Essen. . Der Fall der 13-Jährigen in einem Gelsenkirchener Bordell gibt weiter Rätsel auf. Die Ausreißerin berichtete, sie sei mit Gewalt zur Prostitution gezwungen worden. Aber es gebe laut Staatsanwaltschaft Widersprüche, weil sie freiwillig in den Club zurückgekehrt sei.

Der Fall der 13-jährigen türkischen Ausreißerin, die vor einer Woche in einem Gelsenkirchener Bordell gefunden wurde, gibt den Ermittlern immer noch Rätsel auf. Ungeklärt ist, ob sich das Mädchen aus Oberhausen freiwillig in dem Club prostituierte oder ob sie von ihrer Internet-Bekanntschaft, einem 19-Jährigen, missbraucht und mit Gewalt dazu gezwungen wurde.

„Es gibt Widersprüchlichkeiten bei den Schilderungen“, sagt der Duisburger Oberstaatsanwalt Detlef Nowotsch. Sicher sei, dass das Mädchen, das am 2. September von seinen Eltern als vermisst gemeldet wurde, per Internet in Kontakt zu einem 19-jährigen Duisburger gekommen ist.

Freiwillige Rückkehr?

Bei späteren Treffen soll der Mann es überredet haben, bei seinem Freund einzuziehen. Nach Schilderungen der 13-Jährigen wurde sie von den Männern missbraucht und mit Gewalt in den Gelsenkirchener Club Cleopatra-Arena gebracht. Die Männer, vier etwa 20-Jährige, hätten sie mit dem Ausweis eines ihr ähnlich sehenden, aber älteren Mädchens ausgestattet.

„Wir haben jedoch auch Anhaltspunkte, dass das Mädchen zwischendurch das Bordell verließ, sich in einer Spielhalle aufgehalten und auch Kleidung gekauft hat. Danach ist sie freiwillig zurückgekehrt. Das passt nicht zusammen“, so Nowotsch.

Verfahren wegen sexuellen Missbrauchs und Menschenhandels

Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die vier Männer, von denen einer festgenommen und wieder entlassen wurde und ein weiterer noch gesucht wird. Sie sind bislang nicht wegen ähnlicher Delikte auffällig geworden, allenfalls wegen Kleinkriminalität. Ein Verfahren wegen sexuellen Missbrauchs und Menschenhandels wurde eingeleitet.

Inzwischen kümmere sich das Jugendamt Oberhausen um den Fall, befinde sich das Mädchen in Betreuung, teilte ein Sprecher der Stadt Oberhausen mit. Ob es sich bei den Männern um sogenannte Loverboys handelt, die per Internet Kontakt zu Mädchen aufnehmen, um sie in die Prostitution zu pressen, ist noch unklar. Nach Informationen des Landeskriminalamtes ist dieses Phänomen allenfalls aus den Niederlanden bekannt.