Essen. .
Jetzt kommen die Rücktrittsforderungen sogar schon aus Berlin. In der ZDF-Sendung „Maybrit Illner“ legte CDU-Innenpolitiker Wolfgang Bosbach dem Duisburger OB Sauerland einen Rückzug nahe. Die Verantwortlichen der Katastrophe ließen den Fernsehtermin sausen.
Die Tragödie von Duisburg – sie ist längst ein Thema von bundesweiter Bedeutung. Kein Wunder, dass ZDF-Talkerin Maybrit Illner am Donnerstagabend versuchte, das Tunnel-Drama aufzuarbeiten. Ihr Glück: Sie ist derzeit die Diensthabende der Talk-Branche, während die Kollegenschar im Urlaub weilt. Ihr Pech: Die unmittelbar am Geschehen Beteiligten kniffen vor der Fragerunde.
Der CDU-Innenpolitiker Wolfgang Bosbach sprach sich für eine zentrale Behörde aus, die Großveranstaltungen genehmigen müsse. Zugleich legte der Christdemokrat dem Duisburger Oberbürgermeister Adolf Sauerland, einem Parteifreund, indirekt den Rücktritt nahe. Die Menschen hätten Anspruch darauf, dass politische Verantwortung übernommen werde. Bosbach wünschte sich von Sauerland, dass er „selber die Entscheidung“ treffe.
Der Geschäftsführer der Ruhr.2010 GmbH, Fritz Pleitgen, hingegen stärkte dem umstrittenen Kommunalpolitiker den Rücken. Sein Argument: Wenn Sauerland zurücktrete, könne er womöglich die Ermittlungen behindern, indem er „dicht“ mache. Zugleich forderte Pleitgen eine Art „Notbremse“, die es Kritikern einer Großveranstaltung ermögliche, sich Gehör beim zuständigen Landesinnenminister zu verschaffen.
Die Loveparade war ein „erprobtes Format“
Er selbst habe bei der Loveparade keine Bedenken gehabt, sagte Pleitgen. Der Event sei ein „erprobtes Format“. Als Beispiele führte Pleitgen die Erfolge des Spektakels in Essen und Dortmund an.
Loveparade-Teilnehmer Manuel Lippka schilderte, wie bereits an anderer Stelle, seine Erlebnisse im Todestunnel. Das Drama mache ihn noch immer „sprachlos“.
DJ Paul van Dyk und Sicherheitsexperte Carsten Simon kritisierten den Veranstalter Lopavent, hinter dem eine Fitnesskette stehe, die lediglich einmal im Jahr eine Großveranstaltung stemme – und dann noch an wechselnden Orten.
Polizeigewerkschafter Rainer Wendt wies die Verantwortung auf dem Loveparade-Gelände dem Veranstalter zu, Zuwege und Tunnel inklusive. Ferner forderte Wendt personelle Konsequenzen auch auf Dezernenten-Ebene in Duisburgs Stadtverwaltung.