Duisburg.. Loveparade-Geschädigte prangern den “Schadenschnelldienst“ der Axa an. Jürgen Hagemann vom Verein “Massenpanik Selbsthilfe“ befürchtet, dass der Versicherer sich so aus der Verantwortung stehlen wolle und fordert mehr Transparenz.

Massive Kritik üben Vertreter der Geschädigten der Duisburger Loveparade am Versicherungsunternehmen Axa. „Offenbar versucht das Unternehmen, sich über eine Art Schadenschnelldienst aus der Verantwortung zu stehlen“, so Jürgen Hagemann vom Verein „Massenpanik Selbsthilfe“.

Vollmundig hatten die Stadt Duisburg und die Axa als Haftpflichtversicherer des Loveparade-Veranstalters Lopavent im Mai eine Vereinbarung verkündet. Danach sollten Hinterbliebene, Verletzte und Traumatisierte unabhängig von der wohl viele Jahre dauernden juristischen Klärung der Schuldfrage zügig entschädigt werden.

Doch bislang sind nach Angaben von Julius Reiter, Rechtsanwalt aus der Düsseldorfer Kanzlei „Baum, Reiter und Collegen“, die zahlreiche Opfer vertritt, noch keine größeren Summen geflossen. Im Gegenteil: „Offenbar werden Mandanten angeschrieben, und man bietet ihnen geringe Summen an, für die sie auf alle Ansprüche verzichten sollen.“

Verhalten der Axa "unanständig"

Dubioserweise werde in diesem Zusammenhang ein Verzicht auf weitere Ansprüche gegen Lopavent, Stadt und Land verlangt. „Warum schwingt sich die Axa zum Sachwalter von Stadt und Land auf?“, fragen sich Hagemann und Reiter.

Eine Antwort könnte der Inhalt der Vereinbarung zwischen Stadt und Axa geben. „Doch den kennen wir bis heute nicht“, kritisieren die Opfer-Vertreter. „Wir fordern die Offenlegung dieser Vereinbarung, die wir sonst per Klage erzwingen müssen“, so Julius Reiter. „Die Tragödie der Loveparade konnte geschehen, weil es auf Kosten unschuldiger Menschen geheime Absprachen gab“, sagt Reiter. „Es ist unerträglich, dass nun im Zusammenhang mit der Entschädigung wieder etwas hinter dem Rücken der Betroffenen geschieht.“ Reiter erneuerte in diesem Zusammenhang die Forderung, für die Entschädigung eine Stiftung einzurichten, bei der Geschädigte Mitspracherecht hätten.

Der FDP-Landtagsabgeordnete Horst Engel bezeichnete das Verhalten der Axa als „unanständig“. Per parlamentarischer Anfrage versucht er nun zu klären, ob und wieweit die Landesregierung über die Vorgänge informiert sei. Die Axa weist die Vorwürfe indes zurück: Es sei schnell ein Hilfsfonds eingerichtet worden, aus dem in Übereinstimmung mit dem Gesetz reguliert werde.