Werdohl.

Sie graben, schneiden, stutzen und pflanzen, schwingen die Hacken an steilen Hängen und setzen Bäume in felsigen Boden – und das Ganze freiwillig. Seitdem der Sturm Kyrill 2007 in den Wäldern rund um Werdohl verheerende Schäden angerichtet hat, kommen jedes Jahr die Helfer vom Bergwaldprojekt, um Bäume zu pflanzen und dem Wald wieder auf die Beine zu helfen.

Seit Montag sind 19 Männer und Frauen aus ganz Deutschland an Werdohls Hängen im Einsatz, um insgesamt 1800 Bäume zu pflanzen. „Am evangelischen Friedhof pflanzen wir 1000 Bäume und hier an den Hängen nochmal 800, um die Lücken im Buchenwald zu füllen, die Kyrill geschlagen hat“, erklärt Projektförster Henning Rothe.

Außerdem werden Brombeeren und Ginster zurück geschnitten und bedrängende Bäume gefällt, um den neuen Pflanzen das Wachsen zu erleichtern. „Wir widmen uns hier im Wesentlichen dem Waldumbau und pflanzen standortgerechte Buchen, um in der nächsten Waldgeneration einen Mischwald aus Fichten, Buchen Eichen, Ulmen und Ahorn zu haben“, sagt Rothe weiter.

Viele kommen jedes Jahr

Heute, am letzten Arbeitstag der Projektteilnehmer, steht eine Exkursion mit dem ehemaligen Revierleiter Frank Bossong an – um zu sehen, was nach einer Woche Einsatz geschafft wurde. Auch Bürgermeister Siegfried Griebsch wusste das Engagement der freiwilligen Helfer bei seinem gestrigen Besuch an den Hängen zu schätzen: „Wir sind als Stadt natürlich froh, dass es das Projekt gibt. Die Arbeit, die hier verrichtet wird, ist von unschätzbarem Wert. Außerdem wird auf diese Weise unsere frühere Monokultur durch einen Mischwald ersetzt.“

Morgens um sechs Uhr klingelt für die Teilnehmer der Wecker. Um halb acht geht es dann an die Hänge, wo sie den ganzen Tag arbeiten – auch das Mittagessen wird im Freien zubereitet. „Die Leute sind aber alle voller Elan dabei“, meint Henning Rothe. „Das ist ja auch kein Arbeitslager hier, jeder kann Pause machen, so oft er will“, fügt er lachend hinzu. Daher kämen viele auch jedes Jahr wieder.

"Man sollte etwas zurückgeben"

So wie das Ehepaar Egg aus Offenburg in Baden-Württemberg. „Ich arbeite gern im Wald und bin froh, wenn ich etwas für die Umwelt tun kann“, sagt Karlheinz Egg und begutachtet seine drei frisch gepflanzten Bäumchen. „Hier ist der Boden sehr steinig, und man muss die Erde zusammen kratzen, um die Pflanzen hineinzubekommen, aber am Ende ist damit ja vielen Leuten geholfen.“ Seiner Frau Christl gefällt auch der Zusammenhalt der Gruppe: „Hier kommen Alt und Jung zusammen und helfen sich gegenseitig“, sagt sie. „Manche Arbeiten können auch einfach nicht allein gemacht werden.“

Nebenan schwingt Sasha die Spitzhacke. Die junge Frau aus Frankfurt arbeitet normalerweise bei einer Bank. „Ich bin der Meinung, man sollte etwas zurückgeben. Der Mensch nimmt immer so viel, und die Natur leidet darunter“, begründet sie ihren Einsatz beim Bergwaldprojekt. „Das hier ist eine schöne und befriedigende Arbeit, die jeder machen kann – egal, wie viel Geld er hat. Und nebenbei lerne ich auch noch was: Wer hat als Stadtmensch normalerweise schon Ahnung vom Bäumepflanzen?“