Dortmund. Vor dem Zwölf-Stunden-Lauf will Laufblogger Stefan Reinke abspecken und die sieben Kilo, die der Laufrucksack wiegen muss, kompensieren. Es war hart.

Harte vier Wochen liegen hinter mir. Vielleicht die härtesten meines Lebens, was vermutlich mehr über die Unbeschwertheit meines Lebens aussagt als über die tatsächliche Härte der Diät, die ich mir einen Monat lang angetan habe. Die 5:2-Diät ist gerade en vogue, und so habe ich mal einen Selbstversuch gestartet.

Abnehmen wollte ich ohnehin, weil Michele Ufer ja unbedingt will, dass die Teilnehmer an seinem Hillymanjaro mit Rucksack auf die Strecke gehen. Um nicht auf selbiger zu bleiben, bin ich in den vergangenen Wochen zweigleisig gefahren: Ich habe zwei durchaus erfolgreiche Testläufe mit Rucksack absolviert und gleichzeitig versucht, das Gewicht, das ich beim Zwölf-Stunden-Lauf auf den Schultern tragen werde, am Bauch einzusparen.

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Die 5:2-Diät wird momentan als Wunderdiät angepriesen, weil sie eigentlich gar keine Diät sein soll, sondern Kurzzeitfasten. Gefastet habe ich bislang nur, wenn mich eine schwere Magen-Darm-Grippe dazu gezwungen hat. Aber gut, irgendwann ist immer das erste Mal - und "Kurzzeit" hört sich verkraftbar an. Doch auch kurz kann ganz schön lang sein.

So funktioniert die 5:2-Diät

Damit jeder weiß, wovon ich hier schreibe, ein kurzer Abriss über die Funktionsweise der 5:2-Diät:

  • Die gute Nachricht: An fünf Tagen in der Woche darf man normal essen, wobei "normal" nicht bedeutet, dass man reinhaut wie ein Berserker und die zuvor weggelassenen Kalorien später reinschaufelt..
  • Die schlechte Nachricht: An zwei Tagen in der Woche wird gefastet.
  • An den Fastentagen sollen Frauen nicht mehr als 500 Kilokalorien zu sich nehmen, Männer immerhin 600.
  • Die Fastentage können beliebig über die Woche verteilt werden, sollten aber nicht direkt hintereinander liegen, damit der Körper nicht glaubt, er würde wirklich nichts mehr zu essen bekommen und auf Sparflamme schaltet.

Das intermittierende Fasten, so der Fachbegriff, soll den Stoffwechsel und allen voran die Bauchspeicheldrüse trainieren, vor diversen Krebsarten schützen und Diabetes verhindern. Nebenbei sollen die Pfunde purzeln. Das Bauchspeicheldrüsen-Training erfolgt hauptsächlich dadurch, dass dem Körper Kohlehydrate - allen voran Zucker - vorenthalten werden.

An acht von 28 Tagen fasten

Als Fastentage habe ich den Montag und den Donnerstag auserkoren. Das Konzept, an insgesamt acht Tagen einfach mal weniger zu essen, hört sich zunächst einfach an. Acht von 28 Tagen sollten ein Klacks sein.

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Sind sie aber nicht. Der erste Tag war richtig hart, und jeder weitere Fastentag verlangte mir mehr Durchhaltevermögen ab als ein Marathon. Positiv daran: Immer wenn ich es geschafft hatte, einen Tag ohne kulinarische Sünden hinter mich zu bringen, war ich auch fast genau so stolz wie nach einem Marathon.

Das Hauptproblem war, den richtigen Modus zu finden. 600 Kalorien einfach zu dritteln haut bei mir nicht hin. Ein Frühstück mit 200 Kalorien knappst mir persönlich zu viel von den anderen beiden Mahlzeiten ab. Dann lieber mittags und abends mehr. Zunächst habe ich es mit einem Frühstücksei versucht (ca. 85 Kalorien). Aber das war wie der berühmte Tropfen auf den heißen Stein. Also habe ich ab dem vierten Tag ganz aufs Frühstück verzichtet und bin stattdessen lieber um 12 Uhr in die Kantine zum MIttagessen gegangen, das dann aus einem gemischten Salat und einer Tagessuppe bestand. Abends wurde gekocht, meist eine höllisch scharfe indische Linsensuppe mit Tomaten, Paprika, Ingwer, Chili und viel frischem Koriander - sehr lecker.

Kohldampf und schlechte Laune

Dennoch: An jedem der acht Fastentage habe ich gemerkt, wie ich stündlich nervöser, weniger belastbar und aggressiver wurde, bis ich dann zu Hause nur noch unerträglich zickig und genervt war. Nach Feierabend sofort in den Zug und Zuhause nur ein Gedanke: Essen, Essen, Essen. Dazu noch diese Müdigkeit! An den Fastentagen war ich körperlich und geistig so dermaßen in einem Tief, dass ich einige Male schon um kurz nach 21 Uhr ins Bett gegangen bin. An einem Tag hingegen hatte ich einfach riesengroße Lust, laufen zu gehen - und das ging sogar. Für einen lockeren Lauf über fünf Kilometer ist also auch am Fastentag Platz - allerdings hatte ich wirklich nur dieses eine Mal Lust dazu. An den anderen Tagen war ich mit meinem Kohldampf und meiner schlechten Laune beschäftigt.

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Nach 20 Normaless- und acht Fastentagen war ich letztlich heilfroh, die 5:2-Diät erfolgreich absolviert zu haben. Es gibt Quellen, die nun empfehlen, die Diät mit einem Fastentag pro Woche fortzusetzen, andere bleiben bei zwei Tagen. Ich weiß noch nicht, was ich mache. Bei zwei Tagen belasse ich es auf keinen Fall. Mit einem Tag könnte ich mich ganz vielleicht noch anfreunden, vermutlich werde ich es aber ganz bleiben lassen.

Fazit: abgenommen und Essgewohnheiten geändert

Dennoch hat das 5:2-Fasten etwas gebracht. Ich habe in den vier Wochen rund drei Kilo abgenommen, der Bauch ist tatsächlich kleiner geworden. Insbesondere der letzte Aspekt ist ein Erfolg der 5:2-Diät. Das Gewicht hätte ich auch mit gezieltem Training und vernünftigem Essen reduziert. Aber durch die Diät wird der Stoffwechsel animiert, an die Fettreserven zu gehen - die Folge ist ein deutlich geschrumpfter Bauch.

Der zweite wirklich positive Aspekt ist der, dass die Bauchspeicheldrüse durch die Diät so trainiert wird, den Appetit in Grenzen zu halten. Meine Befürchtung war, dass ich am Morgen nach einem Fastentag sofort reinhaue und am Mittag mit Bärenhunger in die Kantine stürme, nur um am Abend das Pizzataxi zu rufen und zum Nachtisch eine Tafel Schokolade zu vernichten. Das Gegenteil ist der Fall. An einem Morgen nach dem Fastentag habe ich zwar Hunger, aber der ist nichts im Vergleich zu dem Kohldampf, den ich am Fastentag selbst geschoben habe.

Der Körper scheint durch die Diät gelernt zu haben, auf Essen zu warten und wenn keins kommt, an die ausreichend vorhandenen Fettpolster zu gehen. Jetzt bin ich gespannt, wie nachhaltig dieser Effekt ist.