Kamen/Bergkamen. .
Wegen schweren sexuellen Missbrauchs seiner beiden Töchter hat sich seit heute, Donnerstag, ein Vater von acht Kindern vor der 39. Strafkammer des Dortmunder Landsgerichts zu verantworten.
Sie war gerade einmal elf, als sich ihr leiblicher Vater an ihr verging. Heute ist sie 27 und sitzt ihm gesenkten Hauptes vor der 39. Strafkammer des Landgerichtes Dortmund gegenüber. 16 Jahre hat sie ihn ertragen. Ähnlich wie ihre kleine Schwester, heute 19 und damals kindliche zwölf Jahre, als ihr Vater sie das erste Mal begrapschte. Dann immer wieder und immer mehr im Bad und im elterlichen Schlafzimmer – sowohl in der Wohnung in Kamen als auch später in Bergkamen. Sieben lange Jahre lang, einmal in der Woche. Sie will ihn nicht sehen, muss dann aber doch in den Zeugenstand.
Eifersüchtiger Vater
Derweil einer ihrer Brüder auf dem Gerichtsflur wartet und nicht daran glaubt, dass sein Vater die Mädchen über so lange Zeit und so oft missbraucht haben soll. Vater und Sohn machen gemeinsam Rache der Mädchen als Grund für die plötzlichen Vorwürfe aus. Rache auf einen eifersüchtigen Vater, der „den Mädchen keine Freiheiten ließ“, so der Bruder. Zu allem Überfluss sei der erste Freund der 26-Jährigen dann auch noch drogenabhängig gewesen sein. „Wäre er doch bloß in Therapie gegangen“, so der hagere Vater mit gebrochener Stimme. Als sich seine Tochter im Mai dieses Jahres dann noch stärker zu ihrem Freund hingezogen fühlte und eines Tages nicht mehr nach Hause kam, suchte er sie. Zunächst im Krankenhaus, später bei der Polizei.
Die Beamten in Kamen schickten ihn zu ihren Kollegen nach Unna, wo er bereits erwartet wurde. Seine Tochter hatte ihn zuvor angezeigt und ihn beschuldigt, sie über 16 Jahre immer und immer wieder missbraucht zu haben. Nur einmal habe er sie und ihre Schwester in Ruhe gelassen, heißt es in der Anklage, als er sich eine Rippe gebrochen hatte.
Seit Mai in U-Haft
Seit jenem Maitag sitzt der 54-Jährige in Untersuchungshaft, so dass sich Vater und Töchter gestern das erste Mal wieder sahen. Sich aber keines Blickes würdigten. Ein Lächeln hat derweil ihr Bruder im Zuschauerraum für seinen Vater, als er in Handschellen vorgeführt wird und sich ihre Blicke treffen. Später kommt auch noch die Frau jenes Mannes, der ihre Töchter über all’ die Jahre missbraucht haben soll. Während die eine Tochter vor der 39. Strafkammer die Anschuldigungen gegen ihren Vater wiederholt, wartet die Familie auf dem Gerichtsflur – zwei Söhne mit Mutter hier, zwei Töchter ohne Vater dort.
Zunächst ist ein weiterer Verhandlungstag angesetzt, der aber möglicherweise nicht ausreicht, weil die Pflichtverteidigerin Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Töchter hat. Sie sollen gutachterlich untersucht werden, sagt sie: Die Aussagen einer Tochter seien widersprüchlich. So solle sie ihr Vater entgegen der Aussage bei der Polizei in einem der vielen Fälle nicht im Bad, sondern wie sie jetzt vor Gericht sagte, im Schlafzimmer missbraucht haben.