Dorsten/Gladbeck. . Dorstener Unternehmer reagieren erstaunt und entsetzt auf das Nein der Gladbecker zum Ausbau der B 224 zur Autobahn 52. Spediteur Udo Sender: „Das hat nichts mit Umwelt oder Wirtschaft zu tun. Das war einfach nur Sturheit.“ Ein anderer sagt: „Was die Gladbecker da mit ihren Nachbar-Gemeinden machen, ist unverantwortlich.“

Das Thema beschäftigt Verkehrsplaner und Unternehmen der Region seit 40 Jahren. Aus Dorstener Sicht dabei wesentlich: Die Auflösung der Staus vor der ersten Ampel in Gladbeck. Das berüchtigte Nadelöhr gilt sogar als Hemmnis im Werben um Investoren, zum Beispiel für den Industriepark Dorsten-Marl. Günter Aleff von der Dorstener Wirtschaftsförderung Windor: „Wir haben ein massives Interesse daran, dass der Verkehr in Richtung Ruhrgebiet fließen kann.“

Vor allem Spediteure erleben allerdings einen anderen Alltag: „Da müssen wir täglich durch. Aber der Stau hält den Betrieb auf und produziert Kosten“, sagt Jörn Thier, Chef der Spedition im Gewerbegebiet Marler Straße. Die meisten der 120 Thier-Lastwagen quälen sich Tag für Tag durch diesen Engpass. Hans Desling (Delog): „Jeder Meter im Stau kostet Geld. Für uns Spediteure ist es darum wichtig, dass unsere Laster fahren – und nicht stehen.“ Dass die Gladbecker am Sonntag die von ihnen selbst lange geforderte und nun endlich von Bund und Land bewilligte Tunnel-Lösung für die A52 ablehnten, „überrascht mich und verstehe ich auch nicht. Auch aus Sicht der Bürger dort nicht“, sagt Jörn Thier.

„Was die Gladbecker da mit ihren Nachbar-Gemeinden machen, ist unverantwortlich"

Udo Sender (Spedition Tralas) sieht es genauso: „Was die Gladbecker da mit ihren Nachbar-Gemeinden machen, ist unverantwortlich.“ Der Ausbau der Bundesstraße zur Autobahn erzeuge vielleicht mehr Verkehr – aber durch den Tunnelbau sei der weniger spürbar, als wenn die Lastwagen im Ampelstau vor sich hin dieseln. Sender: „Das war eine eigensinnige Entscheidung gegen die Region und bringt den Gladbeckern selbst nur Nachteile.“ Die Unternehmen Thier wie Sender hatten sich in den vergangenen Jahren in vielen Gesprächen, zeitweise aktiv in regionalen Gremien, für den Ausbau stark gemacht. Die Region, urteilte die Industrie- und Handelskammer Nord Westfalen am Montag, habe „eine einmalige Chance vertan“. IHK-Präsident Dr. Benedikt Hüffer: „Der Ausbau hätte die Standortqualität der Region deutlich erhöht.“ Joachim Brendel, bei der IHK Geschäftsführer für die Bereiche Handel und Verkehr: „Ich glaube, dass viele Firmen jetzt bedient sind, dass die Bürger einer Stadt ein solches regional wichtiges es Projekt blockieren können.“

In den weiteren Verhandlungen will die IHK nun darauf drängen, dass der Bottroper Abschnitt der A52 ausgebaut wird. Diese Querverbindung zwischen den vielbefahrenen Ost-West-Achsen A2 und A42 ist politisch unstrittig und könne sofort gebaut werden, so Brendel. Er geht davon aus, dass dieser Ausbau mehr Verkehr auf die Strecke und auch nach Gladbeck auf die „alte“ B224 locken wird. Brendel: „Dann würde sich die Frage nach dem Ausbau in Gladbeck in ein paar Jahren neu stellen. Aber in Bund und Land eine zweite Chance zu bekommen, wird dann deutlich schwieriger.“