Bergkamen. . Zum zweiten Mal hintereinander haben die rechtsextremen Veranstalter ihre „Demonstration gegen Kindesmissbrauch“ am Busbahnhof von Bergkamen abgesagt — 30 Minuten vor dem geplanten Start. Und 40 Minuten nach der erneuten Zusage einen Tag nach der erneuten Absage nach der ersten Absage vor drei Wochen...

Deutsche Pünktlichkeit ist nichts für Nazis. Erst 20 Minuten nach dem geplanten Beginn der offenbar rechtsextremen „Demonstration gegen Kindesmissbrauch“ taucht ein rechtes Duo am Busbahnhof auf. Beide sind stadtbekannt, der eine macht mit Glatze und Jeansweste samt nationalistischen Aufnähern keinen Hehl aus seiner Gesinnung. Für die Polizisten beginnt die Arbeit, kurze Personalienkontrolle und weiter beobachten. Es wird ein ruhiger Tag für die Polizisten.

Denn wieder einmal hat das Veranstaltungsteam die rechte Demo abgesagt. Die zweite Gegendemonstration für Demokratie und Toleranz innerhalb von vier Wochen war indes ein großer Erfolg mit rund 200 Besuchern.

Das „Organisationsteam“ der rechten Veranstaltung – dieses Mal meldete nicht Michael B., sondern die Dortmunderin Jennifer S. die Demo an – blamiert sich dagegen regelrecht. Und zwar öffentlich im Internet. Nachdem Parteien, Gewerkschaften, Kirchen und Vereine einen großen Protest ankündigten, sagte B. die Demo am Freitag per Facebook-Meldung um 18.21 Uhr ab: Die Anmelderin Jennifer S. sei krank und sie würde keinen Sinn mehr sehen, sich gegen Pädophile einzusetzen. Auf der Internetseite brüstet sich ein Teilnehmer damit, während seines zehnjährigen Gefängnisaufenthaltes den ein oder anderen Pädophilen zum „Invaliden“ gemacht zu haben, der Eintrag verschwindet schnell aus dem Internet.

Nazi-Marsch unter Protest

picturegallery-147980_709586.jpg
© WNM
picturegallery-147980_709584.jpg
© WNM
picturegallery-147980_709556.jpg
© WNM
picturegallery-147980_709580.jpg
© WNM
picturegallery-147980_709581.jpg
© WNM
picturegallery-147980_709569.jpg
© WNM
picturegallery-147980_709582.jpg
© WNM
picturegallery-147980_709570.jpg
© WNM
Nazi-Demo Protest Plakat Nazis Stinken Linke.jpg
© WNM
picturegallery-147980_709572.jpg
© WNM
picturegallery-147980_709588.jpg
© WNM
picturegallery-147980_709573.jpg
© WNM
picturegallery-147980_709583.jpg
© WNM
picturegallery-147980_709574.jpg
© WNM
picturegallery-147980_709575.jpg
© WNM
picturegallery-147980_709576.jpg
© WNM
picturegallery-147980_709577.jpg
© WNM
picturegallery-147980_709578.jpg
© WNM
picturegallery-147980_709585.jpg
© WNM
picturegallery-147980_709579.jpg
© WNM
picturegallery-147980_709557.jpg
© WNM
Nazis Rechte Demo Dortmund.jpg
© WNM
picturegallery-147980_709559.jpg
© WNM
picturegallery-147980_709589.jpg
© WNM
picturegallery-147980_709560.jpg
© WNM
picturegallery-147980_709591.jpg
© WNM
Nazis Rechte Demo Dortmund.jpg
© WNM
picturegallery-147980_709561.jpg
© WNM
picturegallery-147980_709562.jpg
© WNM
picturegallery-147980_709563.jpg
© WNM
picturegallery-147980_709590.jpg
© WNM
picturegallery-147980_709564.jpg
© WNM
picturegallery-147980_709565.jpg
© WNM
picturegallery-147980_709566.jpg
© WNM
1/34

Kurzfristig informierte auch Beigeordneter Bernd Wenske vom Arbeitskreis gegen Rechts die Teilnehmer des Sternmarsches. Trotzdem dachte auf der demokratischen Seite niemand an eine Absage der Veranstaltung.

Hin und her bei der rechten Demo

Am Samstag, 70 Minuten vor Veranstaltungsbeginn, meldet sich Michael B. wieder: „Achtung Demo wird durchgeführt... Treffen um 11.30 Uhr.“ Um 11 Uhr macht er wieder einen Rückzieher, die Polizei habe seine Veranstaltung verboten. Dabei bleibt es auch. Am Busbahnhof zeigt die Polizei Präsenz, der Bergkamener Streetworker Christian Scharwey schaut kurz nach den Rechten und auch die Antifa spaziert vorbei. Von Rechten keine Spur.

Bunter Gegenprotest

Auf dem Herbert-Wehner-Platz sammeln sich ab 13 Uhr die rund 200 Teilnehmer des Sternmarsches am Infostand der Gewerkschaften. Die Parteien schicken Abordnungen, die Kirchen ebenso, das Multikulti-Forum, der AWO-Integrationsdienst, die Initiative Down Syndrom und auch der Alevitische Kulturverein kommen zur zweistündigen Veranstaltung für Demokratie und Toleranz. Die Bundes- und Landtagsabgeordneten finden in ihren Reden lobende Worte für das Engagement der Bürger, die für den Protest teilweise andere Veranstaltungen verschoben haben.

Und die Demokraten werden es wieder tun. Denn sie zeigen eindrucksvoll, was Metin Erdogan vom Alevitischen Kulturverein auf den Punkt bringt: „Wir sind ein Teil von Bergkamen und nicht diese Idioten!“ Zwei Mal haben Bergkamener gezeigt, dass sie trotz der Absage der Rechten für ihre Werte auf die Straße gehen. Übrigens spätestens im Mai wieder: Trotz der zwei Absagen kündigt Michael B. die nächste Auflage an. Dieses Mal mit rechtsanwaltlicher Begleitung.