Schwerte. Bereits 17 Mal in diesem Jahr haben junge, meist weibliche Kriminelle in Schwerte Bankkunden am Automaten angegriffen — zumindest wurden so viele Fälle der Polizei gemeldet. Wir erklären, mit welcher Masche die Klau-Kids vorgehen und warum die Beamten gegen sie wenig unternehmen können.

Schon 17 Mal haben sogenannte Klau-Kids an Geldautomaten in Schwerte zugeschlagen. Die Überfälle laufen oft nach dem gleichen Schema ab: Ein Auto bringt die Kinder zum Tatort. Dann lenkt eines das Opfer mit einem vorgehaltenen Zettel ab, während das andere Kind das Geld aus dem Automaten zieht.

Allein in Schwerte hat die Polizei seit dem 1. Januar 2014 mindestens 17 Fälle registriert, die nach diesem Muster abliefen. Der Trend, sagt Polizeisprecherin Ute Hellmann, sei jedoch bundesweit zu beobachten. "Seit die europäischen Grenzen geöffnet wurden, nehmen wir dieses Kriminalitätsphänomen häufiger wahr."

Mädchen nicht unterschätzen

Erst am Freitag wurde eine 66-jährige Schwerterin in einer Bank in der Rathausstraße überfallen, 500 Euro wurden ihr gestohlen. Die Täterinnen waren zwei 13 Jahre alte Mädchen. "Viele denken, sie könnten sich gegen zwei junge Mädchen wehren", sagt Hellmann. Dabei seien die körperlichen Angriffe auf keinen Fall zu unterschätzen. "Die Mädchen sind Profis." Das musste die Schwerterin Silke Bruns am eigenen Leib erleben: Mitte Februar wurde sie von zwei Klau-Kids in der Volksbank überfallen — als sie sich wehrte, setzten die beiden Mädchen ihr so sehr zu, dass sie einen Kreuzbandriss davon trug.

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Doch auch, wenn es in letzter Zeit besonders viele Mädchen sind, die die Überfälle begehen, seien auch Jungen Täter. "Vielleicht ist man bei Mädchen leichtsinniger", sagt Hellmann, "Das kann ich aber nur vermuten."

Kinder werden angelernt

Die beiden Mädchen, die am Freitag an der Rathausstraße zuschlugen, wurden zwar gefasst, flüchteten aber gleich wieder von der Jugendschutzstelle, zu der die Polizei sie gebracht hatte."Die Kinder werden ja nicht festgenommen", sagt Ute Hellmann. Folglich dürften sie auch nicht festgehalten werden. Auch dann nicht, wenn sie schon oft auffällig geworden sind. Der Grund: In Deutschland sind Kinder unter 14 Jahren strafunmündig. Das Ziel der Jugendschutzstelle ist es, die Kinder zu versorgen und sich um sie zu kümmern - nicht, sie zu bestrafen.

Kinder, die die Polizei normalerweise bei Diebstählen erwischt, bräuchten diesen Schutzraum. Auch, weil ihre Eltern sich häufig nicht genug um sie kümmern. Bei den jungen Täterinnen handele es sich jedoch um eine andere Form der Kriminalität. "Diese Kinder werden angelernt, auch von ihren Erziehungsberechtigten", erzählt Ute Hellmann. Oft seien sie in Banden organisiert.

Sofort auf "Abbrechen" drücken

Doch wie kann man sich vor den Überfällen schützen? Ute Hellmann rät, beim Geld-Abheben auf ,"Abbrechen" zu drücken, sobald einem etwas komisch vorkommt. Denn wenn die PIN erst einmal eingegeben ist, haben die Täter leichtes Spiel.