Dorsten. .
Die Zahlen steigen weiter: von 866 in 2011 auf 880 im vergangenen Jahr. So viele Personen nutzten das Informations-, Beratungs- und Behandlungs-Angebot der Suchtberatung. Schon im letzten Jahr hatten die Caritasverbände Dorsten und Haltern festgestellt, dass sich die Zahl der Klienten in den letzten zwölf Jahren verdoppelt hat. Systematisch weiter beraten wurden von den Klienten des letzten Jahres 243 Männer und 156 Frauen.
„Alkohol ist die Droge Nummer eins“, erklären die beiden Suchtberaterinnen Christa Trzaska und Karin Niehus bei der Vorstellung ihres Jahresberichtes 2012. „Diese Zahlen spiegeln sich auch in Dorsten wieder. 83 % der Suchtkranken sind alkoholabhängig.“ Dabei sind die meisten (710) selber in die Beratungsstelle gekommen, bei 180 waren es Angehörige (und davon wiederum 127 Frauen).
Auch Beratung für die Arge
Gering ist mit 8 % der Anteil der Drogenabhängigen (vor allem von Cannabis). Dass sie überhaupt in die Suchtberatung kommen, liegt daran, dass diese die Arge-Beratung für Arbeitslose mit besonderen Vermittlungshemmnissen übernimmt. In der Regel werden Drogenabhängige nach der Erstberatung weiter vermittelt an andere Stellen.
„Spannend ist noch mal, dass der Frauenanteil bei uns seit 2010 um ein Drittel gestiegen ist“, berichtet Christa Trzaska. Er liegt nun bei 39 % und ist damit deutlich höher als im Bundesschnitt. Sogar noch höher ist der Anteil der Frauen in der Altersgruppe Ü 60: nämlich 48,2 %. Auch die Frauen haben vor allem ein Problem mit dem Alkohol.
Sie trinken oft aus Einsamkeit nach dem Tod des Partners oder dem Auszug der Kinder oder weil sie überfordert sind mit der Pflege kranker Angehöriger. Deshalb, so die Beraterinnen, fangen Frauen oft erst im höheren Lebensalter an zu trinken, während Männer da schon eine jahrelange Karriere als Trinker hinter sich haben.
Entgegen aller Vorurteile kommen Alkoholabhängige nicht nur aus den unteren sozialen Schichten, sind obdachlos und arbeitslos. Diese Vorurteile fand Christa Trzaska im übrigen auch in einer kleinen, nicht repräsentativen Umfrage in Dorsten bestätigt. Tatsächlich aber kommen Alkoholabhängige aus allen sozialen Schichten, und viele schaffen es ganz lange, in ihrem Beruf und ihrem Alltag zu funktionieren ohne aufzufallen.
Die von der Suchtberatung betreute Klientel hatte überwiegend den Hauptschulabschluss (49 %), aber auch den Realschulschulabschluss (26 %) oder sogar Abitur (17 %). Und 66 % der Klienten haben eine abgeschlossene Berufsausbildung, 5 % sogar ein abgeschlossenes Studium. „Man muss aber sehen, dass ein Großteil unserer Klientel (152 der länger Betreuten) arbeitslos ist“, stellt Karin Niehus fest.
Neben den über 60-jährigen Klienten fällt noch eine andere Gruppe durch steigende Zahlen auf: die der unter 25-Jährigen. Die Zahl der Hilfesuchenden zwischen 15 und 25 Jahren ist von 34 (2011) auf 40 (2012) gestiegen und lag damit erstmals über 10 %. 2004 lag ihr Anteil noch bei 5,5 %. Die Ü 60 machten 2012 sogar 14 % der Klienten aus, 2004 aber nur 8,3 %. Auch damit liegt Dorsten im bundesweiten Trend. „Sucht im Alter“, vor zwei Jahren in Dorsten Jahresthema, bleibt also weiter aktuell.