Altenaffeln. „Was haben die sich hier für Mühe gemacht“, staunte ein Besucherpaar bereits wenige Meter hinter dem Ortseingang Altenaffeln. Die 700-Jahr-Feier des Höhendorfes lockte Klein wie Groß in Massen in die Gassen, die in den sieben Jahrhunderten Dorfgeschichte viel Interessantes und Wissenswertes entdecken konnten.

„Ach genau! So eine Singer-Nähmaschine hatte Herta auch. Sie diente bei ihr allerdings nur noch als Beistelltischchen“, erinnerte sich die Betrachterin des Wohnzimmers aus dem Jahr 1950 an die Einrichtung ihrer Tante zurück. „Und wenn man als kleines Mädchen das Pedal ordentlich trat, und die Maschine zu flitzen anfing, gab es immer Ärger“, fügte eine zweite Besucherin ihre Erinnerungen hinzu. Mit viel Liebe zum Detail waren Wohnzimmer aus den 1930er, 1950er und 1980/90er Jahren eingerichtet worden.

Gerne verweilten die Besucher davor und schwelgten in Erinnerungen. „Ach du lieber Gott! Ein Bohner-Besen“, freute sich eine weitere Besucherin über die Entdeckung im Wohnzimmer 1980/90, obwohl sie mit diesem Haushaltsgerät nicht gerade schöne Stunden verbindet. „Nie in meinem Leben würde ich wieder bohnern. Meinen habe ich schon vor Jahren entsorgt“, verriet sie. Der Commodore C64 mit „floppy disk“ zog hingegen das Interesse von Andreas auf sich. „So einen hatte ich auch. Ich glaube aber, dass meiner noch eine Generation älter war“, sagte er und verwickelte die Wohnzimmer-Statisten in eine Gespräch.

Vom Pest-Zeitalter bis hin zur ersten „floppy disk“

Doch getreu dem Motto „Eine Zeitreise durch unsere Geschichte“ präsentierten die Altenaffelnern ihren Gästen dutzend Dinge mehr, die die vergangenen 700 Jahre auszeichneten. Stets mit einem verschmitzten Lächeln und einem flotten Spruch auf den Lippen suchten die fahrenden Händler mit Passanten das Gespräch. „Haben Sie Ratten im Haus? Ich kann ihnen helfen“, bot der Rattenfänger seine Dienste an; ihm folgten die Kesselflicker oder Marketenderinnen, die „medizinische“ Tröpfchen für das Wohlbefinden bei sich hatten – das Immunsystem zu stärken war durchaus eine sinnvolle Maßnahme, wie die Besucher nach einem Gang durch das Pest-Zeitalter feststellen mussten.

Dunkel war es in der Scheune, in der sie an „Schwerstkranken“ und „Verstorbenen“ vorbeischritten – ein durchaus beklemmendes Gefühl. „Papa, ich glaub’ da ist einer drin“, vermutete ein kleiner Junge mit bangem Blick in einen leicht geöffneten Holz-Sarg. Doch das „Antipesti“, das aus der mittelalterlichen Apotheke am Ausgang gereicht wurde, half zu vergessen und erinnerte erst wieder an das eben Erlebte, wenn sich wieder einmal eine Totenprozession ihren Weg durch die Menge bahnte.

„Fast alle Telefone, die hier stehen, standen auch einmal bei uns zu Hause“, stellte Sven fest. „Hiermit hat alles angefangen“, deutet er auf ein grünes Telefon mit Wählscheibe. Sein Blick fällt auf das daneben stehend Tastentelefon: „Und das bekamen wir dann in den 90ern. Unseres war allerdings rot, nicht grün. Und es hat zwei Mark Miete im Monat gekostet“, kann er sich noch ganz genau erinnern. „Wer was auf sich hielt, hatte als Nachfolgemodell dann dieses hier“, hielt er ein Handtelefon im Handy-Format hoch, das bereits Tasten im Griff integriert hatte. In Anbetracht der Nostalgie hielten sich die Kinder lieber im Hintergrund auf. Doch als der Telegrafenmasten stand und die Kabel verlegt waren, griff auch der Nachwuchs gerne zum Hörer, steckte den Finger in die Wählscheibe, wählte die Null, stellte so die Verbindung zum nächst gelegenen Apparat her, um auf altmodische Art und Weise zu telefonieren.