Bergkamen. .

Eigentlich wollten am Samstag Nazis durch Bergkamen marschieren – gestört von Gegendemos. Nachdem der Anmelder die vermeintlich unpolitisch Demonstration wieder abgesagt hat, blieb nur eine Veranstaltung übrig. Aber die hatte es in sich.

Zahlreiche Bergkamener, quer durch alle Bevölkerungsschichten, Vereine, Verbände, Politik, Kirche, alle kamen sie auf dem Herbert-Wehner-Platz zusammen, um ein Zeichen für Demokratie und gegen Extremismus zu setzen. Auf der Bühne sorgten verschiedene Bands für Unterhaltung, darunter der Posaunenchor, die Gitarrencombo der Martin-Luther-Kirche und Reinhard Vehlings Terz-Chor. Davor zeigten die Besucher mit Plakaten, Aufklebern und mehr, was sie von der abgesagten Demo und seinen Teilnehmern halten. Entweder klassisch mit „Bergkamen ist bunt“, aber auch frecher mit „Jeder Extremist ist Mist“.

Das sollte auch den Anmelder der rechten Demo nachhaltig beeindruckt haben. Der Mann hatte die Demo kurzfristig abgesagt – angeblich weil seine Freundin im Krankenhaus sei. Das ist aber höchstens ein kleiner Teil der Wahrheit, findet der grüne Ratsherr Harald Sparringa: „Unsere starke und schnelle Mobilisierung hat ihn beeindruckt.“ Die Bergkamener haben bewiesen, dass sie in der Lage sind, den braunen Mob aufzuhalten und aus der Stadt zu halten. „Wir wehren den Anfängen“, sagte Sparringa.

Nazi-Anmelder bleibt unglaubwürdig

Trotz der wiederholten Beteuerungen, kein Rechtsradikaler zu sein, wird der verhinderte Veranstalter seinen Ruf nicht los. Diese Masche, massentaugliche Themen zu instrumentalisieren, hat die Demokratie längst erkannt, betonte Bürgermeister Roland Schäfer in seinem Grußwort: „So dumm sind wir Bergkamener nicht, dass wir das glauben würden.“ Hier falle niemand auf die braunen „Rattenfänger-Methoden“ des Anmelders und seiner Gesinnungsgenossen rein, betonte der Bürgermeister. Denn nur dank der Integration sei in 120 Jahren aus sechs Dörfern Bergkamen geworden.

Der adventliche Protest blieb letztendlich keine Bergkamener Sache: Der WDR berichtete drüber und auch Ministerpräsidentin Hannelore Kraft wollte von MdL Rüdiger Weiß wissen, was im fernen Bergkamen passiert. „Und ich kann ihr am Montag sagen, dass es so läuft, wie man es sich in einer Demokratie wünscht“, sagte Rüdiger Weiß.

Zu der Demokratie gehört auch das politische Streiten, betonte FDP-Fraktionschefin Angelika Lohmann-Begander. Um so mehr freute sie, dass gegen Extremismus alle demokratischen politischen Lager zusammenstehen, um ein Zeichen zu setzen. „Genau dafür soll mein Bergkamen stehen“, sagte Lohmann-Bekander.

Übrigens soll es im Januar noch den Versuch einer Nazidemo in Bergkamen geben. Wie schwer die Faschisten es, ob verkleidet oder nicht haben werden, hat der Samstag eindrucksvoll bewiesen.