Berlin. . Genügsamkeit ist bei weiter steigenden Spritpreisen ein nicht zu unterschätzender Trumpf. Den können die beiden neuen 1,2-Liter-Motoren des Seat Ibiza ST ziehen. Dabei ist etwa der Turbo-Benziner durchaus in der Lage, Dampf zu machen.
Zwar macht Kleinvieh auch Mist, wie man so schön sagt, aber eben deutlich weniger als so manches große Rindvieh. Das gilt auch für Motoren. Das Prinzip ist einleuchtend: Je kleiner das Triebwerk, desto weniger CO2 wird in die Atmosphäre geblasen. Aus diesem Grund müssen immer kleinere und sparsamere Motoren her, die genügsam sind und am besten leistungsmäßig dennoch ordentlich was zu bieten haben. Genau das ist bei den beiden neuen 1,2-Liter-Motoren für Seats Kleinwagen Ibiza ST der Fall.
Der Vierzylinder-Benzinmotor mit Turboaufladung holt aus seinen vier Töpfen 77 kW/105 PS heraus und schickt bis zu 175 Nm an die Vorderachse des Kleinwagenkombis. Der aus dem VW Polo bekannte Antrieb erweist sich vor allem in Kombination mit dem Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe als echter Freudenspender. Denn der Ottomotor ist beim Mitschwimmen im Großstadtverkehr, beim Ampelstopp und beim Autobahngleiten erfreulich leise. Der Sparsamkeit wegen bleibt er stets im unteren Drehzahlbereich. Beim Tritt aufs Gaspedal oder im Sportmodus dreht der Vierzylinder zwar hoch, doch ist der dabei ertönende typisch hohe Vierzylinder-Sound äußerst dezent und bleibt durch gute Isolierung weitestgehend außen vor.
Es geht nicht nur ums Sparen
Doch bei dem kleinen Turbo-Benziner geht es nicht nur ums Sparen. Auch bei 1,2 Liter Hubraum darf es ab und an richtig rund gehen. Beweise gefällig? Kein Problem für den TSI. Denn wer kräftig auf die Tube drücken will, muss den Motor nur einmal bitten, und zwar mit dem rechten Fuß. Ein entschiedener Tritt aufs Gaspedal genügt und der Benziner zeigt, dass er auch flotte Gangarten beherrscht. So sind mit dem eher für den Stadtverkehr gedachten Flitzer auch Autobahnfahrten souverän zu meistern. Immerhin erreicht der Kleinwagenkombi mit Automatikgetriebe an Bord Tempo 100 nach 10,0 Sekunden.
Einziger Haken: Der vom Hersteller versprochene Verbrauch von 5,3 Litern ist in der Praxis nicht erreichbar. Selbst beim äußerst entspannten, gleichmäßigen Segeln mit Tempo 80 über die Stadtautobahn ist der vom Bordcomputer angezeigte Wert nie unter 6, 1 Liter gefallen.
Der Diesel schafft Kraft aus drei Zylindern
Auch der Preis ist durchaus selbstbewusst: 17 390 Euro für den Kleinen mit dem neuen Motor sind Minimum. Wer das flott schaltende DSG haben möchte, sollte schon 18 790 Euro parat haben. Das Gegenstück zum 1,2-Liter-TSI ist der 1,2-Liter-Diesel namens "TDI". Trotz identischen Hubraums gibt es zwischen den beiden Antrieben einen kleinen, aber feinen Unterschied: Während der Ottomotor seine Kraft aus vier Zylindern schöpft, arbeitet der Diesel mit nur drei Töpfen, aus denen er 55 kW/75 PS holt. In Kombination mit der Start-Stopp-Automatik erreicht die Selbstzünderversion des Ibiza einen rekordverdächtigen Verbrauchswert von 3,4 Litern Diesel, was einem CO2-Ausstoß von 89 Gramm pro Kilometer entspricht. Damit ist er seinem Modellbruder VW Polo Blue Motion, der vom gleichen Antrieb in Fahrt gebracht wird, dicht auf den Fersen. Denn der Wolfsburger Kleinwagen verbraucht nach EU-Norm nur 3,3 Liter Diesel und lässt dabei 87 Gramm des Klimagases pro Kilometer in die Atmosphäre und ist damit einer der verbrauchsärmsten Kleinwagen auf dem Markt.
Diese rekordverdächtigen Werte sind beim Spanier für 16 800 Euro inklusive Start-Stopp-Automatik zu haben. Wer aber auf die Motorpausen beim Ampelstopp und dem damit verbundenen 0,2 Liter Minderverbrauch und eine nur um drei Gramm CO2 bessere Emissionsbilanz verzichten kann, bezahlt dann nur 16 150 Euro.
Fazit: Mit seinen beiden modernen Motörchen zeigt der Ibiza ST nun, dass es nicht immer nur auf die Größe ankommt - oder eben doch, aber im umgekehrten Sinne. Denn manchmal darf es eben auch ein wenig weniger sein. (mid)