Essen. . Wie viel steckt wirklich hinter der Behauptung des Batterieauto-Pioniers Tesla, mit der neuen Limousine Model S das “beste Auto der Welt“ zu bauen? Auf jeden Fall steckt dahinter das teuerste Elektroauto der Welt.

Sehr, sehr medienwirksam hat Tesla am Stammsitz in Kalifornien die erste Handvoll seiner neuen Limousine an Kunden übergeben, unter anderem einen der eigenen Vorstände. Die ganze Belegschaft war versammelt, und bei den Reden fiel dann auch das große Wort vom „Besten Auto der Welt“. Die Medien bekamen ihre bunten Bilder. Das ist das „Beste Auto“ sein soll, ist jedoch sehr zweifelhaft. Wie beim Roadster mit seinen 6831 zusammengelöteten Handy-Akkus setzt Tesla auch beim S wieder auf diese komplizierte Bündelung von kleinen Zellen. Die Zukunft des Batterieautos ist dies sicher nicht.

Zudem ist die Limousine zwar gefällig gezeichnet, aber sicher nicht das schönste Auto der Welt. Für ein Elektroauto, das die Zukunft erobern soll, ist das Design sogar stockkonservativ. Absurd die Begründung des Chef-Designers Franz von Holzhausen dazu: „Wir sind eine Marke ohne Historie“, wird er zitiert, „Wenn Tesla etablierter ist, können wir auch im Design experimenteller werden.“ Klar, Herr Holzhausen, so ist das: Die etablierten Hersteller machen immer das avantgardistische Design, Musterbeispiel: Porsche mit seinen ewigen Neunelfer-Variationen.

Auch die Verarbeitung ist nicht Weltklasse. Eher ein Witz: die beiden Sitzplätze Nummer sechs und sieben im Kofferraum.

In einer halben Stunde geladen

Und was kostet der Spaß? Platt umgerechnet von Dollar keine 40.000 Euro! Der Model S kostet in den USA zwischen 57.500 und 105.000 Dollar. Aber nur die beiden teuersten Versionen werden zurzeit gebaut. Nur die teureren Versionen lassen sich schnell laden: halbvoll in einer halben Stunde. Die Produktion des Einstiegsmodells ist für den Winter versprochen. Strom für 100 Kilometer Reichweite werden an der speziellen Ladestationen mit Haushaltsspannung laut Tesla pro Stunde gespeichert.

Die Batteriekapazität bei den teuren Modellen: 86 Kilowattstunden (kWh), gut für eine maximale Reichweite von 480 Kilometer bei sehr stromsparender Fahrweise. Am Aufpreis erkennt man, wie teuer die Lithium-Ionen-Technik immer noch ist. 45 kWh mehr kosten 20.000 Dollar Aufpreis, 20 kWh 10.000 Dollar. Garantie auf die Batterie gibt es für acht Jahre. Und dann?

Nach Europa kommt das Model Anfang 2013

Anfang 2013 soll das Model S nach Europa kommen. Was es dann in Euro kosten wird? Auf jeden Fall viel, viel mehr als der umgerechnete Preis. Der Tesla Roadster, von dem von 2008 bis 2011 nicht mehr als 2300 Stück gebaut worden sind, kostete in Europa bereits 100 000 Euro. Sollte das Model S in Euro so viel kosten wie in den USA in Dollar, wäre das schon eine positive Überraschung.

Ohne die Schützenhilfe von Daimler, Toyota und Co. wäre die 2003 gegründete Firma in Palo Alto dreimal pleite gewesen, mindestens. Jetzt verlangt Tesla als Anzahlung für das Model S 5000 Dollar, 10.000 Vorbesteller soll es geben. Tesla will Ist ja auch immer nur das Beste.