Essen. Kreuzfahrten werden immer beliebter. Doch die steigende Anzahl an Passagieren auf begrenztem Raum birgt gesundheitliche Risiken. So können sich an Bord Infektionskrankheiten wie Grippe oder das Noro-Virus schnell verbreiten. Mediziner verraten, worauf Reisende achten sollten.

Immer mehr Menschen begeistern sich für Kreuzfahrten. Mit der Zahl der Passagiere wächst die Größe der Ozeanriesen, oft sind mehrere Tausend Urlauber an Bord. Doch das Zusammentreffen vieler Menschen unterschiedlicher Herkunft auf begrenztem Raum birgt gesundheitliche Risiken, beispielsweise die Ausbreitung von Infektionskrankheiten. Gefürchtet an Bord sind vor allem kollektive Durchfall- und Grippeausbrüche, die Reedereien unangenehme Schlagzeilen bringen.

Zwar betreiben die Anbieter heute einen enormen Aufwand, um Infektionskrankheiten gar nicht erst entstehen zu lassen, doch „damit die Hygienekonzepte an Bord effektiv sein können, müssen die Passagiere aktiv mitmachen“, sagt Christoph Sevenich, Ausbilder in einem europäischen Projekt zur Hygiene auf Kreuzfahrtschiffen und Mit-Gründer des zivilen Kieler Schiffsarztlehrgangs, einer Gesellschaft, die Schiffsärzte fortbildet.

Händehygiene wichtigste Maßnahme gegen Infektion

„Jeder, der schon einmal eine Kreuzfahrt unternommen hat, kennt zum Beispiel die zur Händedesinfektion an der Gangway und die vor den Restaurants platzierten Desinfektionsmittelspender. Leider werden diese Maßnahmen von Passagieren häufig belächelt oder als Bevormundung empfunden“, so Sevenich.

Dabei sei eine sorgfältige Händehygiene die wichtigste Maßnahme gegen die Ausbreitung vieler Infektionskrankheiten und die effektivste Methode, sich und seine Familie gegen eine Ansteckung zu schützen. Beispielsweise kann so auch die Ausbreitung des Noro-Virus verhindert werden. Dieser ist meist für Durchfallerkrankungen verantwortlich, die sich an Bord häufen.

Bei geplanter Fernreise einen Reisemediziner fragen

„Das Virus gelangt als so genannte Schmierinfektion von Mensch zu Mensch. Zum Beispiel beim Händeschütteln und über Handläufe und Türklinken, die viele Menschen mit den Händen berühren“, erläutert Christoph Sevenich. „Die akute Durchfallerkrankung ist in der Regel nach ein bis zwei Tagen durchgestanden, aber der Patient sollte mindestens 48 Stunden symptomfrei sein, ehe er wieder am gesellschaftlichen Leben teilnimmt. Dies gilt für die Crew und die Passagiere.“

Die Reisemedizinerin und ehemalige Hamburger Hafenärztin Bettina Gau, die als Dozentin im Kieler Schiffsarztlehrgang Ärzte auf ihren Einsatz an Bord vorbereitet, rät Passagieren dazu, etwa sechs Wochen vor jeder Reise in ferne Länder einen erfahrenen Reisemediziner zu konsultieren. Hier werden notwendige Impfungen überprüft und wertvolle Gesundheitstipps erteilt. Gau erinnert genauso daran, notwendige Medikamente in ausreichender Menge einzupacken, „auch wenn an Bord ein gut ausgestattetes Hospital ist“.

Bei mehr als 100 Personen muss ein Arzt an Bord sein

Für die ärztliche Versorgung an Bord von Passagierschiffen gibt es gesetzliche Regelungen. Nach Informationen des Teams vom Kieler Schiffsarztlehrgang müssen Schiffe, die länger als drei Tage unterwegs sind und mehr als 100 Personen an Bord haben, mindestens über einen Schiffsarzt und eine Pflegekraft verfügen. Bei über 800 Menschen an Bord müssen es sogar zwei Ärzte und drei Pflegekräfte sein.

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Auf Schiffen unter deutscher Flagge müssen die eingesetzten Ärzte unter anderem Fachärzte für Allgemeinmedizin, Innere Medizin, Chirurgie oder Anästhesie sein. Für amerikanische Schiffe gilt ein ähnliches Profil, man sollte sich als Reisender dennoch auch persönlich optimal vorbereiten.

Ein vernünftiges Maß an Vorsicht

So leistet man einen guten Beitrag zu einem entspannten und gesunden Urlaub und spart gegebenenfalls unnötige Kosten für eine Behandlung an Bord. Der Rat von Bettina Gau: Bei ernsthaften Beschwerden frühzeitig melden „und nicht erst, wenn das Schiff bereits ablegt“.

Ein vernünftiges Maß an Vorsicht kann also bei einer Kreuzfahrt nicht schaden, das gilt speziell auch für die intensive Sonneneinstrahlung. „Die Sonneneinstrahlung in tropischen Breiten ist intensiver“, erläutert Reisemedizinerin Gau. „Zudem wird die für Hautalterung und Sonnenbrand verantwortliche UV-Strahlung zusätzlich von der Wasseroberfläche reflektiert und man bekommt unter Umständen eine höhere Dosis als an Land ab.“

Besonders achtsam sollten Kreuzfahrer auf ihren Landausflügen sein, und Vorsicht bleibt immer wichtiger als Nachsicht: „Aufregende Länder, exotische Gerüche und unbekannte Speisen an jeder Ecke verführen dazu, die Vorsicht über Bord zu werfen“, mahnt Gau. Sie rät, den „gesunden Menschenverstand“ mit auf den Landgang zu nehmen. „Auf Reisen in tropischen Ländern gilt die Grundregel: Wasch es, schäl’ es, koch’ es oder vergiss es!“