Essen. Die Forderung des Hamburger Innensenators nach verpflichtenden Gesundheitschecks für Autofahrer stößt auf wenig Gegenliebe. Der ADAC sieht kein erhöhtes Unfallrisiko durch Senioren. Und die CDU in NRW spricht gar von Altersdiskriminierung.
Für Aufregung sorgt die Forderung des Hamburger Innensenators Michael Neumann nach regelmäßigen Gesundheitschecks für alle Autofahrer. Parallel zur Einführung der Befristung der Fahrerlaubnisse auf 15 Jahre sollte demnach ein Fahrtüchtigkeitstest Pflicht werden, erklärte er in der Bild-Zeitung.
Der Senator fordert zwar nicht explizit Untersuchungen für Senioren, begründet seine Forderung aber mit den Ergebnissen der Unfallstatistik in Hamburg. Demnach haben Senioren ab 65 Jahren mit 61,6 Prozent dort den höchsten Verursacheranteil an Unfällen.
Klischees und Vorurteile leisten keinerlei Beitrag zur Verkehrssicherheit
Der Vorschlag stößt auf Unverständnis. „Mit Senioren-Diskriminierung kommen wir nicht weiter“, betont Lutz Lienenkämper von der NRW-CDU. „Klischees und Vorurteile vergiften das Klima im Land, entfernen die Generationen voneinander und leisten keinerlei Beitrag zur Verkehrssicherheit.“ Maßgeblich für die Fahrtüchtigkeit sei nicht das Alter, sondern der Gesundheitszustand von Autofahrern. Und die Einschätzung solle man besser dem Hausarzt überlassen. Zudem hätte Innensenator Neumann sich nach Ansicht von Lienenkämper „den Vorschlag sparen können“, hätte er sich beim ADAC informiert.
In der Tat kann der Automobilclub eine Gefahr durch Senioren am Steuer nicht belegen. „Die offiziellen Unfallzahlen des Statistischen Bundesamtes geben den angeblichen Trend in Hamburg in keiner Weise wieder“, betont Klaus Becker, ADAC-Vizepräsident für Verkehr. Autofahrer über 65 Jahre seien lediglich in 13 Prozent aller Fälle Verursacher eines Unfalls mit Personenschaden. Der ADAC lobt die älteren Autofahrer sogar ausdrücklich. „Sie besitzen lebenslange Erfahrung am Steuer. Altersbedingte Leistungseinbußen können sie durch Besonnenheit und Ruhe wettmachen.“
Senioren nehmen mit dem Auto am Leben teil
Manuela Anacker, Referentin für Sozialpolitik beim VdK NRW, weist zudem auf die Wichtigkeit des Führerscheins für Senioren hin. „Das ist eine Frage der Mobilität“, betont sie. Viele alte Leute brauchten das Auto, um Familie und Freunde zu besuchen. Und besonders auf dem Land seien viele auf den Wagen angewiesen. „Man kann nicht einfach pauschal sagen, dass alle älteren Autofahrer nicht mehr verkehrstüchtig sind.“