Nachrodt/Altena.

Leichtes Spiel für Pädophile: Über Chat-Angebote im Videotext eines Fernsehsenders hatte sich ein 41-jähriger Mann aus Nachrodt-Wibling werde erneut mit kinderpornografischen Fotos versorgt. Er kam gegen seine Neigung offenbar nicht an. Das Urteil vor dem Amtsgericht Altena ist seine letzte Chance: Neun Monate Haft auf Bewährung.

Erst 2008 hatte der auch ansonsten umfangreich vorbestrafte Angeklagte eine einjährige Bewährungsstrafe wegen des Besitzes von Kinderpornografie kassiert. Augenscheinlich hatte ihn das nicht beeindruckt. Vielmehr hatte er sich erneut auf die Jagd begeben. Und, es war ja auch so erschreckend einfach gewesen, über den Videotext Gleichgesinnte zu finden.

Sie hatten den 41-Jährigen zu Jahresbeginn mit dem verbotenen Bildmaterial versorgt. Im Januar hatte der Nachrodt-Wiblingwerder 13 Bilder erhalten, im Februar sieben. Auf den Fotos, die „normalen“ Menschen Übelkeit verursachen sollten, waren Mädchen unter 14 Jahren bei demütigenden sexuellen Handlungen und beim Geschlechtsverkehr zu sehen gewesen. Der verbotene Besitz war aufgeflogen.

Therapie soll üble Neigung bekämpfen

Vor Gericht saß der Nachrodt-Wiblingwerder mit gesenktem Kopf auf der Anklagebank. Wenigstens räumte er die Taten ein und versuchte gar nicht erst, sein Handeln zu beschönigen. Offen stand er zu seiner verhängnisvollen Neigung: „Ich kann mir das selbst nicht erklären, dass es so ist. Das ist ein Riesenpaket, das ich da mit mir rum trage.“

Er sei froh, entdeckt worden zu sein. Denn so sei er zu seiner Therapie gekommen. Und, erst jetzt sei ihm bewusst, was hinter den Bildern stehe, wie viel Leid der betroffenen Mädchen dahinter stecke. Er bekämpfe seine Neigung. Dann beteuerte er: „Im Moment tun es normale Filme auch.“ Die Gespräche in der Therapie nehme er gerne an, sie täten ihm gut. „Ich war 13 bis 14 Jahre drogensüchtig und bin auch davon losgekommen“, schien er sich selbst Mut zu machen.

Staatsanwältin sieht keine gute Chancen

Die Bewährungshelferin sah eine Wende zum Positiven. Mittlerweile gestehe sich der Angeklagte seine Problematik endlich ein. Die Vertreterin der Staatsanwaltschaft empfand das anders. „Ich glaube nicht, dass es durch die Therapie besser wird. Es steht in den Sternen. Ich sehe keine guten Chancen. Eine Therapie reicht mir nicht.“ Sie beantragte sieben Monate Haft ohne Bewährung. Der Verteidiger des Nachrodt-Wiblingwerders regte eine milde Bewährungsstrafe an. „Es hat sich etwas getan. Er geht jetzt offen damit um“, lautete die Überzeugung des Anwalts.

Der 41-Jährige bekam seine Chance: neun Monate Haft auf Bewährung. Allerdings muss er seine Therapie fortführen und die Bewährungszeit beträgt fünf Jahre. Richter Dirk Reckschmidt warnte ihn vor weiteren Straftaten. Dann drohe der Widerruf der Bewährung. „Auf Wiedersehen sag ich nicht, will ich nicht“, schloss Reckschmidt die Sitzung.