Düsseldorf. .
Bei der Loveparade ist es zu einem Kommunikationschaos gekommen - das räumt das Innenministerium NRW in einem schriftlichen Bericht ein. Absprachewege sind demnach nicht eingehalten worden.
Das Innenministerium NRW räumt in einem schriftlichen Bericht an den Innenausschuss des Landtages ein, dass es zu einem Kommunikationschaos während der Loveparade gekommen ist. Der Ausschuss tagt am Donnerstag.
Die im Vorfeld abgemachten Absprachewege bei einer entscheidenden Besprechung sind demnach nicht eingehalten worden. Laut Plan sollten die Stäbe der Polizei, der Feuerwehr, der Stadt und des Veranstalters in einer Telefonkonferenz Maßnahmen wie die Sperrung der Zuwege beschließen. Das sei aber beim Entschluss, die Rampe zum Gelände der Loveparade zu sperren, nicht geschehen.
Hier habe sich der Abschnittsführer der Polizei direkt mit dem Crowdmanager des Veranstalters Lopavent am Fuß der Rampe gegen 15.30 Uhr in einem persönlichen Gespräch über die zu ergreifenden Maßnahmen verständigt. Die verschiedenen Stäbe seien nicht wie vorgesehen über eine telefonische Schaltkonferenz eingebunden worden. Diese Konferenzen sollten über den zentralen Landespolizeidienst organisiert werden. Dort hätten sie auch technisch aufgezeichnet werden können.
Nur ein Gedächtnisprotokoll als Indiz
In der Konferenz habe der Veranstalter die Beamten gebeten, seine Ordner zu unterstützen, teilt das Ministerium mit. Die Polizei sollte auf Wunsch des Veranstalters eine Sperrkette im Bereich der Rampe bilden. Im Gegenzug soll der Crowdmanager nach Darstellung des Ministeriums zugesagt haben, den Stau am Rampenkopf durch seinen eigenen Ordnerdienst aufzulösen, zudem habe er versprochen, die Eingangsschleusen vor den Tunneln mit eigenen Ordnern zu schließen. Der Abschnittsführer der Polizei sei davon ausgegangen, dass die vom Manager veranlassten Sperrungen umgesetzt worden wären. Dies sei aber nicht passiert. In der Folge sei es zu einem anhaltenden Zustrom in den Tunnel gekommen.
Das Ministerium sagte, der Veranstalter hätte für diese Absprache eine Telefonkonferenz einberufen müssen. Weiter sagte das Ministerium, über die entscheidende Konferenz gebe es keine unmittelbaren Aufzeichnungen, nur ein Gedächtnisprotokoll der beteiligten Beamten.
Dessen ungeachtet sei der Veranstalter für die Organisation verantwortlich gewesen. Seine Fehler hätten erst den Einsatz der Polizei erzwungen. Die Zahl der Ordner habe nicht ausgereicht, die Einlassschleusen verlässlich zu schließen. Zudem habe das Konzept der Pusher versagt und die Lautsprecherdurchsagen zur Lenkung der Massen seien nicht wahrnehmbar gewesen.
Kritik an Schaller
Das Fernbleiben von Loveparade-Veranstalter Rainer Schaller in der morgigen Sitzung des Landtags-Innenausschusses löst Kritik und Empörung aus. Grund: Der „Lopavent”-Chef will trotz Einladung durch Ausschuss-Vorsitzende Monika Düker (Grüne) nicht erscheinen und schickt stattdessen zwei Mitarbeiter in die Sitzung, er selbst tritt aber am Donnerstagabend in der SAT.1-Sendung „Kerner” auf – wo er „exklusiv” Rede und Antwort stehen werde, wie es heißt. SPD-Innenexperte Thomas Stotko nannte es eine „Unverschämtheit”, dass sich Schaller in Interviews äußere, aber nicht in den Fachausschuss komme. „Damit verweigert er dem Parlament und den Bürgern die Auskunft”, sagte er DerWesten.
Auch Düker bedauerte Schallers Entscheidung ausdrücklich. „Ich würde mich freuen, wenn er sich nicht nur bei Kerner äußert, sondern auch in dem Gremium, das die Hintergründe der Katastrophe erhellen will”, sagte sie DerWesten. Dort könnte auch die Polizei auf die von ihm erhobenen Vorwürfe direkt reagieren. Schaller hatte sie für die Loveparade-Katastrophe verantwortlich gemacht und umfangreiches Video-Material ins Internet gestellt. „Dass er der Polizei die Schuld zuweist, ist sein letzter Rettungsanker”, so Stotko.
Im Gegensatz zu Schaller stellt sich Duisburgs OB Adolf Sauerland dem Innenausschuss. Geplant ist ein Statement. Ob er Fragen beantwortet, war gestern noch offen.