Essen. Glatte Straßen sorgten in der Nacht zum Dienstag vielerorts für Unfälle. Gefährlich wird es, wenn Bodenfrost und feuchte Luft aufeinander treffen. Bei Straßenglätte sollten sich Autofahrer unbedingt an gewisse Regeln halten, um Unfälle zu vermeiden.
Sie ist unberechenbar und doch bis zu einem gewissen Grad vorhersehbar - die Straßenglätte. Sie entsteht immer dann, wenn Bodenfrost auf feuchte Luft trifft, erklärt Rebekka Krampitz vom Wetterdienst Meteomedia. Sie überrascht dennoch, meist morgens, so manchen Autofahrer. Wer sich jedoch nicht an die wichtigsten Regeln bei Glätte hält, der riskiert mehr als bloß einen kleineren Blechschaden, warnt Peter Meintz vom ADAC Westfalen.
Glatte Straßen und Frost sorgten in der Nacht zum Dienstag für mehrere Unfälle. In Detmold, Bedburg und Kerpen kamen Autos durch vereiste Straßen ins Schleudern. Ein Mann wurde dabei so schwer verletzt, dass er mit einem Rettungshubschrauber in eine Klinik geflogen werden musste.
Morgendlicher Tau gefriert auf ausgekühltem Boden
Im gesamten Ruhrgebiet und am Niederrhein sanken die Temperaturen unter den Gefrierpunkt, berichtet Krampitz: "Die Tiefstwerte lagen bei -4,4 Grad an der Dortmunder Uni und -6,2 Grad in Bochum Stiepel. In Duisburg wurde immerhin -1 Grad gemessen."
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Die Kälte allein sorgt dabei nicht für glatte Straßen. "Im Übergang von Herbst zu Winter spielen die Bodentemperatur und die Luftfeuchtigkeit eine große Rolle", erklärt Krampitz. Derzeit ist der Boden noch nicht so ausgekühlt, dass der morgendliche Tau automatisch gefriert. "Anders ist es bei wolkenlosen Nächten, dann kühlt der Boden aus. Feuchte Luft gefriert auf den Straßen, und es entsteht Straßenglätte."
"Tempo 50 ist die absolute Obergrenze"
Spätestens jetzt also ist es höchste Zeit, Winterreifen aufzuziehen, mahnt Peter Meintz. "Unter solchen Bedingungen mit Sommerreifen zu fahren, ist fahrlässig. Wer das tut, geht ein unkalkulierbares Risiko für sich und andere ein."
Die Winterreifen sollten eine Profiltiefe von mindestens vier Millimetern haben und nicht älter als sechs bis sieben Jahre sein. Bei Glätte sei es zudem auch mit Winterreifen unerlässlich, sich nicht nur an den Straßenschildern zu orientieren, erklärt Meintz.
"Die Geschwindigkeitsbegrenzung ist bei vereisten Straßen keine Richtlinie mehr", so Meintz, "Tempo 50 ist in den meisten Fällen die absolute Obergrenze. Unter Umständen sollte sogar nur mit Schrittgeschwindigkeit gefahren werden, zum Beispiel, wenn eine Eisdecke die Straße vollständig bedeckt." In manchen Fällen sei demnach auch Tempo 30 in einer Tempo-50-Zone zu viel, wenn sich Eis auf dem Asphalt gebildet hat.
Wer erst ins Rutschen gerät, kann nur noch bremsen
Das Knifflige bei Straßenglätte: "Es gibt keine Faustregeln", erklärt Meintz. Man braucht also etwas Fingerspitzengefühl und muss genau auf die Fahrverhältnisse achten. Wer schon beim Anfahren merkt, dass die Reifen nicht genügend Halt auf der Fahrbahn haben, sollte tunlichst Schritt fahren - oder gleich das Auto stehen lassen. Denn wer erst ins Rutschen gerät, kann den Wagen meist kaum abfangen, erklärt Meintz.
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"Glatteis-Unfälle sind leider schwer vermeidbar", so Meintz weiter, "aber je langsamer man fährt, desto weniger schlimme Unfälle können überhaupt entstehen." Auch das angemessene Bremsverhalten ließe sich nicht festlegen: "Manchmal ist es die beste Lösung, voll auf die Bremse zu steigen. Hauptsache, anhalten."
In den nächsten Tagen ist jedoch vorerst nicht mehr mit Straßenglätte zu rechnen: Die Temperaturen bleiben mild, zwischen zwei und drei Grad am Morgen und fünf und sechs Grad am Tag, berichtet Krampitz. Nieselregen und trübe Sicht sorgen dazu für den typischen herbstlichen Schwarz-Weiß-Film vorm Fenster.