Lüdenscheid.

Nach mehr als 100 Lebensjahren ist man den Kinderschuhen längst entwachsen. Sollte man meinen. Aber das ehemalige Kinderheim an der Freiherr-vom Stein-Straße 27 bereitet sich gerade wieder auf neues Leben vor. Kinderschuhe werden, das ist sicher, hier noch auf lange Zeit eine wichtige Rolle spielen: Im Frühjahr 2014 wird im grundsanierten Gebäude unter Regie des SOS-Kinderdorfes eine Kita mit 40 Plätzen eröffnen.

Zu verdanken ist die liebevolle Sanierung unter strengen Auflagen des Denkmalschutzes dem Lüdenscheider Kaufmann Gerhard Winkler (69). Alle paar Jahre pickt der sich ein markantes Objekt heraus und erweckt es als Investor zu neuem Leben.

Indirekt ist sein bislang letztes Engagement dieser Art – das Betreute Wohnen des Johannes-Busch-Hauses an der Kurze Straße – verantwortlich für dieses Projekt. Denn ursprünglich, so erzählt Winkler, hätte er das Haus wieder in Zusammenarbeit mit dem Johannes-Busch-Haus für behinderte Kinder umbauen wollen. Doch der Plan scheiterte, nachdem viel Planungsarbeit investiert worden war, am Bedarf der Stadt an Kindergartenplätzen. Das wurde zur Bedingung für den Verkauf des Gebäudes – und Gerhard Winkler so zum Investor für eine Kindertagesstätte.

Jahrelange Nutzung hat Spuren hinterlassen

Der Aufwand, 750 Quadratmeter über drei Etagen samt Keller sowie 1100 Quadratmeter Grundstück nach Anforderungen von, so zählt er auf, sieben Mitsprechern herzurichten, sei immens. Denkmalschutz, Brandschutz, Kindertagesstättenverordnung, städtische Behörden – alles müsse abgestimmt und vor allem finanziert werden. Im Jahr 1912 als Kinderheim eröffnet und 1976 als solches wieder geschlossen, dann jahrzehntelange Nutzung unter anderem als Vereinsdomizil – das hat Spuren hinterlassen. Einige davon dürfen sichtbar bleiben, andere werden in modernem Gewand erhalten. Sicherheitsglas für alte Türscheiben. Ein Schliff für die Holztreppe, geformt von der Last der Jahre, optischer Mittelpunkt des Haupttreppenhauses. Ein zweites Treppenhaus entsteht neu – als Fluchtweg. Küchen, Kinderküchen, ein Speisenaufzug, Waschen, Gymnastik, hohe, helle Gruppenräume, Büros und Beratung unterm Dach – Platz und Charme satt.

Ein bisschen persönliche Nostalgie begleitet das Projekt dabei auch: Einige Wochen lang war der Lüdenscheider einst selbst im Kinderheim untergebracht – bis Verwandte das mutterlose Baby zu sich nahmen. „Hier“, sagt er und blickt sich im alten, denkmalgeschützten Waschraum im Keller um, „wurde ich auch geschrubbt. Hab’ ich mir sagen lassen.“