Bochum. . Die Bochumer Hochschule für Gesundheit bietet eine Studium für Therapeuten und Pfleger an. Sie setzt darauf, dass die Nachfrage nach Arbeitsplätzen steigt, weil die Menschen immer älter werden. Die Zahl der Bewerber gibt ihr Recht.

Deutschland wird alt. Ein Mädchen, das heute geboren wird, hat gute Chancen, am Ende seines Lebens Uroma zu sein. Seine Lebenserwartung liegt bei 82 Jahren. Die eines Jungen beträgt 76 Jahre. Wie schön! Die Menschen bleiben länger fit und aktiv. Aber dafür muss auch was getan werden. Heißt: die Infrastruktur muss an die Bedürfnisse einer alternden Gesellschaft angepasst werden. Pflege und Wohlbefinden gewinnen an Bedeutung – und hier kommt eine junge Einrichtung in Bochum ins Spiel, die staatliche Hochschule für Gesundheit (hsg).

Nicht nur: Opa füttern

Seit einem Jahr bildet sie in den fünf Studiengängen Ergotherapie, Hebammenkunde, Logopädie, Pflege und Physiotherapie aus. Das ist in Deutschland einmalig. Was schwer zu verstehen ist. Denn: Sowohl das Interesse der Studenten ist groß als auch die Nachfrage nach professionellem Personal auf dem Gesundheitsmarkt. „Wer bei uns studiert, muss sich über Arbeitslosigkeit keine Gedanken machen“, sagt Prof. Anne Friedrichs, die als Präsidentin diese moderne Hochschule leitet. Zahlen bestätigen ihre Worte: Das Statistische Bundesamt geht davon aus, dass im Jahr 2030 deutschlandweit mehr als drei Millionen Menschen pflegebedürftig sein werden. Therapeuten werden Arbeit bekommen.

Immer mehr junge Menschen erkennen diesen Trend und reagieren bei ihrer Berufswahl darauf. Sie wollen einen sicheren Job – und überschütten die Hochschule mit Bewerbungen. Zum Wintersemester nimmt der zweite Jahrgang in Bochum sein Studium auf. Rund 2100 Bewerber reißen sich um 200 neue Studienplätze. Besonders gefragt ist die Physiotherapie. „Sie ist so beliebt, weil sie mit Sport und Bewegung in Verbindung gebracht wird“, sagt Anne Friedrichs. Die meisten Bewerber schaffen es allerdings nicht bis ins Finale: Auf 50 Plätze kommen 750 Interessenten. Nur jeder 15. qualifiziert sich.

Aber es gibt auch ein Sorgenkind, die Pflege. Dabei dürfte gerade hier die Nachfrage nach Personal enorm steigen. Seniorenheime und Pflegedienste werden betagte Kundschaft bekommen. Und ausgerechnet dieser Studiengang reißt junge Leute nicht gerade vom Hocker. Für 40 Plätze bewarben sich 90 Interessenten.

Genug Arbeit für alle

Ein Grund könnte das Image der Pflege in der Öffentlichkeit sei. Ungefähr dieses: Oma waschen, Opa füttern, das war’s. Was Blödsinn ist. „Dieses Bild ist falsch. Die Pflege ist ein anspruchsvoller und komplexer Beruf, bei dem soziale und kommunikative Fähigkeiten gefordert sind“, sagt die Hochschulpräsidentin. Gerade bei den Arbeitsplätzen für Akademiker. Wer hier arbeitet, kooperiert eng mit Ärzten und muss Konzepte mitentwickeln.

Die Expertin aus Bochum geht davon aus, dass Gesundheitsberufe künftig von immer mehr Hochschulen angeboten werden. Was hieße: klassische Ausbildungsberufe gibt es dann auch in der akademischen Variante. Provoziert das Konkurrenzkampf zwischen Azubis und Studenten? Anne Friedrichs sieht es positiv. Sie glaubt, dass genug Arbeit für alle da sein wird. „Hierarchien sind im Berufsalltag etwas Normales. Es gibt verschiedene Anforderungen und Qualitäten von Arbeitsleistung.“

Aktuell sehen die Zahlen noch so aus: „Es gibt 1,2 Millionen Pflegekräfte in Deutschland. Und wir werden jährlich knapp 50 Neue mit akademischem Abschluss auf den Markt entsenden.“