Oberhausen. .

Die Polizei hat einen der Männer, die ein Kind aus Oberhausen missbraucht und zur Prostitution gezwungen haben sollen, nach seiner Festnahme laufen lassen. Die Polizei sah keinen Grund, den geständigen Duisburger einem Richter vorzuführen.

Dieses Verbrechen schockiert, es macht fassungslos und wütend: Zwei Männer aus Duisburg, 19 und 22 Jahre alt, sollen ein Kind aus Oberhausen sexuell missbraucht haben. Danach brachten sie die als vermisst gemeldete 13-Jährige in einen Gelsenkirchener Club. Dort wurde das Mädchen nach ersten Erkenntnissen der Ermittler zur Prostitution gezwungen. Gegen die beiden Duisburger und den Betreiber des „bordellartigen Betriebes“, so die Polizei, wurden nach einer Razzia am Donnerstag Verfahren wegen schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern und schweren Menschenhandels eingeleitet.

Dennoch hat die Polizei Oberhausen den einzigen der drei Täter, der bislang gefasst werden konnte, nach der Vernehmung wieder laufen lassen.

Der 19-Jährige wurde nach Auskunft von Konrad Kordts, Sprecher der Gelsenkirchener Polizei, nach seiner Festnahme auf dem Präsidium in Oberhausen vernommen. Nach seinem „Geständnis in vollem Unfang" durfte er gehen. „Für die Oberhausener Kollegen war kein Haftgrund erkennbar“, sagt Kordts. Darum sei er folglich auch keinem Haftrichter vorgeführt wurden. Dieser hätte nach der Strafprozessordnung Untersuchungshaft anordnen können, wenn aus seiner Sicht zum Beispiel Flucht-, Verdunkelungs- oder Wiederholungsgefahr besteht. „Diese Gefahren“, so Kordt, „liegen nach der Einschätzung der Kollegen nicht vor.“ Die Staatsanwaltschaften in Duisburg und Essen waren am Freitagnachmittag noch nicht mit den Straftaten befasst.

Opfer war offenbar von zu Hause weggelaufen

Auf freiem Fuß sind, Stand: Freitagnachmittag, auch der 22-jährige Duisburger und der 48-jährige Mann aus Gladbeck, der den Club in Gelsenkirchen betreibt. Der ist nach Auskunft von Kordts „ordnungsgemäß angemeldet, nicht als Bordell, aber als bordellartiger Betrieb mit Prostitution“. Das Etablissement sei der Polizei bekannt, weil es dort „immer mal wieder Ungereimtheiten gab“. Fälle von Kindesmissbrauch, Menschenhandel und Zwangsprostitution seien der Polizei aber nicht bekannt. Die sechs osteuropäischen Prostituierten, die bei der Razzia am Donnerstagnachmittag vor Ort waren, hätten allesamt Wohnsitze in Gelsenkirchen und Umgebung.

Wer am Donnerstag den Hinweis darauf gab, der zur Razzia führte, will die Polizei nicht verraten.

Was Kordts dagegen bestätigt: Das türkischstämmige Mädchen aus Oberhausen wurde nicht entführt, es war wohl ausgebüxt. Die Eltern hatten der Polizei am 2. September gemeldet, dass sie ihr Kind vermissen. Es soll nach der ersten Vermisstenmeldung aber zwischenzeitlich wieder zu Hause aufgetaucht sein, hieß es aus Polizeikreisen.