Bochum.

Kaum eine Branche benötigt in den nächsten Jahren und Jahrzehnten so viele Fachkräfte wie die Pflege. Kaum eine Bildungseinrichtung vermittelt ein profunderes Fachwissen als die Hochschule für Gesundheit (hsg). Dass just der Studiengang Pflege auf das geringste Interesse stößt, verwundert Prof. Dr. Anne Friedrichs gleichwohl nicht.

„Nach wie vor gilt die Pflege als psychisch und physisch belastender, schlecht bezahlter und wenig familienfreundlicher Beruf. Therapeutische Tätigkeit sind deutlich gefragter“, weiß die Hochschul-Präsidentin. Die Anmelderzahlen sprechen Bände. Für die 40 Pflege-Studienplätze im neuen Semester bewarben sich 90 Interessenten. Zum Vergleich: Für das Physiotherapie-Studium gingen zum Start vor einem Jahr 675 Bewerbungen ein; auf die 13 Hebammen-Studienplätze kamen 411 Anfragen.

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Trotz des „Sorgenkindes Pflege“ (Friedrichs) wertet die Staatliche Hochschule ihr erstes Jahr als vollen Erfolg. Mit 200 Studienplätzen in fünf Bildungsgängen (Ergo- und Physiotherapie, Pflege, Logopädie und Hebammenkunde) hatte die hsg im Herbst 2010 ihren Lehrbetrieb aufgenommen. „Die Resonanz zeigt, dass die Akademisierung der Gesundheitsbranche ein zentrales Anliegen war und ist“, betonte die Präsidentin in dieser Woche im Gespräch mit der WAZ. Zwei hsg-Besonderheiten hebt sie besonders hervor: „Ziel unserer Ausbildung ist die ,Arbeit am Bett’ zum Wohle der Patienten; für Managementaufgaben gibt es andere Studiengänge. Und: Unser ;Interprofessionelles Studium’ ermöglicht den Studierenden Einblicke in die jeweils anderen Fächer und Disziplinen. Auch das wird ihnen später im Beruf zugute kommen.“

Umzug für 2014 geplant

Zwölf Professoren lehren derzeit an der hsg; acht weitere Stellen sind ausgeschrieben. Hinzu kommen fünf Dozenten, sieben wissenschaftliche Mitarbeiter und 30 externe Lehrbeauftragte, u.a. Ärzte, Hebammen, Pflegeexperten und Gesundheitswirtschafter. Sie alle müssen eng zusammenrücken: Das 4000 qm große Provisorium in der ehemaligen Knappschaft-Verwaltung an der Universitätsstraße 105 stößt an seine räumlichen Grenzen. Die hsg nutzt bereits einmal pro Woche einen großen Saal der Arbeitsagentur, in dem 320 Studenten Platz finden. Hinzu kommt (wie berichtet) mit Beginn des Wintersemesters 2011/2012 eine komplette Etage des ebenfalls benachbarten Autohaus-Lueg-Neubaus. Hier stehen 1000 qm als Hörsaal zur Verfügung.

Als Herzstück des Gesundheitscampus rechnet die Hochschule „fest damit, 2014 in den Neubau neben dem Bio-Medizinpark umzuziehen, der auf 1300 Studierende ausgelegt ist“, sagt Prof. Dr. Friedrichs. „Die Finanzierung ist auch unter der rot-grünen Landesregierung gesichert“, bekräftigt Vizepräsident Werner Brüning. Die Hochschule samt Verwaltungszentrum (Audimax, Mensa, Bibliothek) soll 75 Mio. Euro kosten.