Essen/Düsseldorf. Das gilt nicht erst seit Ebola: Wer im Winter in die Ferne abhebt, sollte vorher einen erfahrenen Arzt nach Gesundheitsrisiken und Impfungen befragen.

Die Sehnsucht nach Sonne und Wärme wächst, je dichter die dunklen Wolken vom Winterhimmel hängen. Nichts wie weg – nach Asien, in die Karibik oder nach (Süd-)Afrika, das denkt so mancher und bucht eine Last-Minute-Reise oder packte die Koffer für Kreuzfahrt und All-Inclusive-Cluburlaub. Gesundheitsrisiken wie gefährliche Mückenstiche werden vor lauter Vorfreude dabei oft auf die leichte Schulter genommen, was die Rückkehr unter Umständen zu einer fiebrigen Angelegenheit werden lässt.

Warum nehmen Menschen, die zu Reisen in die Ferne aufbrechen, mögliche Infektionen auf die leichte Schulter?

„Viele machen sich nicht klar, dass die Tropen nicht der Schwarzwald sind und es dort Krankheiten gibt, die wir hier nicht kennen“, sagt Dr. Irmela Müller-Stöver, Oberärztin für Tropenmedizin an der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Sie berät Menschen mit großen Reiseplänen in der tropenmedizinischen Ambulanz und weiß: „Reisebüros informieren häufig zu wenig über Infektionsrisiken, die schon allein durch eine andere Infrastruktur und mangelnde Hygiene in tropischen Ländern gegeben sind.“ Hinzu kommt, dass sich Cluburlauber in der behüteten All-inclusive-Atmosphäre allzu sicher fühlen.

Wann ist es wichtig, sich über Gesundheitsrisiken zu informieren?

Vor jeder Fernreise ist es wichtig, sich darüber Gedanken zu machen – auch wenn‘s innerhalb Europas „nur“ nach Finnland, Italien oder in die Türkei geht. Denn auch dort gibt es laut Expertin Müller-Stöver seltene Erkrankungen, über die Urlauber Bescheid wissen sollten. „Eine bestimmte nachtaktive Mückenart, die Sandmücke, überträgt durch ihren Stich beispielsweise die so genannte Leishmaniose“, erklärt die Infektionsspezialistin.

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Dadurch entstehen Geschwüre in der Haut, schlimmstenfalls sind davon auch Organe betroffen. Die Mücken sind nicht nur in Peru oder Kolumbien, sondern auch im Mittelmeerraum unterwegs. In Regionen wie Lateinamerika oder Indien übertragen andere Artgenossen das gefürchtete Denguefieber. Eine ganz ähnliche, leichtere Erkrankung, das Sindbis-Fieber kann auch in Finnland, Norwegen oder Schweden durch Mücken weitergegeben werden. Es lohnt sich also, durch mückenabweisende Sprays und mithilfe von Moskitonetzen vorzubeugen.

Wer sagt mir, bei welchen Reisen ich mich impfen lassen sollte?

Das sollte auf jeden Fall ein reisemedizinisch geschulter Mediziner tun – möglicherweise der Hausarzt, sonst kann er sicher einen solchen empfehlen. Oder man lässt sich einen Beratungstermin in der tropenmedizinischen Ambulanz der Düsseldorfer Uniklinik geben. Das kostet zehn Euro, die aber von einigen Krankenkassen erstattet werden.

Welche Impfungen sind immer wichtig und was sollte man dabei beachten?

Der persönliche Reisestil bestimmt auch die Notwendigkeit von Impfungen. Wer also in ein Kreuzfahrtschiff steigt, das nur kurz in verschiedenen Häfen einen Stopp einlegt, braucht keine aufwändigen Injektionen vorab. Gleiches gilt für Pauschalreisende in Asien, die sich zum Beispiel nicht gegen die japanische Enzephalitis (eine besondere Art von Hirnhautentzündung) impfen lassen müssen.

„Anders sieht das natürlich aus, wenn ich über Land oder in abgelegene Gebiete fahre“, sagt Oberärztin Irmela Müller-Stöver und betont: „Deshalb ist es wichtig, jede Reise einzeln zu betrachten und sich gesondert darauf vorzubereiten – so gilt zum Beispiel auch nicht für alle Gebiete die gleiche Malaria-Prophylaxe.“ Wer sechs Wochen vor dem Aufbruch mit den Impfungen beginne, können allerdings die wichtigsten auf jeden Fall erledigen.

Für welche Länder und Regionen gelten Besonderheiten?

Die grassierende Ebola-Epidemie in Afrika ist nicht der einzige Ausbruch von gefährlichen Krankheiten in der Welt. Immer wieder kommt es auch zu Pest- oder Cholera-Wellen, über die man sich bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO) oder bei den amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention (CDC, siehe Kasten) informieren kann. Das Auswärtige Amt informiert außerdem rechtzeitig und gibt Reisewarnungen heraus.

Wer hilft, wenn ich während einer Fernreise gesundheitliche Probleme bekomme?

Chronisch Kranke sollten sich schon vor dem Reiseantritt über mögliche Anlaufstellen für den Ernstfall, also Kliniken oder Facharztpraxen, informieren. Für alle anderen gilt: Im Notfall Krankenhäuser in der nächstgelegenen größeren Stadt aufsuchen oder den Reiseveranstalter nach einem Arzt vor Ort befragen.

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Damit die Behandlung nicht die Reisekasse belastet, kann eine Reisekranken- oder sogar eine Rückholversicherung sinnvoll sein. „Letzteres gilt vor allem für Extremsportler, die den Kilimandscharo besteigen oder in die Tiefsee tauchen wollen“, sagt Irmela Müller-Stöver. Ist man auf einem Trekking-Trip jenseits der Zivilisation, sollte man nach ihren Worten auch vorsichtshalber einige Medikamente mitnehmen – zum Beispiel Antibiotika gegen Blasenentzündungen oder schlimme Durchfälle. „Das ist in Afrika schon allein deshalb wichtig, weil es dort viele gefälschte Medikamente gibt“, warnt die Ärztin.

Gibt es Warnsignale, auf die ich nach der Rückkehr achten sollte?

Wer nach dem Urlaub mit Fieber oder einem ungewöhnlich angeschwollenen Mückenstich zum Arzt geht, sollte unbedingt darauf hinweisen, dass er gerade von einer Reise ins Ausland zurückgekehrt ist. So kann der behandelnde Mediziner auf die richtige Fährte einer möglicherweise mitgebrachten Infektion gebracht werden.