Dorsten. . Das Caritas-Team vom Café Kick, einer Anlaufstelle für Drogenabhängige in Dorsten, schaut mit Sorge auf ihren aktuellen Jahresbericht: Einen steigenden Missbrauch von legalen Schlaf- und Beruhigungsmitteln und eine Verdopplung der Spritzenausgaben. Und doch ist das Café für die Abhängigen überlebenswichtig.

Die konstant hohen Besucherzahlen und vor allem die hohen Zahlen beim Spritzentausch zeigen, dass das Café Kick nach wie vor gebraucht wird. Zwischen 15 und 30 Menschen kommen täglich in die 1994 eröffnete Einrichtung der Caritas, die als niederschwelliges Angebot für Drogenabhängige gilt. Hier können sie ihre Spritzen tauschen, sich ausruhen, duschen, Wäsche waschen. Aber auch Essen und alkoholfreie Getränke bekommen sie – sowie Rat und Hilfe.

Überlebenssicherung der Klienten

Der Spritzentausch ist eines der wichtigsten Angebote des Cafés und fällt unter die Stichworte „Schadensminimierung“ und „Sicherung des Überlebens der Klienten“. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der abgegebenen Spritzen von 2279 auf 4169 auf fast das Doppelte gestiegen. Im Durchschnitt wurden im Café Kick monatlich 350 Spritzen herausgegeben.

Zum gleich Zeitpunkt ging der Spritzenerwerb am Automaten bei der Caritas zurück. Das liegt daran, dass der Spritzenkauf hier teurer wurde, während die Spritzen im Café Kick kostenlos getauscht oder zum Selbstkostenpreis verkauft werden. Weiterer Punkt bei der Überlebenssicherung ist, die Klienten immer wieder auf Risiken des Drogenkonsums hinzuweisen, über die sich viele von ihnen nicht im klaren seien, wie es im Jahresbericht heißt. Ein ganz wichtiges Thema dabei ist der Benzodiazepin-Missbrauch durch Drogenabhängige.

Schlafmittel als eine Zutat im Drogen- und Alkohol-Cocktail

Benzodiazepine sind verschreibungspflichtige Medikamente, die vor allem als Schlaf- oder Beruhigungsmittel eingesetzt werden. Drogenabhängige nehmen sie aber oft im Mix mit Alkohol und anderen Drogen, um deren Wirkung zu verstärken oder auch, weil sich an sie leichter herankommen lässt als an andere Drogen. Sie lassen sie sich vom Arzt verschreiben oder kaufen sie auf dem Schwarzmarkt.

Der Drogenmix dämpft das Atemzentrum, verlangsamt die Konsumenten, die im Stehen einzuschlafen scheinen und nur noch eine geringe Wahrnehmungsfähigkeit haben. Der Cocktail ist sehr gefährlich und kann zum Tode führen. Besucher des Café Kicks haben berichtet, dass er auch in Dorsten schon für Todesfälle verantwortlich war.

In seinem Jahresbericht dankt Café Kick auch für zahlreiche Spenden und die Unterstützung der Kirchengemeinde St. Agatha, die es 2012 wieder ermöglicht habe, mit den Klienten bei einem guten Essen Weihnachten zu feiern.