Berlin. . Experten rechnen damit, dass ab Mitte des nächsten Jahrzehnts Hersteller mehr Pkw mit Elektromotor als mit Verbrenner verkaufen können. Bislang haben E-Autos aber zwei große Probleme. Mit einer Batterieladung kommen sie nicht weit – und sie sind schlicht zu teuer.

Weil der Spritpreis vor den Ostertagen auf Rekordwerte um 1,70 Euro stieg, läuft erneut eine Debatte darüber an, wie Autofahrer am besten entlastet werden könnten. Das Elektroauto soll dabei künftig eine Rolle spielen. Experten rechnen allerdings vor, dass bis zum Durchbruch des E-Motors mindestens noch ein Jahrzehnt vergehen wird.

Die Bundesregierung will Deutschland beim Thema Elektromobilität zum Vorreiter machen. Stark steigende Benzinpreise sollen kein unentrinnbares Schicksal sein. Elektrofahrzeuge sollen künftig so ausgereift und zahlreich sein, dass man mit ihnen billiger fährt als mit ölgetriebenen Vehikeln.

Die Kosten für Mobilität steigen insgesamt

Diese Vision sei nicht unrealistisch, sagt Georg Wilke, Projektleiter beim Wuppertal Institut für Umwelt, Klima, Energie: „Wahrscheinlich wird die Nutzung von Elektrofahrzeugen irgendwann kostengünstiger sein als die Mobilität mit Autos, die fossilen Treibstoff brauchen.“ Einschränkend fügt Wilke aber hinzu, dass dieser Vorteil nur ein relativer sei: „Man darf nicht vergessen, dass die Kosten für Mobilität so oder so weiter steigen werden. Das gilt auch dann, wenn der Strom für den Antrieb der Elektroautos aus erneuerbaren Energien gewonnen wird.“

Die Smiles AG, die elektrische Kleinstwagen anbietet, ist dagegen betont optimistisch. Elektromobilität sei bereits heute billiger als fossiles Fahren, heißt es am Firmensitz im bayerischen Städtchen Aub. Für den in Italien hergestellten Kleinstwagen Tazzari Zero gibt Smiles Gesamtkosten von 24 Cent pro Kilometer an – inklusive Kauf, Abschreibung, Reparaturen und Strom. Dem stellt die Firma einen sparsamen Benziner vom Typ Smart gegenüber, für den sie Fahrkosten von 30 Cent errechnet. Die Botschaft: Elektrisch zu fahren sei heute schon für die Bürger ein Geschäft, das sich rechnet.

Vergleichsweise hohe Anschaffungskosten

Unabhängige Experten sind da allerdings vorsichtiger. So kamen das Stuttgarter Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und die Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers in einer gemeinsamen Studie zu dem Ergebnis, dass heutige Elektroautos deutlich teurer fahren. Wegen der vergleichsweise hohen Anschaffungskosten rechne sich ihr Betrieb erst ab sehr hohen Jahresfahrleistungen von etwa 45 000 Kilometern, die kaum ein privater Nutzer erreicht.

Auch Wuppertal-Forscher Wilke sagt: „Ich bin skeptisch, ob die Hersteller die höheren Kosten von Elektrofahrzeugen in den kommenden zehn Jahren in den Griff bekommen. Das Kernproblem liegt in der Batterietechnik, unter anderem in deren hohen Preis.“ Das Elektroauto an sich ist zwar einfacher und billiger als ein benzingetriebenes Fahrzeug, aber die Speichertechnik setzt noch deutliche Grenzen. Die geladene Energiemenge ermöglicht meist nur geringe Distanzen. Bei normalem Nutzungsverhalten laufen Autofahrer Gefahr liegen zu bleiben. Außerdem dauert der Ladevorgang oft noch zu lange.

Hinzu kommen weitere Kostenfaktoren, die Elektroautos in Zukunft teurer machen könnten. So ist heute nicht bekannt, wie weit der Strompreis steigen wird. Im übrigen mag die Regierung irgendwann auf die Idee kommen, eine höhere Steuer für Fahrstrom zu kassieren.

BMW will bald ein Auto auf den Markt bringen

Trotz allem gehen Autohersteller mittlerweile davon aus, dass sie irgendwann konkurrenzfähige E-Autos verkaufen können. Zwar sind heute erst wenige tausend solcher Fahrzeuge auf deutschen Straßen unterwegs. Aber nachdem Toyota, Mitsubishi oder Peugeot alltagstaugliche Modelle auf den Markt geworfen haben, ziehen auch deutsche Unternehmen nach. Seit kurzem wird der Opel Ampera ausgeliefert, BMW will bald folgen.

Zulieferer wie BASF und Bosch entwickeln neue Batterietechnik und Komponenten. Bosch-Manager Bernd Bohr rechnet damit, dass sich ab Mitte des nächsten Jahrzehnts – also etwa 2025 – die E-Autos durchsetzen und von da an weniger Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor verkauft werden.