Frühling voraus. 2012 folgte dem warmen Frühling hingegen ein wechselhafter Sommer.