Berlin/Duisburg. . Von der Deutschen Umwelthilfe hagelte es Kritik an der verfehlten Förderpolitik zugunsten von Elektroautos: Noch immer würden zu viele spritdurstige PKWs verkauft. Der Verband der Deutschen Automobilindustrie will das nicht gelten lassen. Über 15 neue E-Autos sollen bald auf den Markt kommen.
Der Verband der Deutschen Automobilindustrie (VDA) weist Kritik der Deutschen Umwelthilfe (DUH) an einer angeblich verfehlten Förderpolitik der Bundesregierung zugunsten von Elektroautos zurück. "Deutschland ist auf einem guten Weg, Leitanbieter und Leitmarkt für Elektrofahrzeuge zu werden", erklärte VDA-Präsident Matthias Wissmann am Mittwoch.
Die Bundesregierung habe mit ihren Entscheidungen gezeigt, "dass sie an dem gemeinsamen Ziel von einer Million Elektrofahrzeugen im Jahr 2020 weiter festhält", sagte Wissmann. Damit reagierte der Herstellerverband auf massive Kritik seitens der DUH. Die vor zwei Jahren ins Leben gerufene Nationale Entwicklungsplattform Elektromobilität sei "im Ansatz falsch und für eine erfolgreiche Klimaschutzpolitik sogar kontraproduktiv", sagte DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch am selben Tag in Berlin.
"Ein populistisches Feuerwerk"
Der DUH zufolge waren zum Jahresbeginn 2012 nur 4.541 Elektro-Pkw zugelassen. Das entspreche 0,01 Prozent des gesamten Fahrzeugbestands. "Mit über einer Milliarde Euro an Steuermitteln für Elektro-Pkw werde ein populistisches Feuerwerk abgebrannt", sagte Resch. Dennoch verkauften die deutschen Autobauer "wie gehabt grotesk übermotorisierte und spritdurstige Fahrzeuge". Vorwürfe, die der Herstellerverband VDA nicht gelten lassen will.
In den nächsten zwei Jahren beabsichtigen die deutschen Automobilhersteller nach eigenen Angaben, über 15 neue elektrifizierte Fahrzeugmodelle auf den Markt bringen. Zudem sei geplant, "in den kommenden drei bis vier Jahren über zehn Milliarden Euro in die Forschung und Entwicklung alternativer Antriebe zu investieren", sagte Wissmann.
Angst vor dem großen Absatzloch
Große Hoffnungen setzt der VDA-Präsident dabei auf die unlängst eingerichteten vier Schaufenster Elektromobilität. Für den Bürger werde Elektromobilität dadurch erst "sichtbar und erlebbar". Wer schon einmal ein Elektroauto gefahren sei, sei "von dieser emissionsfreien Mobilität gerade in urbanen Räumen begeistert".
Eine Ansicht, die Automobilprofessor Ferdinand Dudenhöffer generell teilt, allerdings geht ihm die Elektrifizierung des Autoverkehrs nicht schnell genug. "Wir sind wirklich im Schneckentempo unterwegs in Deutschland", sagte der Leiter des Center Automotive Research (CAR) der Nachrichtenagentur dapd. Wie die DUH sprach sich auch der Forscher gegen einmalige finanzielle Kaufanreize nach Vorbild der Abwrackprämie aus. "Das ist verbranntes Geld. Sie verkaufen ein paar Autos mehr und fallen in ein großes Absatzloch", warnte Dudenhöffer.
Stattdessen müssten seiner Ansicht nach die Menschen vor allem über großflächige Car-Sharing-Projekte für das Elektroauto begeistert werden. Das sei "von der Förderung vernünftig darstellbar" und habe "einen nachhaltigen Effekt", sagte der Professor der Universität Duisburg-Essen und fügte hinzu: "Aber das muss endlich mal anfangen."
Ebenfalls vorstellbar sei eine Sperrung der Innenstädte für dieselbetriebene Lieferwagen oder eine Quotenregelung, wonach "beispielsweise ab 2015 fünf Prozent aller verkauften Fahrzeuge eines Herstellers alternativ angetrieben sein müssten". (dapd)