Landsberg/München. Ein winterlicher Urlaubstrip zum Skifahren in die Berge kann schon früh ein unschönes Ende nehmen, wenn Schnee die Straßen schwer passierbar macht. Hier meist nur noch eines: Schneeketten. Was man dabei beachten sollte, erfahren Sie hier.

Der beste Verhaltenstipp bei winterlichen Straßenbedingungen ist für Frank Volk von TÜV Süd recht kurz: "Das Auto stehen lassen." Haushohe Schneeverwehungen, schneebedeckte Autobahnen, verschneite Landstraßen selbst in Mittelgebirgen, "bei winterlichen Straßenverhältnissen ist das Verkehrsmittel Auto nicht die erste Wahl", assistiert sein Kollege Philip Puls: "Wer auf die Schiene umsteigen oder zu Hause bleiben kann, sollte das tun."

Ein guter Rat, aber beispielsweise auf dem Weg in den Wintersport eher untauglich. Deshalb sollte man sich schon vor Antritt der Urlaubsreise mit dem beschäftigen, was auf einen zukommen kann und "dies nicht nur mental", so Volk. Im Flachland sind Ketten eher eine Ausnahme. Doch bereits in Mittelgebirgen wie dem Sauerland, der Eifel oder der Rhön ist ihr Einsatz oft unausweichlich, um sicher vorwärtszukommen. Und wenn es ganz schlimm kommt, können die Behörden sogar kurzfristig die Weiterfahrt ohne Ketten verbieten.

Ähnliche Regeln gelten auch im Ausland

Auch im Ausland. In Italien wird nach Angaben des ADAC für einzelne Strecken bei entsprechenden Witterungsverhältnissen die Benutzung von Schneeketten etwa in den Provinzen Mailand und Südtirol vorübergehend vorgeschrieben. Dito in Frankreich. Schneeketten gehören immer an die angetriebenen Räder. Bei Autos mit Frontantrieb vorn, bei Hecktrieblern an die Hinterräder. Bei Allradfahrzeugen bringt ein Blick in die Betriebsanleitung Montagesicherheit.

Mit Schneeketten sollte man nicht schneller als 50 Kilometer pro Stunde fahren, und "wer mit dem Wohnwagen Richtung Wintersport unterwegs ist, sollte auch für diesen Schneeketten mitnehmen", empfiehlt Daniel Bott vom Technikzentrum des ADAC in Landsberg: "So bleibt der Anhänger besser in der Spur und bremst besser."

Keine Premiere in freier Wildbahn

Das Anlegen der Schneeketten sollte man unbedingt zu Hause üben. Am besten frühzeitig. "Eine Premiere in freier Wildbahn bei widrigen Verhältnissen ist nicht ratsam", schmunzelt TÜV-Mann Volk. Ist dann der "Ernstfall" da, sucht man sich zum Anlegen der Ketten einen ebenen Platz und stellt gegebenenfalls das Pannendreieck auf. ADAC-Reifenfachmann Bott weiß: "Immer wieder wird der Fehler gemacht, die Ketten zu spät zu montieren.

Steckt das Fahrzeug erst einmal fest, kommt Hektik auf. Womöglich wird sogar der Verkehr gestoppt." Nützlich seien eine wasserfeste Unterlage und ein paar Arbeitshandschuhe für die Montage. Bei einigen Kettentypen müsse das Rad nach dem Anlegen ein Stück weitergedreht werden, damit die Verschlüsse fixiert werden können. In jedem Fall empfiehlt es sich, nach 20, 30 Metern den Sitz der Ketten nochmals zu prüfen. Dabei ist darauf zu achten, dass nichts schleifen oder an Bauteile des Autos anschlagen kann.

Die klassische Stahlkette ist unschlagbar

Gebräuchliche Kettensysteme sind so ausgelegt, dass sie zum Einsatz in Tiefschnee, Matsch und Eis taugen. Wirklich wichtig ist die richtige Größe. Nur so ist gewährleistet, dass die Kettenglieder sicher am Reifen anliegen. Das TÜV-/GS-Zeichen bietet die Gewähr, dass die Ketten gebräuchliche Qualitätsnormen erfüllen. Österreichreisende sollten zudem darauf achten, dass die Ketten auch den Vorschriften des Nachbarlandes entsprechen. Das Zeichen der Ö-Norm muss auf der Verpackung oder an der Kette abgebildet sein. Die klassische Schneekette aus Stahl ist nach wie vor unschlagbar.

Aber: Erstmals konnte sich bei einem Test des ADAC im vergangenen November ein Textilprodukt im Bewertungsmittelfeld platzieren. Ein ebenfalls untersuchtes Spray als Anfahrhilfe auf verschneiten Straßen patzte jedoch. In seinem Schneekettentest hatte der Autoclub Ketten, Traktionshilfen und das Spray unter die Lupe genommen. Kein Produkt erreichte die Note "sehr gut", aber alle sieben Stahlketten aus Stahl wurden mit "gut" bewertet. Erstmals schaffte es auch ein Textilprodukt, die Michelin Easy Grip II, mit einem knappen "gut" ins Mittelfeld.

Schneeketten strapazieren den Straßenbelag

"Wird die Fahrbahn wieder schneefrei, sollten die Schneeketten alsbald abgenommen werden", empfiehlt Bott: "Sie verschleißen sonst zu stark und strapazieren den Straßenbelag." Ob zur Zwischenlagerung bis zum nächsten Einsatz oder der Endlagerung im Frühjahr, in jedem Fall empfiehlt es sich, die Ketten mit lauwarmem Wasser zu reinigen, danach zu trocknen und erst dann wieder zu verstauen. (dapd)