Essen. Die Älteren unter uns erinnern sich oft an ihre erste Fahrt in einem Seat, der fast immer ein Marbella war. Die Erinnerung ist nicht immer eine gute. Graue Vergangenheit. Der jüngste Spanier heißt Ibiza ST. Auch er hat nicht nur Stärken.
Angejahrte erinnern sich oft an ihre erste Fahrt mit einem Seat, weil es fast immer ein Marbella war. In Erinnerung blieb da meist die erste mit dem Panda-Verschnitt genommene Kurve (lebensgefährlich) und der erste ernsthafte Bremsversuch (tödlich). Was spricht dafür, dass der jüngste Seat einen genauso nachhaltigen Eindruck macht?
Der jüngste Spanier, das ist der Ibiza ST. Es ist der kompakte Kombi, den es bei Volkswagen nicht gibt. Auf den Zwillingsbruder VW Polo als Variant darf weiterhin gewartet werden. Die Alternative im Konzern ist der Skoda Fabia, ein sehr praktischer, aber mit dem wuchtig wirkenden Heck nicht besonders hübsch geratener Kompaktkombi. Kompakt ist relativ: Der Ibiza wuchs als ST um 18 Zentimeter und misst wie der Fabia Combi bereits über 4,20 m (der erste Golf Variant mit laut VW-Werbung „Happy End“ kam vor 20 Jahren auf 4,34 m). Der Aufpreis des ST (ab 12 300 Euro) gegenüber dem fünftürigen Ibiza beträgt 750 Euro.
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Zur weiteren Erinnerung: Einmal gab es zumindest dem Namen nach einen Polo Variant. Es war (von 1997 bis 2001) ein Seat Cordoba Kombi, dem man ein VW-Emblem aufgeklebt hatte – ein schlimmer Fall von „badge engineering“ (übersetzt: Auto-„Entwicklung“ durch Aufkleben eines Markenemblems), oder eines auf gut Deutsch: von automobiler Mogelpackung. Der Polo Variant fiel durch, weil zu wenig von dem transportierte, was einen Volkswagen auszeichnet: praktische Veranlagung, solide Verarbeitung, klares Design.
Inzwischen gibt es längst keinen Cordoba mehr bei Seat, schließlich sollte der ehemalige Brot-und-Butter-Auto-Hersteller fürs spanische Volk in eine emotional aufgeladene Marke mit Designanspruch transponiert werden und Alfa Konkurrenz machen.
Sorgenkind des Volkswagen-Konzerns
Genutzt hat es aber nichts. Seat ist das Sorgenkind im Volkswagen-Konzern geblieben. Selbst auf dem Heimatmarkt spielt man nicht mehr die Rolle des unumstrittenen Marktführers, während Schwestermarke Skoda von einem Produktionsrekord zum nächsten eilt.
In Deutschland soll BVB-Trainer Jürgen Klopp als Werbeträger zu einem dynamischen Image verhelfen. Dynamisch ist der Ibiza ST allemal. Die Sitze sind gut und die Motoren und sonst noch alles, was von VW stammt. Bei der Wertigkeit und der Anmutung endet dann die Parallele. Im seltsamen orangenen Licht der Instrumente sieht die graue Hartkunststofflandschaft des Armaturenbretts so gar nicht nach Spanien aus, wenn man darunter ein hochstehendes Kulturland versteht. Und das Radio kommt einem span... – lassen wir das lieber. Die Rücksitze lassen sich nicht flach an den Boden legen, und mit der Variabilität ist es nicht weit her.
Dass der Ibiza ST kein Raumwunder sein will und kann, ist verzeihlich. Dass Seat nicht alles herausgeholt hat im Meisterschaftsrennen der kleinen Kombis, weniger. Dass würde Jürgen Klopp seinem Team nie durchgehen lassen.