Hamburg. . BMW, Audi, Mercedes, VW und Co. - sie alle vermelden Rekordgewinne, die Aktienkurse schnellen in die Höhe. Keine Frage: Deutschen Autoherstellern geht es 2011 so gut wie noch nie. Wir haben die zehn Gründe für den Höhenflug zusammengestellt.

Rekordabsätze, Rekordgewinne, Höhenflug der Aktienkurse - den deutschen Autoherstellern geht es 2011 so gut wie noch nie in ihrer 125-jährigen Geschichte. Aber was ist das Geheimnis des Erfolgs von BMW, Daimler, Volkswagen & Co? Die Nachrichtenagentur dapd hat zehn Gründe für den aktuellen Höhenflug der Branche zusammengestellt.

1. Stahlbad der Krise 2009

Die Wirtschaftskrise nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman im Herbst 2008 erwischte die weltweite Autobranche auf dem falschen Fuß: Noch 2007 wurden Rekordzahlen erwirtschaftet. Dann kam der harte Einbruch, weil arbeitslose Verbraucher und angeschlagene Firmenkunden den Autokauf verschoben. Die deutschen Hersteller bauten massiv Personal ab, hielten aber mithilfe der Bundesregierung ihre erfahrene Stammbelegschaft per Kurzarbeit an Bord. Gleichzeitig wurden stramme Sparkurse gefahren und Kosten gesenkt. Als die Krise sich Anfang 2010 legte, profitierte die Branche doppelt: Früher als erwartet zogen die Absätze wieder an, gleichzeitig arbeiteten die Unternehmen aber auf niedrigerem Kostenniveau.

2. Lohndisziplin

Seit Jahren bleiben die Lohnsteigerungen der Belegschaften hinter den Gewinnsteigerungen zurück. Dafür bietet der deutsche Autobau weitgehend sichere Arbeitsplätze - mit Ausnahme von Opel. Der aktuelle Lohntarifvertrag der Metallbranche wurde im Februar 2010 abgeschlossen und läuft noch bis April 2012. Die Firmen müssen sich in dieser langen Zeit nicht mit Verhandlungen herumschlagen.

3. Innovationskraft

Doppelkupplungsgetriebe, Aluminiumleichtbau, ESP - die deutsche Autoindustrie ist führend bei der Entwicklung neuer Techniken. Hintergrund ist die Struktur: Mit BMW, Audi, Mercedes und Porsche kommen viele Schwergewichte aus der Oberklasse. Hier aber erwarten die Kunden ständig neue und verbesserte Techniken. Dagegen ist bei Kleinwagen, wie sie in Frankreich, Italien oder Japan dominieren, der Kostendruck viel höher, es ist weniger Geld da für Forschung und Innovationen.

4. Geschichte

Das Auto wurde vor 125 Jahren in Deutschland erfunden, Automarken wie Mercedes oder Porsche sind mehr als 100 Jahre alt und haben sich viel Vertrauen der Kunden erarbeitet.

5. Profitables Wachstum

Anders als im quartalsfixierten US-Aktienmarkt setzt die deutsche Autobranche auf langfristiges Wachstum. So hat beispielsweise Volkswagen die Rabattkämpfe auf dem US-Automarkt weitgehend ignoriert. Dadurch verlor die Marke zwar Absatz, aber die Restwerte der Autos blieben hoch.

6. China

China ist schon heute der größte Automarkt der Welt, und ein Ende des Wachstums ist nicht abzusehen. Als erster westlicher Autohersteller hat Volkswagen dort in den 80er Jahren eine Produktion aufgebaut und profitiert bis heute von diesem Schritt: Für VW und Luxustochter Audi ist China bereits der wichtigste Markt weltweit, bei BMW und Mercedes ist es der drittgrößte. Die Zahl der Millionäre in China soll laut "Financial Times Deutschland" bei 1,1 Millionen liegen, sie gelten als potenzielle Kunden von Luxusautos.

7. Japan-Krise

Das Erbeben in Japan im März hat die Autoindustrie dort schwer getroffen. Für deutsche Hersteller ergaben sich so zusätzliche Absatzchancen.

8. Flottenwachstum

Nach Ende der Wirtschaftskrise haben zahlreiche Firmen ihre Autoflotten erneuert, nachdem diese Investitionen in der Krise zurückgestellt worden waren. Außerdem wächst gerade die deutsche Wirtschaft stark und schafft neue Jobs und somit auch eine Nachfrage nach Firmenwagen. Im Flottengeschäft sind die deutschen Hersteller traditionell sehr stark.

9. Stabile Aktionärsstruktur

VW, BMW, Daimler und Porsche haben stabile Aktionärsstrukturen. Das ermöglicht langfristige Strategien, bei denen auch Dellen in der Gewinnentwicklung bei Investitionsoffensiven von den Eignern mitgetragen werden. In der Wirtschaftskrise 2009 beispielsweise blieben die Investitionen in Produkte und Anlagen trotz Verlusten hoch.

10. Qualität beim Finish

PS und Höchstgeschwindigkeit haben ihre einst hohe Bedeutung beim Autokauf verloren, denn praktisch jeder Mittelklassewagen fährt 190 Kilometer pro Stunde und hat mehr als 100 PS. Wichtiger ist nach Angaben von Verkaufsmanagern das "Look and Feel" geworden: Gestaltung des Innenraums, exakte Verarbeitung, Qualität des Materials der Bezüge und Oberflächen. Audi gilt in dieser Disziplin als führender Hersteller. Gerade die exakte Innenraumverarbeitung braucht gutes Personal, das auf Details achtet.