Bochum. . Der Kriminologe Professor Thomas Feltes will Schwung in die Ermittlungen zur Loveparade bringen. Bisher sei „eine Mauer des Schweigens“ aufgebaut worden. Jetzt sollten alle Beteiligten „Schwachstellen, Probleme, Fehler und Versäumnisse“ offenbaren.

Der Kriminologe Professor Thomas Feltes appelliert an alle Beteiligten der Loveparade-Planung und des Unglücksnachmittags, sich mit eventuellem Wissen über „Schwachstellen, Probleme, Fehler und Versäumnisse“ zu offenbaren. Dies würde sich bei einem eventuellen Strafverfahren positiv auswirken, „und Sie erweisen den Opfern einen Dienst, den diese längst verdient haben“.

Ausdrücklich appelliert Feltes nicht nur an die bisher 16 Beschuldigten bei Stadt, Polizei und Lopavent, sondern an alle, die etwas mitbekommen haben. Beschäftigte genössen „entsprechenden Schutz, wenn sie Missstände bei ihrem Arbeitgeber aufdecken“. Sie sollten sich dazu an einen unabhängigen Anwalt wenden oder die Staatsanwaltschaft.

Bisher habe die Stadt Duisburg „eine Mauer des Schweigens aufgebaut“, so Feltes: „Das ist so gewünscht. Natürlich gibt es keine schriftliche oder explizite Anweisung, aber dann lässt man eine Bemerkung fallen oder deutet etwas an, und dann wissen die Mitarbeiter, was gemeint ist.“ Der Strafrechtsprofessor hatte unmittelbar nach dem Unglück vom Juli 2010 betroffenen Studenten aus dem Ruhrgebiet Rat und Hilfe bei Studienproblemen angeboten und vertritt den Vater einer getöteten Studentin strafrechtlich in der Nebenklage.

Feltes: „Uns läuft die Zeit weg“

Kriminologe Prof_ Dr_ Thomas Feltes--198x148.jpg
© Oliver Müller NRZ

Die Staatsanwälte müssten verstärkt werden, die an dem Fall arbeiten, so Feltes: „Uns läuft die Zeit weg. Sachbeweise kann man noch in einem Jahr sichern, aber jetzt tritt der Effekt ein, dass Menschen sich an manche Dinge nicht mehr erinnern.“ Diese Verstärkung könne auch eine eigene Untersuchungskommission sein mit Staatsanwaltschaft, Polizei und Experten für Großveranstaltungen und Notfallversorgung: „Die Staatsanwaltschaft arbeitet sehr seriös und solide, aber der Aufwand ist immens.“

„Die Stadt Duisburg hat vollstes Vertrauen in die Arbeit der ermittelnden Behörden und wird sie weiter unterstützen“, sagte ein Sprecher der Stadt.