Stuttgart. Der Porsche Boxster der zweiten Generation hat optisch ein großes Vorbild: Ein wenig erinnert er an den “James-Dean-Porsche“ 550. Hinzu kommen mehr Ausstattung und Sicherheit - und abgenommen hat der “Neue“ auch noch. Günstig ist der Wagen allerdings nicht - vor allem mit Zusatzausstattung.
"Die Entwicklung der zweiten Boxster-Generation hat uns allen viel Spaß gemacht": Schon nach einem flüchtigen Blick auf den nun deutlich bissiger und dynamischer gezeichneten Roadster glaubt man der Aussage von Porsche-Designer Mitja Borkert. Dass Getriebe- und Antriebs-Ingenieure ebenfalls jede Menge Spaß bei der Weiterentwicklung des Zweisitzers hatten, beweisen erste Fahreindrücke.
Am Heck ähnelt der neue Boxster ein bisschen dem Ur-Spider 550, besser bekannt als James-Dean-Porsche. Vorne übereinander angeordnete Scheinwerfer wie beim einstigen Renner 906 oder Elemente der Herzklopfen auslösenden Studie des 917 - der Zweisitzer hat nicht nur viele, sondern auch große Vorbilder. Und doch haben ihm die Designer mit einer gekonnten Mischung aus weichen Flächen und scharfen Kanten ein ganz eigenes, ausgesprochen rassiges Auftreten mitgegeben. Zudem steht der intern 981 genannte Sportwagen ungemein satt auf der Straße. Dafür sorgen die um vier Zentimeter verbreiterte Spur vorne und ein um sechs Zentimeter verlängerter Radstand bei nahezu gleich gebliebener Außenlänge (4,37 Meter).
Im Innenraum finden auch größer gewachsene Passagiere Platz
Vor allem groß gewachsene Personen werden es schätzen, dass das Platzangebot im Innenraum zugenommen hat. Die vergrößerten Sitzschienen und die Bandbreite der horizontalen Lenkradverstellung lassen es nun zu, dass sich selbst Personen mit mehr als 1,90 Metern Körpergröße in dem offenen Zweisitzer wohlfühlen.
Angesichts der hochwertigen und edlen Anmutung des Passagierabteils sollte das ohnehin keine Frage sein. Die Mittelkonsole mit den Tasten und Schaltern für die Fahrprogramme oder die Klima-Bedienung erinnert ein wenig an den neuen Elfer. Erstmals können Boxster-Fahrer zudem alle wesentlichen Informationen des Bordcomputers oder der Navigation direkt im Instrumententräger neben Drehzahlmesser und Tachometer ablesen.
280 Liter Kofferraumvolumen bietet der Boxster nun. Das Gepäck für einen Wochenend-Trip von zwei Personen sollte da locker in den beiden Ladeabteilen vorne und hinten zu verstauen sein - unabhängig davon, ob das Dach offen oder geschlossen ist, denn das Verdeck beansprucht keinen zusätzlichen Platz. Vollelektrisch öffnet und schließt es in neun Sekunden und das bei bis zu 50 Stundenkilometern, nach Porsche-Angaben ein Bestwert unter den Cabrios. In geschlossenem Zustand trägt eine Akustikdämmschicht dazu bei, den Geräuschpegel um einige Dezibel gegenüber dem Vorgänger zu reduzieren.
Der neue Roadster wiegt 35 Kilogramm weniger als sein Vorgänger
Abgespeckt wurde bei der Dachkonstruktion zudem das Gewicht durch Verzicht auf den Verdeckdeckel. Das macht sich auf der Waage mit zwölf Kilogramm weniger bemerkbar. Überhaupt stand Gewichtsreduktion ganz oben auf der Zielvorgabe bei der Neuentwicklung des Boxsters. Nach Aussage von Projektleiter Joachim Meyer wäre der Wagen aufgrund von mehr Ausstattung und verbesserter Sicherheit mindestens 53 Kilo schwerer als das Vorgängermodell geworden. Dass es mit 1.385 Kilogramm letztlich sogar 35 Kilo weniger als bisher wurden, ist zahlreichen Leichtbaumaßnahmen, etwa Türen aus Aluminium, zu verdanken.
Jedes Kilo weniger spart Sprit und so spricht Porsche davon, dass der Verbrauch um bis zu 15 Prozent gegenüber dem Vorgänger gesunken ist. Weniger Gewicht bedeutet vor allem aber, dass die Fahreigenschaften des Mittelmotorwagens mit einer Gewichtsverteilung von 46 zu 54 Prozent (vorne / hinten) noch besser zur Geltung kommen. Es ist wirklich beeindruckend, wie der Porsche um die Ecken wieselt.
Schlechte Wegstrecken passiert er ohne jegliches Knacken oder Knirschen (40 Prozent mehr Verwindungssteifigkeit) und trotz der straffen Abstimmung erfreulich bandscheibenfreundlich. Zur Handlichkeit trägt darüber hinaus die elektromechanische Lenkung bei. Sie erscheint anfangs etwas weich. Doch der Schein trügt. Schon nach wenigen Metern werden die direkte Reaktion auf Lenkbefehle und der gute Fahrbahnkontakt offenbar.
Der Spritverbrauch ist vertretbar
Kraftvoll, elastisch und ungemein harmonisch entfaltet der 2,7-Liter-Boxermotor (265 PS) sein Potenzial. Dank diverser Maßnahmen wie einem verbesserten Ansaugverhalten liegt die Kraft über ein wesentlich längeres Drehzahlband als bisher an. Ein schier nicht enden wollender Vortrieb ist das Resultat. Dazu passend gesellt sich ein röhrender und grummelnder Sound, der Gänsehaut macht - vor allem wenn man die serienmäßige Sporttaste drückt.
Das gilt gleichermaßen für die S-Version, die fünf PS mehr besitzt. Naturgemäß sind beide Boxster-Versionen keine Sparmodelle. Doch die im Bordcomputer angegebenen 13 Liter nach einer wirklich zügig gefahrenen 200-Kilometer-Strecke durch die Berge kann man noch als "ok" verbuchen. Im Alltag trägt unter anderem eine tadellos funktionierende Stopp-Start-Automatik zur Senkung des Spritbedarfs bei.
Angeboten wird der Porsche Boxster zu einem Einstiegspreis von 48.291 Euro. Der S kostet 59.120 Euro. Klimaanlage, CD-Radio mit USB- und Aux-Anschlüssen, 18-Zoll-Leichtmetall-Räder oder das vollautomatische Verdeck sind im Preis enthalten. Ein wirklich gut schützendes Windschott kostet indessen 268 Euro zusätzlich. Und auch ansonsten ist die Liste der Zusatzausstattungen lang. Doch das dürfte erfahrungsgemäß den Spaß an der neuen Boxster-Generation kaum schmälern. (dapd)