Hagen. . Vor 450 Jahren wurde William Shakespeare geboren. Bis heute halten sich Verschwörungstheorien um den Dichter. Dabei wird er aber immer auch als einer der bedeutendsten Literaten aller Zeiten gefeiert.
Sein genaues Geburtsdatum ist und bleibt unbekannt, seine Taufe aber wird immerhin mit dem 26. April 1564 angegeben. Gut möglich also, dass William Shakespeare (1564-1616) just in diesen Tagen vor 450 Jahren das Licht der Welt erblickte.
Hans-Dieter Gelfert, langjähriger Professor für englische Literatur an der Freien Universität Berlin, gehört zu den ausgewiesenen Shakespeare-Kennern und hat nun zum Jubiläum des vielleicht weltbedeutendsten Dramatikers ein ebenso umfassendes wie facettenreiches Werk über den englischen Genius verfasst. Das Werk „William Shakespeare in seiner Zeit“ untersucht nicht nur die verschiedenen Dramen und Dichtungen, sondern ordnet Leben und Wirken Shakespeares einerseits in den Kontext seiner Epoche, darüber hinaus aber auch in die Folgen bis in unsere Gegenwart ein.
1200 Personen in 37 Stücken
Über die Jahrhunderte hinweg sei Shakespeare „im eigenen Land zum Gott und in Deutschland zum Abgott der Dichtkunst avanciert“, lautet ein Urteil Gelferts. Der Literaturprofessor hält dabei wenig von modern-verfremdenden Inszenierungen der Shakespeare-Dramen: „Seiner Größe wäre es angemessen, wenn man ihn in seiner eigenen Zeit aufsuchte, anstatt ihn zu unserem Zeitgenossen zu machen.“ Und weiter: „Eine Kunst, die dank ihres Könnens jahrhundertelang dem Zahn der Zeit getrotzt hat, will auch heute noch mit dem bewundernden Blick nach oben wahrgenommen werden.“
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Jenseits der reinen Dichtkunst sei William Shakespeare vor allem durch seine außerordentlich tiefsinnige Menschendarstellung, durch sein regelrechtes „Erforschen der menschlichen Innenwelt“ von so großer Bedeutung geblieben. Tatsächlich hat Shakespeare in seinen 37 Tragödien, Komödien und Historienstücke mehr als 1200 Personen in die literarische Welt gesetzt und dabei vom kleinsten Diener bis zum größten Diktator praktisch alle Nuancen des menschlichen Seins mit Abgründen ebenso wie mit hehren Werten berücksichtigt. Hans-Dieter Gelfert: „Bei Shakespeare finden Leser und Zuschauer Identifikationsmöglichkeiten für beinahe jede menschliche Befindlichkeit.“
Falsche Verschwörungstheorien
Auch mit der Frage, ob all die Dramen und Gedichte überhaupt dem englischen Schauspieler William Shakespeare zugerechnet werden können, beschäftigt sich der Literaturforscher intensiv. Zweifel an der Authentizität der Werke hegt er indes nicht. Vielmehr interpretiert Gelfert alle „Verschwörungstheorien“, die immer wieder einmal auftauchen, als „die Natur des Menschen, dass er einem Glauben mehr vertraut als wissenschaftlich gesichertem Wissen“.
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Möglichen Bildungsmangel lässt Gelfert jedenfalls bei Shakespeare nicht gelten, auch Pseudonym-Theorien schließt er aus: „Wer einen anderen ,wahren’ Shakespeare vorstellt, muss erst einmal zwingende Gründe nennen, weshalb der Schauspieler aus Stratford es nicht sein kann. Dessen Lebensstationen aber sind, mit Ausnahme der sogenannten ,verlorenen Jahre’ von 1585 bis 1992, Jahr für Jahr zuverlässig belegt.“
Hans-Dieter Gelfert sieht in William Shakespeare einen „Seismographen des Umbruchs vom Mittelalter zur Neuzeit“. Dadurch wurde er Kraft seiner Worte „zum vorausahnenden Verkünder des neuzeitlichen Menschen“.