Essen. Der Opel Ampera verbraucht nach wirklichkeitsfremder Norm 1,6 Liter. Der tatsächliche Energiebedarf des Elektroautos mit Reichweitenverlängerer erwies sich im Praxistest als so hoch, dass er bei den Energiekosten gegenüber einem vergleichbaren Diesel zu wenig einspart, um wirtschaftlich zu sein.
Schwer wie ihre Batterien stehen sich Elektroautos bei den Händlern die Reifen eckig. Der einzige, der ein bisschen ab geht, auf der Straße wie in der Zulassungsstatistik, ist der elegante Opel Ampera. Aber was frisst der Elektrohybrid in der Praxis wirklich?
Im reinen Elektrobetrieb schwankte der Testverbrauch stark. 13 Kilowattstunden (kWh) auf 100 km/h bei Schleichfahrt mit konstant 80 auf der Autobahn, 20 bis 25 kWh im ganz normal absolvierten Praxisverkehr, gut 30 kWh bei simulierten winterlichen Bedingungen mit elektrischer Heizung und anderen zugeschalteten Stromverbrauchern wie Scheibenwischer, Sitzheizung, heizbarer Heckscheibe. Dazu kommen nach den Angaben unseres Strommessgerätes nicht zu vernachlässigende Ladeverluste beim Laden - von null auf voll in vier bis acht Stunden - in Höhe von knapp 20 Prozent.
Bei einem Kilowattstundenpreis von 26 Cent ergeben sich damit Stromkosten zwischen 3,36 Euro und 9,20 Euro auf 100 Kilometer. Im Mittel muss mit 6,80 Euro gerechnet werden. Ein Opel Insignia mit vergleichbar kräftigem 160-PS-Dieselmotor lässt sich mit 6,5 Liter pro 100 Kilometer fahren, macht bei einem Dieselpreis von 1,50 Euro einen Treibstoffaufwand von knapp zehn Euro pro 100 km. Damit spart der Ampera im direkten Vergleich drei Euro pro 100 km oder 3000 auf 100.000 km.
Kein Spareffekt gegenüber modernem Diesel
Fährt der Ampera nach rund 60 Kilometern bei leerer Batterie weitere maximal 400 Kilometer mit dem Strom, den der konventionelle Benzin-Verbrennungsmotor mit seinen 86 PS erzeugt, gibt es überhaupt keinen Einspareffekt bei den Kraftstoffkosten gegenüber einem modernen Diesel.
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Wirtschaftlich ist der Aufpreis des Ampera also nicht zu rechtfertigen. Er kostet 43.000 Euro gegenüber 35 000 Euro für einen ebenfalls fünftürigen Opel Insignia mit 160-PS-Diesel, Automatik (wie der Ampera) und vergleichbar guter Ausstattung. Der 33 Zentimeter längere Insignia ist vielleicht nicht das auffälligere, aber sicher das geräumigere Auto für Passagiere und Gepäck als der 4,50 Meter lange und nur viersitzige Ampera mit kleinem Kofferfach. Schlecht bei ihm: die Fummel-Bedienung über schlecht zu unterscheidende Sensorknöpfe und das harte Aufsetzen des Frontspoilers bereits bei ortsüblichen Bodenschwellen.
Preis für Ersatz-Akku noch offen
Unwägbar bei der für den Ampera bereits schlecht ausfallenden Kostenrechnung ist, wie gut die 16 Kilowattstunden fassende Batterie des Stromautos tatsächlich durchhält und was sie nach 2020 als Ersatzteil kosten wird. Zurzeit gibt es für den Lithium-Ionen-Akku zwar acht Jahre und 160.000 km Garantie, aber gar keinen Ersatz-Preis. Die jetzigen reinen Herstellungskosten der Speicherzellen werden jedoch auf mindestens 500 Euro pro kWh geschätzt. Streng betriebswirtschaftlich gerechnet müsste dem Endkunden sicher das Doppelte abverlangt werden.
Eine Betrachtung des Ampera wäre nicht vollständig ohne die Würdigung des tollen Fahrerlebnisses. Völlig ruckfreie, fast lautlose Beschleunigung vom ersten Zentimeter an bis zum Höchsttempo von 160 km/h macht den Ampera zum Zen-Meister des entspannten wie schnellen Vorankommens – mehr als es die Werte aussagen können (0 auf 100 km/h in 9,0 sek.) So fährt die Zukunft. Bleibt als Fazit nur, dass es schon immer etwas teurer war, vorwegzufahren.