Essen. . Noch ist der Bio-Sprit E 10 an den Ruhrgebiets-Tankstellen gar nicht erhältlich. Die Verunsicherung unter Autofahrern und Mineralölketten ist dennoch groß. Der Ärger ist unbegründet: Denn die weitaus meisten Pkw vertragen E 10.

Die neue Spritsorte Super E 10 tröpfelt in Deutschland erst langsam in den Markt. Ärger um den neuen Kraftstoff mit zehnprozentigem Anteil von Ethanol gibt es bereits genug. Dabei ist er unbegründet, denn fast alle können, aber niemand muss Super E 10 tanken. Wer es nicht tut und beim alten Super mit fünfprozentigem Ethanol-Anteil (E 5) bleibt, zahlt lediglich unter dem Strich zwei Cent pro Liter drauf.

Zur Verwirrung kommt es aus vielen Gründen. Der ADAC warnte medienwirksam davor, dass bereits eine „Fehlbetankung“ mit Super E 10 einen unumkehrbaren Motorschaden verursachen würde. Dabei trifft dies, wenn überhaupt, nur auf einige hunderttausend Autos zu.

Von der Automobilindustrie gab es bislang nichts zum Thema zu hören. Gerade deutsche Hersteller mit dem hohen Durchschnittsverbrauch ihrer Autos profitieren besonders von der Erhöhung des Biospritanteils. Der wird nämlich auf den CO2-Ausstoß und das Erreichen der Klimaziele an­gerechnet. Der Verband der Automobilindustrie ging schon 2008 davon aus, dass 98 Prozent aller benzinbetriebenen Autos aus Deutschland E 10-tauglich sind.

Blamage für Gabriel

Bislang fand sich auch kein Berliner Spitzenpolitiker, der die E 10-Einführung offensiv verteidigen wollte. Das ist kein Wunder. Der damalige Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) musste im Frühjahr 2008 die Einführung von Super E 10 abblasen, eine peinliche Blamage. Und längst zweifeln Wissenschaftler da­ran, dass der Biosprit Ethanol auch ein Ökosprit ist. Zudem entfallen die für die Biospritproduktion genutzten Anbauflächen für die Nahrungsmittelherstellung.

Unter Gabriel sollte Super E 10 nicht zusätzlich angeboten werden, sondern Super E 5 ersetzen. Das hätte alle Fahrer von E 10-untauglichen Autos gezwungen, den viel teureren Kraftstoff Super Plus zu tanken. Das ist diesmal anders. E 5 bleibt erhalten und wird fünf Cent pro Liter mehr kosten.

Das entspricht zurzeit ei­nem Aufschlag von nicht einmal vier Prozent gegenüber E 10. Gleichzeitig ist aber En­ergiegehalt von E 5 rund an­derthalb Prozent höher, der Verbrauch entsprechend ge­ringer. Bleibt ein Preisvorteil für E 10 von zwei Prozent oder drei Cent pro Liter.

Fahrzeuge dieser Massenhersteller sind E 10-tauglich:

- Alfa 159, Brera und Spider ab Baujahr 2008

- Audi außer erste Benzindirekteinspritzermodelle von 2002 bis 2004 sowie A4 mit benzinbetriebener Standheizung von 2000 bis 2008

- BMW inklusive Mini

- Citroen (ab Baujahr 2000)

- Chrysler (ab 1989)

- Dacia, Fiat/Lancia (alle Mo­delle mit mindestens Abgasnorm Euro III ab 2000, außer vielen Modellen mit Sechzehnventil-Motoren, kostenlose Hotline 00800/ 34280000)

- Ford (außer Mondeo SCI Baujahr 2004 bis 2006 mit Benzindirekteinspritzung)

- Honda (alle Mo­delle mit Einspritzanlage)

- Hyundai (ab 1992)

- Jaguar (ab 1992)

- Jeep (ab 1989)

- Kia, Land Rover (ab 1996)

- Mercedes (alle Modelle ab 1986 mit Dreiwege-Katalysator und Einspritzanlage, Ausnahme: di­rekteinspritzende CGI-Motoren von 2002 bis 2005 in C-Klasse und CLK)

- Mitsubishi (alle außer GDI-Motoren mit Benzindirekteinspritzung)

- Opel (alle außer 2,2-Liter-Motor mit Benzindirekteinspritzung)

- Peugeot (ab 2000)

- Porsche (alle, Neunelfer seit dem ab August 1997 gebauten Modell 996)

- Re­nault (alle seit Baujahr 1997, die mindestens Euro III erfüllen, Ausnahme: 2,0-Liter-Motor mit Benzindirekteinspritzung und Modelle mit dem von 2000 bis 2002 gebauten 2,0-Liter-Turbomotor)

- Saab, Seat (ab 1999, Ibiza ab dem 2002 neuen Modell)

- Skoda (ab 1996), Smart, Suzuki (ab 1992)

- Toyota (ab 1998, außer Avensis 2,0- und 2,4-Liter-Motor von 2000 bis 2008)

- Volkswagen (außer den Modellen mit direkteinspritzenden FSI-Motoren von 2001 bis 2006. Bei Golf V und Touran mit FSI-Motoren lohnt sich das Nachfragen. Sie sind sind ab 2004 E 10-tauglich.)

- Volvo (alle seit 1976 außer S40/V40 von 1998 bis 2004 mit benzindirekteinspritzendem GDI-Motor von Mitsubishi).