Bergkamen/Kreis Unna. . „Wir haben derzeit das Phänomen, dass alle Krankenhäuser im Kreis Unna voll belegt sind“, sagte am Donnerstag Jens Bongers, Leiter der Rettungsleitstelle im Kreis Unna. Das hat Folgen.

112. Mit Panik im Gesicht wählte der Ehemann am Mittwochabend den Notruf. Seine Frau war gerade zusammengebrochen, blutete zudem noch aus dem Mund.

Zwei Rettungssanitäter waren umgehend in der Wohnung in Weddinghofen zur Stelle. Doch den Wunsch, die Frau nach Unna ins Katharinen-Hospital zu bringen, mussten sie abschlagen. Die Unnaer hatten kein freies Bett. Auch das nächstgelegene Krankenhaus in Kamen war komplett belegt. „Nur noch ein freies Bett in Werne“, meldete die Rettungsleitstelle - und die Sanitäter brausten los.

„Wir haben derzeit das Phänomen, dass alle Krankenhäuser im Kreis Unna voll belegt sind“, sagte gestern Jens Bongers, Leiter der Rettungsleitstelle im Kreis Unna. Seine Leitstelle ist für das Betten-Management im Kreis Unna zuständig. Ständig treffen dort die Meldungen der Krankenhäuser ein, welche Abteilungen voll belegt sind, wo wieder Betten frei geworden sind oder wo möglicherweise ein Röntgengerät ausgefallen ist. „Wir wollen schließlich nicht, dass die Sanitäter mit einem Notfallpatienten von Haus zu Haus fahren müssen“, erklärte Bongers.

Werne ist also seit Mittwochabend auch dicht. Was passiert nun, wenn heute ein Bergkamener einen Herzinfarkt bekommt? Das wäre nichts Ungewöhnliches, schließlich gibt es allein Bergkamen täglich über 50 Not-Einsätze.

Notversorgungs-Pflicht

„Jedes Krankenhaus muss selbstverständlich eine Notversorgung vornehmen“, betonte Bongers. Sollte nirgendwo ein freies Bett vorhanden sein, entscheide der Notarzt vor Ort, in welches voll belegte Krankenhaus der Patient eingeliefert wird. Beim akuten Notfall ist es schlichtweg das nächst gelegene Krankenhaus.

Dort erfolgt allerdings nur die Notversorgung. Danach müssen sich die Patienten auf eine Verlegung in ein anderes Krankenhaus, etwa in Hamm oder Dortmund, einstellen.. „Da sind wir wieder im Boot“, sagt Bongers. Nicht nur wegen des Betten-Managements, sondern wegen der Krankenwagen, die den Patienten zur neuen stationären Bleibe bringen.

Info

Im Kreis Unna gibt es 8 Krankenhäuser mit 2236 Betten. Für die Notfallversorgung sind fünf Notärzte (mit Fahrzeug) sowie 16 Rettungsteams mit einem RTW (Rettungstransportwagen) rund um die Uhr im Einsatz. Hinzu kommen 5 Fahrzeuge mit Besatzung, die nur tagsüber im Einsatz sind.

In Bergkamen ist der RTW mit zwei Personen an der Feuerwache in der Bambergstraße stationiert. Für die Bewohner in Oberaden rückt - je nach Wohnort und Bedarf- das Team aus Lünen-Horstmar aus. Rünthe wird vom Notarzt aus Werne mitbetreut. Zudem gibt es in Bergkamen einen werkseigenen Rettungsdienst bei der Firma Bayer (Schering), der im Notfall auch außerhalb des Firmengeländes eingesetzt wird.